- Ajanta
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Die Ajanta-Höhlen liegen in der Nähe der Stadt Ajanta (Marathi अजिंठा, Ajaṇṭhā), im Nordosten des indischen Bundesstaates Maharashtra, ca. 100 km nördlich der Stadt Aurangabad.
In einem steil durch den Fluss Waguma in den Fels eingeschnittenen, U-förmigen Tal findet man zahlreiche in den Fels getriebene, große Höhlentempel. In einer mahayanischen Höhle kann man sehr gut erhaltene Wandmalereien mit Szenen aus dem Leben Buddhas besichtigen. Die gesamte Anlage ist zum Weltkulturerbe erklärt worden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vom 2. Jahrhundert vor bis zum 5. Jahrhundert nach der Zeitenwende war das Tal von Buddhisten bewohnt. Diese trieben in den Fels nach offizieller Zählung des Archaeological Survey of India 29 große Höhlen, die bis zu 30 Meter breit, 15 Meter tief und vier Meter hoch sind. Die Bauphasen und Meißelzeiten sollen ca. 30 Jahre pro Höhle ausgemacht haben. Im 5. Jahrhundert erreichte eine Welle der Feindlichkeiten gegen Buddhisten in ganz Indien dieses abgeschiedene Tal. Die Buddhisten wurden vertrieben. Die Höhlen gerieten in Vergessenheit und wurden im Laufe der Zeit vom Verwitterungsschutt der darüberliegenden Felswände verdeckt.
Im April 1819 passierten Angehörige der britischen Madras-Armee das Ajanta-Ghat. Während einer Tigerjagd ergründete der britische Kavallerieoffizier John Smith die kaum zugängliche Schlucht und entdeckte die seit Jahrhunderten verwaisten Höhlentempel (in Höhle 10 hinterließ er eine kurze Inschrift). Weitere Höhlen wurden nach und nach freigelegt.[1]
Kulturgeschichtliche Bedeutung
Neben der erstaunlichen Leistung der Aushöhlung der Felsen ist auch die künstlerische Ausstattung einzelner Höhlen einzigartig. Der Zutritt zur Höhle besteht in der Regel aus nur einem schmalen Spalt oder einer Tür. Die Räume sind meist breiter als tief. Bei Betreten der Höhlen erblickt man eine gegenüberliegenden Nische mit einer aus dem Fels gehauenen Buddhafigur.
Die bedeutendste Höhle wurde mit Wandputz versehen, auf dem sehr prächtig Szenen aus dem Leben Buddhas dargestellt sind. Dabei beherrschte man schon die Trompe-l'oeil-Malerei in früher Zeit so gut, dass dem Beschauer ein gemalter Balkon ständig entgegen zu ragen scheint. Die Szenen sind mit einer erstaunlichen Detailtiefe dargestellt. Diese Wandmalereien sind heute teilweise durch Plexiglasabdeckungen geschützt, da die Bildnisse frühzeitig durch Kritzeleien beschädigt wurden.
In einer anderen Höhle huldigen zwei Krieger dem Buddha, der eine in chinesischer und der andere in römischer Soldatenkleidung. Es muss also kultureller Austausch zwischen Mittelindien und dem Mittelmeerraum um die Zeitenwende bestanden haben. Da das römische Reich in seiner Maximalausdehnung auch das Gebiet des heutigen Irak (Mesopotamien) umfasste, reichte möglicherweise eine Verbindung dorthin für die Kenntnis römischer Uniformen. Eine weitere Ajanta-Höhle enthält einen Stupa.
Die Wände der Zugänge zu allen Höhlen sind wiederholt mit dem gleichen Motiv geschmückt, da ein Bestreben der buddhistischen Kunst darin besteht, eine möglichst perfekte Kopie einer Vorlage zu erstellen. Je höher die Kopierqualität, umso höherwertig das neue Kunstwerk.
Tourismus
Wegen der Abgeschiedenheit der Ajantahöhlen stellt der Massentourismus bislang noch kein Problem dar. Ausländer entrichten deutlich höhere Eintrittsgebühren als Inder. Ajanta kann man über Aurangabad zusammen mit Ellora von Mumbai während eines Wochenendausflugs besuchen (Mumbai - Aurangabad ca. 1h Flugzeit)
Siehe auch
Literatur
- Simon P. M. Mackenzie: Adschanta: die geheiligten Höhlen Buddhas. Die Welt der Religionen. Freiburg i.Br., Basel, Wien: Herder 1983.
- Amina Okada, Jean-Louis Nou: Ajanta. Frühbuddhistische Höhlentempel. München: Metamorphosis 1993.
- Herbert und Ingborg Plaeschke: Indische Felsentempel und Höhlenklöster. Leipzig: Köhler & Amelang 1982 [zu Ajanta und Ellora].
- Bernd Rosenheim: Die Welt des Buddha. Frühe Stätten buddhistischer Kunst in Indien. Mainz: Philipp von Zabern 2006.
- Benjamin Rowland: Malereien aus indischen Felsentempeln (Ajanta). München: Piper 1963 (Unesco Taschenbücher der Kunst).
- Dietrich Seckel: Kunst des Buddhismus. Werden, Wanderung und Wandlung. Baden-Baden: Holle 1962.
Einzelnachweise
- ↑ Herbert und Ingeborg Plaeschke: Indische Felsentempel und Höhlenklöster. Ajanta und Ellura. Wien, Köln, Graz: Böhlau 1983. S. 11 f.
Weblinks
- Ajanta und Ellora als kulturelles Schaubild
- Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch
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