Ethel und Julius Rosenberg

Ethel und Julius Rosenberg
Ethel und Julius Rosenberg

Ethel und Julius Rosenberg waren ein wegen Spionage verurteiltes und hingerichtetes US-amerikanisches Ehepaar. Ihr Strafprozess erregte Anfang der 1950er weltweites Aufsehen. Ihnen wurde Atomspionage für die Sowjetunion vorgeworfen. Spätere Aussagen deuten darauf hin, dass die Vorwürfe gegen Julius Rosenberg berechtigt waren und Ethel lediglich eine Mitwisserin war. Trotz heftiger nationaler und internationaler Proteste, u. a. von Papst Pius XII, Jean-Paul Sartre, Albert Einstein, Pablo Picasso, Fritz Lang, Bertolt Brecht und Frida Kahlo, wurden beide am 5. April 1951 zum Tode verurteilt und am 19. Juni 1953 im Staatsgefängnis Sing Sing in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Julius Rosenberg wurde am 12. Mai 1918, Ethel Greenglass am 28. September 1915 in New York geboren. Sie lernten sich 1936 in der Young Communist League kennen, bevor sie drei Jahre später heirateten. Die Rosenbergs hatten zwei Söhne: Robert und Michael Rosenberg, die nach der Hinrichtung ihrer Eltern von Abel Meeropol und seiner Frau Anne adoptiert wurden.

Atomspionage

Ethel Rosenbergs Bruder David Greenglass wirkte in Los Alamos am Manhattan-Projekt bei der Entwicklung der Atombombe in den USA mit. Zugleich informierten er und andere den sowjetischen Geheimdienst GRU über das Projekt.

1950 wurde im Laufe des VENONA-Projekts zunächst der in Deutschland geborene Kernphysiker Klaus Fuchs, ein weiterer Mitarbeiter, als sowjetischer Spion enttarnt. In der Folge wurde dann auch David Greenglass enttarnt, der seinerseits Julius und Ethel Rosenberg denunzierte.

Prozess

Ethel und Julius Rosenberg waren die einzigen US-amerikanischen Zivilisten, die während des Kalten Krieges wegen Spionage angeklagt wurden. Ihr Fall bildet seitdem den Mittelpunkt einer kontroversen Diskussion über den Kommunismus in den USA. Unterstützer sehen in ihm ein herausragendes Beispiel für die Hysterie und Hexenjagd auf Kommunisten unter Senator McCarthy. Die Tatsache, dass die Rosenbergs Juden waren, spielte dabei eine Rolle. Besonders die amerikanischen Juden wurden der Sympathie, wenn nicht gar der Komplizenschaft mit dem Kommunismus verdächtigt, schreibt dazu Enzo Traverso, denn: Im Kalten Krieg wurde die UdSSR zum totalitären Feind erklärt, gegen den alle Energien der freien Welt entfaltet werden mussten. Deshalb bestand die Gefahr, dass die Erinnerung an die Judenvernichtung und die Verbrechen der Nazis die öffentliche Meinung desorientieren. Ethel und Julius Rosenberg machten im Prozess auf Auschwitz aufmerksam.

Ankläger in diesem Prozess war der New Yorker Staatsanwalt Roy Marcus Cohn. Ihm wird nachgesagt, aus eigener Geltungssucht einen unfairen Prozess gegen Ethel Rosenberg geführt zu haben.

Der Prozess wurde am 6. März 1951[1] erst eröffnet, nachdem sich Julius Rosenberg geweigert hatte, die ebenfalls in Haft befindlichen Führer der KP der USA als Preis für seine eigene Entlassung zu denunzieren. Die Geschworenen des Prozesses wurden erheblich unter Druck gesetzt.[2]

Der Spionagevorwurf wurde im Prozess dahin gehend verschärft, das Ehepaar Rosenberg habe der Sowjetunion maßgeblich ermöglicht, beim Bau der Atombombe mit den USA gleichzuziehen.[3]

David Greenglass belastete seine Schwester schwer, um seine eigene Familie zu retten. Er war Mitglied der US-Armee. Wie die übrigen Angeklagten erhielt er eine mehrjährige Gefängnisstrafe.

Hinrichtung

Die Hinrichtung von Julius Rosenberg verlief planmäßig am 19. Juni 1953. Bei Ethel Rosenberg mussten mehrere Stromstöße zum Einsatz kommen, nachdem nach Ablegen der Elektroden wider Erwarten noch Herztätigkeit festgestellt wurde.

