- Tecklenburg
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Wappen Deutschlandkarte 52.2191666666677.8141666666667200Koordinaten: 52° 13′ N, 7° 49′ OBasisdaten Bundesland: Nordrhein-Westfalen Regierungsbezirk: Münster Kreis: Steinfurt Höhe: 200 m ü. NN Fläche: 70,37 km² Einwohner: 9.159 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 130 Einwohner je km² Postleitzahl: 49545 Vorwahl: 05482 Kfz-Kennzeichen: ST Gemeindeschlüssel: 05 5 66 088 NUTS: DEA37 Stadtgliederung: 4 Stadtteile Adresse der
Stadtverwaltung:Zum Kahlen Berg 2
49545 TecklenburgWebpräsenz: Bürgermeister: Stefan Streit (SPD) Lage der Stadt Tecklenburg im Kreis Steinfurt Tecklenburg ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen mit etwa 9.600 Einwohnern. Sie liegt südwestlich von Osnabrück am Teutoburger Wald. Sehenswert ist der frühneuzeitliche Stadtkern mit vielen Fachwerkhäusern. Tecklenburg liegt im Tecklenburger Land und ist damit Namensgeber für eine Region mit elf Städten und Gemeinden im nördlichen Westfalen. Des Weiteren war Tecklenburg der Namensgeber und Verwaltungs- bzw. Regierungssitz des Kreises Tecklenburg und der Grafschaft Tecklenburg.
Aufgrund der überdurchschnittlich gut erhaltenen mittelalterlichen Bausubstanz, die mit dem Stadtbild von Rothenburg ob der Tauber vergleichbar ist, wird Tecklenburg auch als „westfälisches Rothenburg“ bezeichnet. Denkmalgeschützte Baudenkmäler sind in der Liste der Baudenkmäler in Tecklenburg enthalten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Grafen von Tecklenburg besaßen im 13. und 14. Jahrhundert zeitweise die Kirchenvogteirechte über Münster und Osnabrück und waren durch Auseinandersetzungen mit den benachbarten Bistümern und Herrscherhäusern sowie Erbfolgen und Ehen in wechselnden Verhältnissen insbesondere mit den Grafen von Bentheim und den Herren von Steinfurt verbunden. Sie gründeten das Kloster Malgarten in Bramsche. In der evangelischen Pfarrkirche von Tecklenburg befindet sich das Grabmal des Grafen Konrad von Tecklenburg († 1557), das der Bildhauer Johann Brabender aus Münster (Westfalen) schuf.
Die Grafen besaßen unter anderem Herrschaftsrechte, Ländereien und Schlösser im südwestlichen Niedersachsen sowie insbesondere in den Herrschaften Lingen, Rheda und Limburg und am Niederrhein. Die Stadt Tecklenburg wurde 1226 als Suburbium urkundlich erwähnt und 1388 erstmals „stad“ genannt. Sie erhielt zu Beginn des 17. Jahrhunderts vom Grafen Adolf von Bentheim-Tecklenburg ein eigenes Stadtrecht. 1707 kam Tecklenburg unter preußische Herrschaft, nachdem das Königreich Preußen Grafschaft und Stadt gekauft hatte.
Die Grafschaft Tecklenburg gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis.
Unterhalb des Südwesthangs des Teutoburger Waldes befindet sich das Wasserschloss Haus Marck, ein im 14. Jahrhundert erbauter Herrensitz, auf dem 1643 die Vorverhandlungen zum Westfälischen Frieden stattfanden.[2]
Wichtigster Wirtschaftsfaktor war im 17. und 18. Jahrhundert die Produktion des so genannten Tecklenburger Löwendlinnens, grobe Leinwand, die insbesondere nach England, in die Niederlande und nach Spanien verkauft wurde.
Nach erfolglosen Versuchen, die Burg instandzusetzen, begann man auf Anordnung der preußischen Regierung, ab 1744 Teile der Burg zu schleifen. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege wurde 1815 der Landkreis Tecklenburg gebildet.
