Estringen

Estringen

Bramsche ist ein ehemals selbstständiges Dorf mit etwa 2800 Einwohnern im Emsland in Niedersachsen, das seit 1974 ein Stadtteil von Lingen (Ems) ist. Bramsche liegt an der B 70, die nach Rheine führt. Der Ort hatte acht Bauernschaften: Kring, Wesel, Sommeringen, Hüvede, Mundersum, Estringen, Rottum, Polle, die sich zum Teil selbst verwalteten.

Inhaltsverzeichnis

Landschaft

Die Landschaft um Bramsche ist geprägt von der Ems, dem Dortmund-Ems-Kanal und der Aa. Westlich des Ortsteils liegt das Landschaftsschutzgebiet Aaberge. Der renaturierte Südbach wurde zum Naturdenkmal erklärt. Ein Naturdenkmal war auch die so genannte "1000-jährige Eiche", die angezündet und dadurch weitgehend zerstört wurde; es steht nur noch der Stamm. Zur Erholung der Einwohner dient eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete des Emslandes. Natur aus "zweiter Hand" stellt die Kanalruine dar, Rest eines vor dem Krieg geplanten Kanals, der nie fertiggestellt wurde.

Geschichte

Ausgrabungen sowie Stein- und Hügelgräber belegen, dass in der Gegend von Bramsche schon in der mittleren Jungsteinzeit (ca. 4.000 - 2.000 v. Chr.) Menschen siedelten. Die Hügelgräber wurden von den Leuten der Trichterbecherkultur errichtet.

Bramsche erscheint um das Jahr 1000 erstmals im Werdener Urbar als Teil des Venkigaus. Das Corveyer Heberegister erwähnt Bremesge ebenfalls um 1000. In einer Urkunde von 1463 heißt es: Bramesche op den Huuetfelde in den Ampte von Lynge belegen.

Die Nachkriegszeit war durch die Not der Heimatvertriebenen geprägt. Zu dieser Zeit waren zeitweise zwei Drittel der Bevölkerung Bramsches Flüchtlinge. Nach 1950 entwickelte Bramsche sich von einer landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zu einem Ort mit geschäftlicher und handwerklicher Orientierung. Es sind außerdem mehrere große Industriebetriebe und das Atomkraftwerk Lingen hier angesiedelt. 1964 schlossen sich die fünf Ortschaften Bramsche, Wesel, Sommeringen-Hüvede, Mundersum und Estringen zur Samtgemeinde Bramsche zusammen. Diese wurde zehn Jahre später zu einem Stadtteil von Lingen (Ems).

Herleitung der Namen und Geschichte der Ortsteile

Beim Namen Bramsche (alt: Bremesge, später Bramesche) leitet sich das Bestimmungswort von germ. brem, bram = Dorn, Stachel; aus idg. bhrom/bhrem = eine Spitze bilden, vgl. althochdtsch. bráma = Dornstrauch, Dornengestrüpp. Evtl. kann bram auch für Ginster stehen. Das Grundwort esge wird noch plattdtsch. als eske = (Esch), für eine Fläche ohne Baumbestand benutzt. Es handelte sich somit entweder um einen mit Dornengestrüpp bewachsenen, baumlosen Versammlungsort oder einen Esch im Ginstergelände.

Kring, von germ. crange = kreisförmiger Ort; ursprüngliches Gebiet der Gerichtsbarkeit und des Asylrechts der Herrschaft des Gutes Spiek. Die hier vorhandenen Höfe waren alle eigenhörig. Der Sage nach soll die Größe dieses Ortes durch Umspannen mit einem Seidenfaden festgestellt worden sein. Kring ware nicht selbständig. Die Verwaltung erfolgte durch Bramsche.

Wesel (alt: Weselo), von wis = Wasser und lo, loh = Gehölz bedeutet Holzbestand in nassem Gelände. Wesel liegt südlich von Bramsche. Hier sind, besonders in Lögerings Tannen, viele vorgeschichtliche Funde gemacht worden.

Sommeringen (alt: Sumerhamen, später Somerhamen,1285) ist gleichbedeutend mit Sommerweide. Dabei ist eng, ing ein altsächsisches Wort mit der Bedeutung Weide-, Wiesen- oder Ackerfläche größeren Umfanges. Um 1150 lieferte ein Ezzelin aus Sumerhamen 23 Maß Korn über den Oberhof in Schapen an Werden. Ham = Wiese.

Hüvede (alt: Huvida, Hubide, Hufden), erstmals 890 im Werdener Heberegister erwähnt. Thiadrad und Ermund hatten Abgaben an Werden zu zahlen. Ein Hof Hüvett hat noch 1905 in Hüvede bestanden. Hüvede wurde immer gemeinsam mit Sommeringen verwaltet.

Mundersum (alt: Munersde 1150, Munersen, Munersum 1550). Das Bestimmungswort mund verweist auf einen Versammlungsort. Die Endigungen -ina, -ini, -ine, -inun, -enan, -enun, -um, -un, -ene, -en kommen in zahlreichen Ortsnamen anstelle eines abgeschlissenen Grundwortes vor, ohne dass sich entscheiden lässt, ob sie auf einunddasselbe oder auf mehrere ursprüngliche, alte Wörter zurückgehen. Darin steckt ein allgemeines Grundwort mit der Bedeutung „Siedlung“. Das im Emsland häufige -um ist, wie man auch hier sehen kann, eine jüngere Form, die zum Teile an die Stelle älterer getreten ist, beispielsweise auch bei Dersum statt Dersinun, Walchum für Walkiun, Baccum statt Baccamun. Der Ort grenzt an Baccum. Um 1150 hatte ein Markwardus 16 Scheffel Korn und einen Widder an den Oberhof in Schapen zu liefern. Der Hof Wulfekotte war nach einer Überlieferung Ausgangspunkt und Jagdherberge für nächtliche Wolfjagden.

