- Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR
-
Die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR (kurz APW) in Berlin (Ost) bestand vom 15. September 1970 bis zum 31. Dezember 1991 als außeruniversitäre Forschungseinrichtung für erziehungswissenschaftliche Fragen. Sie sollte auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus die Entwicklung des „einheitlichen sozialistischen Bildungssystems“ in der DDR wissenschaftlich begleiten und vorantreiben.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die APW ging 1970 aus dem Deutschen Pädagogischen Zentralinstitut (DPZI) hervor, war jedoch zugleich eine mit „dezidiert politischer Absicht erfolgte Neugründung (…), die als so genannte Leitinstitution pädagogischer Wissenschaften mit generalisierendem und richtungsweisendem Anspruch fungieren sollte“. [1]
Die Akademie war unmittelbar dem Ministerium für Volksbildung unter Margot Honecker unterstellt. Präsident der APW war von 1970 bis Dezember 1989 Gerhart Neuner, Mitglied im Zentralkomitee der SED und zugleich ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR. Ende 1989 wurde er von Institutsmitarbeitern zum Rücktritt gezwungen, sein Nachfolger wurde Hans-Jörg König (Pädagoge) bis zur Auflösung.[2]
Die Akademie hatte 40 ordentliche und 30 korrespondierende Mitglieder. Sie hatte das Promotions- und Habilitationsrecht. Den Präsidenten bestimmte der Ministerrat der DDR. Die Ministerin für Volksbildung engte durch ihr Weisungsrecht die Arbeit durch Vorgaben stark ein.
Es gab u.a. folgende Forschungseinrichtungen mit bis zu 700 wissenschaftlichen Mitarbeitern:
- Institut für Theorie und Geschichte der Pädagogik
- Institut für Pädagogische Psychologie
- Institut für Erziehung
- Institut für Didaktik
- Institut für mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht
- Institut für polytechnische Bildung
- Institut für Fremdsprachenunterricht
- Institut für Unterrichtsmittel
- Arbeitsstelle für Unterstufen- und für Vorschulerziehung
- Zentralstelle für pädagogische Information und Dokumentation
- Pädagogische Zentralbibliothek im Berliner Haus des Lehrers
Als Zeitschriften gab die APW die "Pädagogik" (1950–1990) heraus sowie "Pädagogische Forschung", "Jahrbuch der APW", "Ratschläge für Lehrer" u.a.m.
Im Zuge der deutschen Einigung wurde die APW Ende 1991 aufgelöst. Einzelne Teilbereiche und Sammlungen, darunter die historisch bedeutsame Bibliothek des früheren Deutschen Lehrervereins, wurden jedoch anschließend ins Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) integriert.
Leistungen und Konflikte
Die APW konnte Lücken in der Pädagogikgeschichte schließen auf den Gebieten der Nationalerziehungspläne während der Revolution 1848/49, der demokratischen Tradition der Lehrerbewegung, die utopischen Traditionen u.a.m. Seit 1966 existierte außerhalb der APW das Zentralinstitut für Jugendforschung (ZIJ) in Leipzig unter Walter Friedrich mit einem empirischen Forschungsansatz. Die Berichte wurden als Geheimdokumente behandelt, weil sie oft dem geschönten Bild der APW widersprachen. Dazu gehörten der jugendliche Rechtsradikalismus in der DDR oder die Alkoholgefährdung. Auch die Abteilung Soziologie des Bildungswesens im Institut für Pädagogische Theorie der APW beschrieb bereits 1978, dass die Schule als ungerecht erlebt wurde, dass die politischen Ziele kaum umgesetzt wurden, die Pionierleiter keine Vertrauenspersonen waren. Bis zum Ende der DDR wurde dies nur vertraulich behandelt.[3]
Belege
- ↑ DIPF-Tagung
- ↑ Riesiger Haß staut sich auf, in: Der Spiegel 12. Febr. 1990
- ↑ Heinz-Elmar Tenorth: Erziehungswissenschaft in Deutschland - Skizze von 1900 bis 1990, in Harney/Krüger: Einführung in die Geschichte der Erziehungswissenschaft und der Erziehungswirklichkeit, Leske u. Budrich, 1997, S. 134-146
Literatur
- Sonja Häder, Ulrich Wiegmann (Hrsg.): Die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik. Lang, Frankfurt am Main 2007, ISBN 363156340X.
- Andreas Malycha: Die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften (APW) der DDR. Funktion und Struktur einer Wissenschaftsinstitution unter Bildungsministerin Margot Honecker 1970-1990. In: Jahrbuch für historische Bildungsforschung, 12 (2006), S. 205-236.
- Andreas Malycha: Die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR 1970-1990. Zur Geschichte einer Wissenschaftsinstitution im Kontext staatlicher Bildungspolitik (= Beitraege zur DDR-Wissenschaftsgeschichte. Reihe C. Studien 1). Leipzig 2009. ISBN 978-3-931982-55-3
Kategorien:- Wissenschaft (DDR)
- Akademie der Wissenschaften
- Bildung in der DDR
Wikimedia Foundation.