Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije

Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije
GRU-Aufnäher
GRU-Wappen (Величие Родины - в Ваших славных делах = In Euren ruhmreichen Taten liegt die Größe des Vaterlandes)

Die Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije (russisch Главное разведывательное управление Генерального штаба ВС (ГРУ), kurz GRU, vollständig GRU GSch WS RF, übersetzt Hauptverwaltung für Aufklärung [beim Generalstab der Streitkräfte der Russischen Föderation]) ist das leitende Zentralorgan des russischen Militärnachrichtendienstes (Военная разведка) und wird auch als das „alles sehende Auge“ des russischen Militärs bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Auftrag

Die Aufgabe der GRU ist die nachrichtendienstliche Beschaffung aller militärisch relevanter Informationen sowie die Spionageabwehr innerhalb der russischen Streitkräfte. Ferner unterhält die GRU mit der Spezialeinheit Speznas eine operative Kommandoeinheit für Unkonventionelle Kriegführung und Terrorismusbekämpfung, die in der Lage ist, verdeckt auf sich allein gestellt hinter feindlichen Linien zu operieren.

Organisation

Im Gegensatz zum KGB war und ist die GRU nur wenig bekannt. Die GRU war und ist eine Hauptverwaltung des sowjetischen und nach dem Zusammenbruch russischen Generalstabs. Anders als der aufgelöste KGB hat die GRU den Zusammenbruch der Sowjetunion als Struktur überstanden. Sie ist direkt dem Verteidigungsminister und dem Chef des Generalstabs untergeordnet.

Die Hauptverwaltung Dienst gliedert sich in zwölf operative Verwaltungen und zahlreiche sonstige Verwaltungen, Abteilungen und Verbände.

Operative Verwaltungen

  • Erste Verwaltung: Europa,
  • Zweite Verwaltung: Nord- und Südamerika; Großbritannien, Australien und Neuseeland
  • Dritte Verwaltung: Asien
  • Vierte Verwaltung: Afrika
  • Fünfte Verwaltung: Operative Aufklärung
  • Sechste Verwaltung: Funktechnische Aufklärung
  • Siebte Verwaltung: NATO
  • Achte Verwaltung: Operationen, auch solche, welche nur sporadisch in kleineren Ländern stattfinden
  • Neunte Verwaltung: Rüstungstechnik
  • Zehnte Verwaltung: Wehrwirtschaft
  • Elfte Verwaltung: Militärdoktrin und Bewaffnung ausländischer Streitkräfte
  • Zwölfte Verwaltung: Spionageabwehr
  • Dreizehnte Verwaltung: Informationskriegführung

Sonstige Verwaltungen, Abteilungen und Verbände

  • Verwaltung Kosmische Aufklärung (Satelliten)
  • Kaderverwaltung (Personal)
  • Operativ-technische Verwaltung
  • Administrativ-technische Verwaltung
  • Verwaltung Außenbeziehungen
  • Politische Verwaltung
  • Finanzverwaltung
  • Archivabteilung
  • Informationsdienst
  • Abteilung Informationsverbreitung
  • Dechiffrierdienst
  • Militärpolitische Akademie
  • 16. Speznaz-Brigade (Rjazan)
  • 22. Speznaz-Brigade (Moskau)

Neueste Entwicklungen

Als Nachfolger von Walentin Korabelnikow wurde Ende April 2009 Generalleutnant Alexander Schljachturow zum Leiter der zweiten Hauptverwaltung (GRU) der Militäraufklärung und zum stellvertretenden Chef des Generalstabs der russischen Streitkräfte ernannt. Zwischen der Leitung der GRU und dem russländischen Verteidigungsministerium soll es zu Differenzen über die Konzeption der Militärreformen – besonders in dem Teil, der die GRU unmittelbar betraf – gekommen sein, hieß es in einem Namensbeitrag der RIA Nowosti.[1]

Speznas

Hauptartikel: Speznas
Speznastrupp der GRU

Die GRU unterhält außerdem eine eigene Spezialeinheit Spezial'noje naznačenije (Speznas), deren Stärke auf 25.000 Soldaten geschätzt wird. Außerdem befehligt sie alle Arten der Fernmelde- und elektronischer Aufklärung (SIGINT), inklusive communications intelligence (COMINT), electronic intelligence (ELINT), radar intelligence (RADINT), telemetry intelligence (TELINT) und infrared sets reconnaissance. Die Speznas sind ähnlich ausgerüstet wie das United States Marine Corps (USMC). Zur Ausrüstung gehören somit Panzer, Erdkampfflugzeuge und Kampfhubschrauber. Ihr unterstehen auch Spionagesatelliten und Aufklärungsflugzeuge.