Estringen (alt: Asderigun 1000) wurde erstmals um 1000 im Werdener Heberegister als Teil des Venkigaus erwähnt. Zahlreiche Funde steinzeitlicher Gerätschaften belegen, daß dieser Ort schon in der Steinzeit große Bedeutung gehabt haben muß. Die Herkunft des Bestimmungswortes ist unklar. Das Grundwort -ingen steht für eine Ortsnamenendung vorgeschichtlichen Ursprungs; Diese geht auf eine siedelnde Sippe oder ganz allgemein auf Ansiedlung zurück.

Rottum (alt: Rotmen 1287) aus Rotham, Rothem, östlich von Estringen; bezeichnet eine gerodete Waldfläche. Später von Estringen verwaltet.

Polle wird erstmals um 1180 genannt. Damals hatte ein Herimann acht Maß Korn an den Oberhof in Schapen zu liefern. Der Hof Pollmann war den Tecklenburgern eigenhörig. Möglicherweise leitet sich der Name von der gräflichen Pohlmöhle ab, in deren Nähe eine Furt durch die Aa ging. Der alte Botenweg von Lingen nach Rheine führte über diese Fuhrt, durch den Poller Sand. Auf dem Gelände des Landwirts Pollmann wird dieser Weg zu einem Hohlweg. Dieser Hohlweg war öfters Schauplatz von Überfällen der Tecklenburger. Auf Poller Grund wurde das Atomkraftwerk Lingen errichtet. Die Rottum und Polle waren nicht selbstständig. Die Verwaltung erfolgte durch Estringen.

Entwicklung einzelner Ortsteile

Einwohnerzahl 1880 1900 1925 1933 1939 1950 2009[1]
Bramsche 227 288 320 372 395 693 2.247
Sommeringen 117 132 k.A. 169 150 186 N/A
Wesel 350 412 506 537 536 772 N/A
Hüvede 383 449 520 475 505 659 N/A
Estringen-Polle 224 273 k.A. 233 254 378 250
Hüvede-Sommeringen k.A. k.A. 256 313 315 407 268
Mundersum 277 308 137 139 137 213 88

Kultur

Das kulturelle Leben in Bramsche wird wesentlich von den Vereinen getragen. Nicht von ungefähr heißt das Heimathaus "Haus der Vereine". Es wuchs aus der restaurierten Mühle und der alten Ortmannschen Scheune, die -ebenfalls im Rahmen der Dorferneuerung- in den Ortskern versetzt wurde. Ein Highlight im gesellschaftlichen Leben der Dorfgemeinschaft ist das Schützenfest, das in jedem Jahr an Christi Himmelfahrt stattfindet. Der Ort des Geschehens ist die Wiese vor dem großen Sport-Centrum, dort trifft sich dann das ganze Dorf um dieses bei Jung und Alt beliebte Fest miteinander zu feiern.

Der Ortskern wurde neu gestaltet, die Vereine und bürgerschaftlichen Gruppen erhielten ein Heimathaus, der Schulplatz wurde saniert. Der Sportverein ist die SG Bramsche e.V. 1966.

Ebenso von nennenswerter Bedeutung ist der 2005 gegründete, Fanclub "Red Barons" des Fußballvereins Hannover 96. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig zu ihren Fanclubsitzungen und fahren regelmäßig zu den Spielen des Bundesligisten um als 12. Mann die Mannschaft zu unterstützen. Bedeutungsvoller und wesentlich nennenswerter ist jedoch der Fanclub des F.C. Schalke 04. Bereits im Jahr 2000 gründeten sich die "Bramscher-Blue-Devils".

Industrie

Mehrere der großen Lingener Unternehmen arbeiten in Bramsche: Kernkraftwerk, Benteler, Advanced-Nuclear-Fuels und Bärlocher. Aber auch mittelständische Betriebe fanden hier ihre Heimat. Nach wie vor jedoch sind die umliegenden Ortsteil (Estringen, Polle, Hüvede etc.) stark geprägt von der Landwirtschaft.

Literatur

  • Ernst Förstemann, Hermann Jellinghaus (Herausgeber) - Altdeutsches Namenbuch, Band II, 1 und 2: Ortsnamen, Bonn 1913/1916 (Nachdruck: Band II, 2, Hildesheim 1967/1983, ISBN 3-487-01733-4)
  • Hermann Abels - Die Ortsnamen des Emslandes, in ihrer sprachlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 1929
  • Lehrerverein der Diözese Osnabrück - Der Kreis Lingen. Beiträge zur Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück Heft I, Verlag R. van Acken, Lingen/Ems 1905
  • Werner Kaemling - Atlas zur Geschichte Niedersachsens, Gerd J. Holtzmeyer Verlag, Braunschweig 1987, ISBN 3-923722-44-3
  • Chr. Oberthür, Fr. Busche, Fr. Barth, Heinrich Dünheuft - Heimatkarte des Kreises Lingen mit statistischen Angaben, Verlag R. van Acken, Lingen/Ems 1953
  • Hans Behrens: Landwirtschaftliche Geschichtstafel für Weser-Ems, Daten aus 300 Jahren Verbandsarbeit. Isensee Verlag, Oldenburg 2000, ISBN 3-89598-681-X
  • Statistik des Deutschen Reichs Ergebnissen verschiedener Volkszählungen, Berlin 1883-1944
  • Niedersächsisches Amt für Landesplanung und Statistik - Statistisches Jahrbuch 1950, Hannover 1950

Einzelnachweise

  1. Lingen.de -> Zahlen und Daten

52.4572222222227.36361111111117Koordinaten: 52° 27′ N, 7° 22′ O


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