Die Stadt war bis 1974 Sitz der Kreisverwaltung. Bei der Kreis- und Gemeindegebietsreform, die am 1. Januar 1975 in Kraft trat, wurden die Orte der Amtsgemeinde Tecklenburg (Brochterbeck, Leeden, Ledde und Tecklenburg) zur Stadt Tecklenburg zusammengeschlossen und aus dem Kreis Tecklenburg und dem alten Kreis Steinfurt der neue Kreis Steinfurt gebildet.[3]
Wappen
Ein durch einen blauen Balken mit goldenem (gelben) liegendem Anker geteilter silberner (weißer) Schild. Im Schildhaupt zwei rote Seerosenblätter und im Schildfuß ein rotes Seerosenblatt.[4]
Besonderheiten
Die Burg Tecklenburg, die heute als Bühne der Freilichtspiele Tecklenburg benutzt wird, war im Mittelalter wegen ihrer günstigen Lage, durch die eine wichtige Passstraße über den Osning kontrolliert und Zölle und Abgaben verlangt werden konnten, regional von großer Bedeutung. Sowohl die Burg als auch die Stadt waren ein Stützpunkt auf der Handelsstrecke Lübeck–Bremen–Münster–Köln. Gleichzeitig führte eine Teilstrecke des Jakobsweges über diesen Pass, die die Pilger des nördlichen Europa auf dem Weg zum Grab des Apostels nach Santiago de Compostela benutzten. Auch den Rompilgern wurde der Weg über Tecklenburg empfohlen.
Das dem reformierten Glauben angehörende Grafenhaus unterstützte den aus Brabant stammenden Arzt Johann Weyer (oder Wier), der sich in Deutschland als erster öffentlich gegen die Hexenverfolgungen ausgesprochen hatte. Insbesondere die von 1562 bis 1580 herrschende Gräfin Anna von Tecklenburg-Schwerin, die selbst Heilkräuterkundige war, förderte seine Tätigkeit. Die Exzesse der Hexenverbrennung wurden so im Tecklenburger Territorium verhindert. 1588 starb Weyer auf der Tecklenburg. Er wurde in der Stadtkirche bestattet; zu seinem Gedenken wurde 1884 der Wierturm errichtet.
Heute ist das Thema Hexen ein touristischer Anziehungspunkt der Stadt. Der Rundwanderweg „Hexenpfad“ führt von der Burgruine aus über die sogenannte Hexenküche, das Rolandsgrab und am Heidentempel vorbei nach etwa fünf Kilometern zurück in die Stadt. Über diese Orte sind viele Sagen und Geschichten überliefert.
Aus der Tecklenburger Bürgerfamilie Krummacher stammen zwei bekannte evangelische Theologen, die die niederrheinische Erweckungsbewegung stark beeinflussten. Es sind die Brüder Friedrich Adolf Krummacher (1767–1845) – seine auch von Goethe rezensierten Parabeln waren in ganz Deutschland und in Übersetzungen im europäischen Ausland verbreitet – und Gottfried Daniel Krummacher (1774–1837). An Friedrich Adolf Krummacher erinnern in Tecklenburg die Krummacherstraße, das Krummacher-Haus und die Krummacher-Schule.
Ein weiterer berühmter Sohn der Stadt ist der Theologe Friedrich von Bodelschwingh der Ältere, der in Bielefeld die V. Bodelschwinghsche Anstalten Bethel aufbaute.
Aus dem Ortsteil Leeden stammte wahrscheinlich die Patrizier- und Adelsfamilie Leden, die im Mittelalter einen Bürgermeister und zwei zweite Bürgermeister der Altstadt von Osnabrück stellte. Sie hatte dort ihren Sitz im Ledenhof, einem Steinwerk mit Palas, sowie im Schloss Ledenburg in Nemden.
Politik
Kommunalwahl 2009Wahlbeteiligung: 67,8 %%40302010035,6%31,5%15,7%14,3%2,8%Gewinne und VerlusteStadtrat
Die Sitzverteilung im Rathaus nach der Kommunalwahl vom 26. September 2004:
Die Sitzverteilung im Rathaus nach der Kommunalwahl vom 30. August 2009:
Verkehr
Eisenbahnverkehr
Der ehemalige Bahnhof Tecklenburg liegt an dem Streckenabschnitt Lengerich–Ibbenbüren / Hafen Dörenthe der Teutoburger Wald-Eisenbahn und wird heute nur noch für den Güterverkehr und Sonderfahrten genutzt.[5]
Straßenverkehr
Über die Anschlussstelle „Lengerich“ der Bundesautobahn A 1 ist Tecklenburg erreichbar.