Spätere Aussagen zur Schuld

Nach neuerem Stand der Forschung war Julius Rosenberg in der Tat an der Weitergabe – allerdings weniger bedeutender – militärischer Informationen an die Sowjetunion beteiligt. Dies erklärte sein damaliger Führungsoffizier beim sowjetischen Sicherheitsdienst, Alexander Feklisow, nach dem Ende des Kalten Kriegs. Ethel Rosenberg hingegen wurde von Feklisow weitgehend entlastet, sie wurde vermutlich unschuldig hingerichtet.

Der im Prozess mitangeklagte Morton Sobell erklärte in einem Interview mit der New York Times vom 11. September 2008, dass Julius Rosenberg als Spion tätig gewesen sein soll. Ethel Rosenberg habe davon gewusst, sich aber nicht aktiv beteiligt.[4]

Die Weitergabe wichtiger Informationen zum Bau der Atombombe an die Sowjetunion erfolgte vielmehr durch Theodore Alvin Hall, einen Wissenschaftler und Doppelagenten in Los Alamos, wie dieser selbst später eingestand.

Wirkung

Der Rosenberg-Prozess wurde in zwei bedeutenden amerikanischen Romanen der siebziger Jahre thematisiert:

Film und Fernsehen:

  • In Charlie Chaplins Film Ein König in New York (A King in New York) von 1957 nimmt ein mittelloser entmachteter König Kontakt zur Atomenergiekommission auf, um eine Utopie zu verwirklichen, lernt einen Schulzeitungsautor kennen, dessen Eltern als Kommunisten im Gefängnis sitzen, und wird selbst als angeblicher Kommunist verhört.
  • 1975 entsteht der französische TV-Film Die Rosenbergs dürfen nicht sterben mit Marie-José Nat und Gilles Ségal.
  • Auf der Basis des Romans von E. L. Doctorow drehte Sidney Lumet 1983 den Film Daniel. Da es sich um eine Fiktionalisierung der Geschehnisse handelte, hießen die Rosenbergs nun Paul und Rochelle Isaacson und wurden von Mandy Patinkin und Lindsay Crouse gespielt. Gezeigt wurde der Kampf ihres Sohnes Daniel um Gerechtigkeit für seine Eltern. Darsteller waren Timothy Hutton, Edward Asner, Ellen Barkin, Amanda Plummer und John Rubinstein.
  • In Angels in America, einem 2003 nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Tony Kushner entstandenen TV-6-Teiler, erscheint Ethel Rosenberg ihrem „Henker“ Roy Cohn (der die Anklage als Staatsanwalt führte, s. o.), als dieser 1986 an AIDS stirbt. Das Bühnenstück war u. a. mit dem Pulitzer-Preis und dem Tony Award ausgezeichnet worden.
  • Jean Ferrat veröffentlichte 1979 einen Brief von Ethel Rosenberg an ihre Söhne als Chanson mit dem Titel Si nous mourons.

Kuba ehrte das Ehepaar Rosenberg anlässlich des 25. Jahrestags seiner Hinrichtung mit einer 1978 herausgegebenen Briefmarke (Mi-Nr. 2362).

Literatur

  • Robert Coover: Die öffentliche Verbrennung. Luchterhand, Darmstadt 1983, ISBN 3-472-86460-5. (Roman über die Geschichte des Ehepaars Rosenberg und den Prozess).
  • Franz Loeser: Mord auf Befehl. Warum mussten die Rosenbergs sterben? In: nl konkret Band 24 Wissenswertes für junge Leute. Neues Leben, Berlin 1976 (ohne ISBN).
  • Robert Meeropol: Als die Regierung entschied, meine Eltern umzubringen. Der Fall Rosenberg – Ein Sohn erzählt. Zambon, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-88975-152-2
  • Ethel und Julius Rosenberg: Briefe aus dem Totenhaus. (Originaltitel: Letters from the Deadhouse. Aus dem Amerikanischen von Lore Krüger). Aufbau-Verlag, Berlin (DDR) 1954.
  • Stefana Sabin: apropos Ethel Rosenberg. Verlag Neue Kritik, Frankfurt a. M. 1996, ISBN 3-8015-0295-3
  • Maximilian Scheer: Ethel und Julius. Aufbau-Verlag, Berlin (DDR) 1954 (ohne ISBN)..

Weblinks

 Commons: Rosenberg trial – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ron Christenson: Political Trials in History: From Antiquity to the Present, Seite 396. ISBN 0-88738-406-4 (englisch), abgefragt am 5. März 2011
  2. Klaus Steiniger: CIA, FBI & Co. Das Kartell der USA-Geheimdienste. Das Neue Berlin 2008,ISBN 3-360-01941-5
  3. Willi Winkler, Süddeutsche Zeitung 27. Sept. 2008, Wochenende, Seite VI.
  4. The New York Times: Sam Roberts: Figure in Rosenberg Case Admits to Soviet Spying

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