- Etchi
-
Etchi (jap. エッチ), auch: Ecchi, ist ein häufiger Euphemismus der japanischen Sprache für sexuelle Anspielungen. Es wird als Adjektiv benutzt, im Sinne von schmutzig, unanständig, frivol; als Verb (etchi suru), im Sinne von Schmutziges, Unanständiges, Frivoles tun oder miteinander schlafen oder als Substantiv, zur Bezeichnung von jemandem, der etchi ist. Synonym verwendet wird ero (von Eros).
Inhaltsverzeichnis
Ursprung
Das Wort war während der 1950er Jahre Teil des Jargons japanischer Oberschülerinnen[1] und ist die Aussprache des Buchstabens H – abgeleitet von der englischen Aussprache von H als /eɪtʃ/. Der Ursprung ist nicht genau bekannt und es gibt mehrere verbreitete Theorien:
- Es wird vermutet, dass Etchi der Anfangsbuchstabe des japanischen Wortes hentai (dt. „pervers“) in Lateinschrift ist,[2] das für sich vieles bezeichnet, was unter den in Japan allgemein geltenden Normen der Gesellschaft als sexuell anstößig gilt.[3]
- Eine andere Theorie besagt, dass sich das H von dem ersten Buchstaben des Wortes harenchi (破廉恥, dt. „Unverschämtheit“, „Schamlosigkeit“) ableitet und seit den 1960er Jahren in der Umgangssprache jüngerer Leute Einzug hielt.[4]
- Aber es wird auch nicht ausgeschlossen, dass sich Etchi vom ersten Buchstaben des Wortes himitsu (秘密, dt. „Geheimnis“) ableitet. Es wurde im Jahr 1952 in der Abhandlung Shiroi Magyo (白い魔魚) von Seiichi Funabashi bekannt und in den 1990er Jahren, in Bezug zu dem sexuellen Akt selbst, wieder aufgegriffen.[5] So wird der Komiker Sanma Akashiya (明石家 さんま) immer wieder in dem Zusammenhang genannt, zur Verbreitung und Popularisierung der Wortschöpfung beigetragen zu haben.
Etchi und Hentai als Kategorien bildlicher Darstellungen
Hentai und Etchi werden im Westen oft getrennt voneinander verwendet. Anders als in Japan, wo sie als allgemeine, gleichwertige Bezeichnungen für versaut und pervers benutzt werden, stellen die beiden Wörter im Westen abgestufte Genrebezeichnungen von Manga und Anime mit sexuellen Inhalten dar. Es hat sich dabei eingebürgert, die Begriffe nach Härte der Darstellung zu unterscheiden: Etchi bezeichnet üblicherweise eher softerotische Manga und Anime (d. h. keine explizite Darstellung von Geschlechtsorganen oder -verkehr), während der Begriff Hentai für hart gezeichnete Pornographie steht. Die Übergänge zwischen Etchi und dem so genannten Fanservice sind fließend, wobei Etchi auch als zügelloser Fanservice definiert wird.[6]
Obwohl die Wortbedeutung in Japan die gleiche ist und beide Begriffe alles von „pervers“, „verdorben“ bis hin zu „ekelig“ bezeichnen, hat laut Künstlerin Hiroko Mizoguchi Etchi auch in Japan einen verspielten und positiven Unterton.[7]
Typische Merkmale in Manga und Anime
In den Darstellungen finden sich häufig niedliche Charaktere wieder, die sich ihrer sexuellen Anziehung nicht bewusst erscheinen, meist fröhlich gelaunt sind und unschuldig (kindlich) wirken. Aber auch das Gegenteil ist möglich. So werden Figuren auch immer wieder als ernsthaft, raffiniert und ihrer sexuellen Reize bewusst dargestellt.
Ein ebenfalls häufig anzutreffendes Merkmal ist die verrutschende Kleidung, die entweder unbewusst vom Körper gleitet oder gar „gewaltsam“ entrissen wird. Dies resultiert häufig in einer Darstellung von Unterwäsche bzw. im Fehlen dieser. Innerhalb solcher Bilder werden gelegentlich auch Brüste oder Gesäße offengelegt, jedoch wird niemals das Geschlechtsteil gezeigt. Die Brüste werden wahlweise mit oder ohne Brustwarzen gezeichnet. Die Entscheidung liegt im Ermessen des Künstlers, solange Zensur oder Produktionsrichtlinien dem nicht entgegenstehen.
Typische Beispiele sind die Serien Dragon Girls oder Amaenaideyo!! bzw. Amaenaideyo!! Katsu!!.
Einzelnachweise
- ↑ Shūkan Asahi vom 13. April 1952
- ↑ Yomiuri Shimbun vom 28. August 1955
- ↑ Gilles Poitras: Anime Essentials: Every Thing a Fan Needs to Know. Stone Bridge Press, 2001, ISBN 1880656531, S. 50.
- ↑ エッチ - 語源由来辞典. In: オールガイド All-Guide.com. Abgerufen am 10. November 2008 (japanisch, Eintrag und Definition im Wörterbuch von All-Guide.com).
- ↑ 1952年[ザ・20世紀]. Abgerufen am 10. November 2008 (japanisch).
- ↑ Robin E. Brenner: Understanding Manga and Anime. Libraries Unlimited, 2007, ISBN 1591583322, S. 295.
- ↑ Frederik L. Schodt: Dreamland Japan: Writings on Modern Manga. Stone Bridge Press, 2002, ISBN 188065623X, S. 208ff. (Hiroko Mizoguchi (溝口 比呂子) wird im Buch unter dem Künstlernamen Miruku Morizono geführt.).
Kategorie:- Sexualität in Japan
Wikimedia Foundation.