Stärke

Während der Sowjetära war die Gesamtzahl der für die GRU rekrutierten Agenten sechsmal größer als die des KGB.

GRU in Deutschland

DDR

Die Struktur der GRU bestand in der DDR bis 1990 innerhalb der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD/WGT) und wurde eingeschränkt fortgesetzt bis zum Abschluss des Truppenabzugs 1994.

Strategischer Zweig in Westdeutschland

Hauptartikel: Militärverbindungsmission
  • Sowjetische Militärverbindungsmissionen / Militärinspektionen

Leitung

Jan Karlowitsch Bersin formte die GRU zu einem effizienten Geheimdienst
  • Semjon Iwanowitsch Aralow 1918-1919
  • Sergei Iwanowitsch Gussew Juni-Dezember 1919
  • Georgi Leonidowitsch Pjatakow Januar-Februar 1920
  • Wladimir Christianowitsch Aussem Februar-Juni 1920
  • Jan Davydowitsch Lenzman 1920-1921
  • Arwid Janowitsch Seibot 1921-1924
  • Jan Karlowitsch Bersin 1924-1935
  • Semjon Petrowitsch Urizki 1935-1937
  • Jan Karlowitsch Bersin Juli-November 1937
  • Semjon Grigorjewitsch Gendin 1937-1938
  • Alexander Grigorjewitsch Orlow 1938-1939
  • Iwan Iosifowitsch Proskurow 1939-1940
  • Filipp Iwanowitsch Golikow 1940-1941
  • Alexei Pawlowitsch Panfilow 1941-1942
  • Iwan Iwanowitsch Iljitschow 1942-1945
  • Fjodor Fedotowitsch Kusnezow 1945-1947
  • Nikolai Michailowitsch Trussow 1947-1949
  • Matwei Wassiljewitsch Sacharow 1949-1952
  • Michail Alexejewitsch Schalin 1952-1956, 1957-1958
  • Sergei Matwejewitsch Schtemenko 1956-1957
  • Iwan Alexandrowitsch Serow 1958-1963
  • Pjotr Iwanowitsch Iwaschutin 1963-1987
  • Wladlen Michailowitsch Michailow 1987-1991
  • Jewgeni Leonidowitsch Timochin 1991-1992
  • Fjodor Iwanowitsch Ladygin 1992-1997
  • Walentin Wladimirowitsch Korabelnikow 1997-2009
  • Alexander Wassiljewitsch Schljachturow seit 2009

Bekannte Agenten

Verräter und Überläufer

Literatur

  • Stanislaw Lunew: Through the Eyes of the Enemy: The Autobiography of Stanislav Lunev, Regnery Publishing, Inc., 1998. ISBN 0-89526-390-4.
  • Juri Puschkin: GRU in Deutschland. Aktivitäten des sowjetischen Geheimdiensts nach der deutschen Wende, BARETT Verlag, 1992, ISBN 3-924753-56-3.
  • Hans Schafranek: „Angehörigen von Volksfeinden können wir nicht helfen.“ Das Schicksal der Familie Nebenführ. In: Hans Schafranek (Hg): Die Betrogenen. Österreicher als Opfer stalinistischen Terrors in der Sowjetunion. Wien 1991, S. 75–100 (betr. einen hochrangigen österreichischen GRU-Offizier, der 1939 in Moskau ermordet wurde)
  • „Und deshalb besteht die Aufgabe darin, die Aufklärung wieder auf die Füße zu stellen“ – Zu den Großen Säuberungen in der sowjetischen Militäraufklärung 1937/38. In: Hermann Weber und Ulrich Mählert (Hg.): Verbrechen im Namen der Idee: Terror im Kommunismus 1936–1938. Berlin 2007, S. 124–141.
  • Viktor Suworow: Aquarium (Аквариум), 1985, Hamish Hamilton Ltd, ISBN 0-241-11545-0.
  • Viktor Suworow: GRU – Die Speerspitze: Was der KGB für die Polit-Führung, ist die GRU für die Rote Armee. 3., korr. Aufl. Solingen: Barett, 1995. ISBN 3-924753-18-0.
  • Viktor Suworow: Inside Soviet Military Intelligence, 1984, ISBN 0-02-615510-9.
  • Viktor Suworow: Spetsnaz, 1987, Hamish Hamilton Ltd, ISBN 0-241-11961-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ilja Kramnik: Stühlerücken bei Russlands Militäraufklärung (RIA Nowosti, 28. April 2009)

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