Flugverkehr
Der Flughafen Münster-Osnabrück ist etwa 19 km entfernt.
Geografie
Stadtgliederung
Das Stadtgebiet der Stadt Tecklenburg umfasst insgesamt vier Stadtteile:
- Tecklenburg
- Brochterbeck (mit den Bauerschaften Oberdorf, Niederdorf, Holthausen, Wallen-Lienen und Horstmersch)
- Ledde (mit den Bauerschaften Danebrock, Oberbauer und Wieck)
- Leeden (mit den Bauerschaften Loose und Oberberge)
Nachbargemeinden
Das Stadtgebiet mit allen vier Ortschaften grenzt an insgesamt sieben Städte und Gemeinden. Dabei handelt es sich um die Ortschaften Ibbenbüren, Westerkappeln, Lotte, Hagen a. TW, Lengerich, Ladbergen und Saerbeck.
Städtepartnerschaften
Partnerstadt ist Chalonnes-sur-Loire (F)
Öffentliche Einrichtungen
Freiwillige Feuerwehr
Insgesamt vier Löschzüge befinden sich in den Ortschaften Brochterbeck, Ledde, Leeden und Tecklenburg.
Polizei
Eine Dienststelle befindet sich im Untergeschoss des Rathauses in Tecklenburg.
Grundschulen
Insgesamt gibt es vier Grundschulen:
- Bruder-Klaus-Schule Brochterbeck
- Grundschule Stiftsschule Leeden
- Friedrich-Adolf-Krummacher-Schule Tecklenburg (Nebenstelle der Bruder-Klaus-Schule Brochterbeck)
- Grundschule Ledde
Weiterführende Schulen
- Ganztagshauptschule Tecklenburg
- Graf-Adolf-Gymnasium
Weitere Einrichtungen
- Kreishaus Tecklenburg
- Kreisjugendamt Tecklenburg
- Amtsgericht Tecklenburg
- Diakonisches Werk im Kirchenkreis Tecklenburg
- Evangelische Jugendbildungsstätte Tecklenburg
- LWL Jugendheim Tecklenburg
Söhne und Töchter der Stadt
- Adolf von Tecklenburg (um 1185–1224), Bischof von Osnabrück
- Kord Baeumer (1926–1998), Pflanzenbauwissenschaftler
- Friedrich von Bodelschwingh der Ältere (1831–1910), Theologe
- Wilfried Grunendahl (* 1952), Politiker
- Friedrich Adolf Krummacher (1767–1845), Theologe
- Erwin Vierow (1890–1982), General der Infanterie
Literatur
- Friedrich Ernst Hunsche: Tecklenburg 1226–1976. Suburdium – Wicbeld – Stadt. Hrsg. v. d. Stadt Tecklenburg, Tecklenburg 1976.
- Gerhard Arnold Rump: Des Heil. Röm. Reichs uhralte hochlöbliche Graffschafft Tekelenburg. Bremen 1672, 1. Nachdruck Bremen 1935, 2. Nachdruck Tecklenburg 1988.
- Siegfried Rauer: Historische Nachricht von der Grafschaft Tecklenburg (um 1670). In: Tecklenburger Beiträge III. Hrsg. v. Geschichts- und Heimatverein Tecklenburg, Tecklenburg 1996, S. 31–60.
- Christof Spannhoff (Hrsg.): Die „Kurtze Beschreibung der Uhralten Grafschaft Tecklenburg und der Herschaft Rheda“ des Moritz Meier (um 1685). Norderstedt 2008.
Weblinks
Commons: Tecklenburg – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Tecklenburg in der Topographia Westphaliae (Matthäus Merian) – Quellen und VolltexteEinzelnachweise
- ↑ Amtliche Bevölkerungszahlen. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 27. Juni 2011. (Hilfe dazu)
- ↑ NRW-Stiftung „Natur. Heimat. Kultur“: Wasserschloss Haus Marck bei Tecklenburg – Wiege des Westfälischen Friedens
- ↑ Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
- ↑ Blasonierung – Heraldry of the World
- ↑ Güterverkehr der Teutoburger Wald-Eisenbahn
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