- Europäische Kulturstraße
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Eine europäische Kulturstraße ist ein Weg durch ein Land (eine Region) oder mehrere Länder (Regionen), der sich mit Themen befasst, die wegen ihres geschichtlichen, künstlerischen und sozialen Interesses europäisch sind, sei es auf Grund der geographischen Wegführung oder des Inhaltes und der Bedeutung.[1]
Inhaltsverzeichnis
Arten von Europäischen Kulturstraßen
Nach Ausdehnung und beteiligten Gebieten
Europäische Kulturstraßen können sein:
- transnationale Projekte (mehrere Länder sind beteiligt)
- transregionale (grenzüberschreitend oder nicht) oder
- regionale Projekte (wenn das kulturhistorische, künstlerische und soziale Interesse der Projekte über die Grenzen der Region oder des Staates hinausgeht).
Nach Befahrbarkeit und Fixierung der Streckenführung
Einige europäische Kulturstraßen entsprechen den Anforderungen an eine Ferienstraße (nach deutschen Kriterien) bzw. an eine Erlebnisstraße (nach österreichischen Kriterien): Man kann sie mit Kraftfahrzeugen vom Anfangspunkt zum Endpunkt befahren bzw. einen Rundkurs abfahren. Ein Beispiel für den ersten Typ stellt die Schickhardt-Straße dar, ein Beispiel für den zweiten Typ der durch Sachsen-Anhalt verlaufende Teil der Transromanica (die Straße der Romanik). Solche Kulturstraßen sind in Straßenkarten eingezeichnet, dort als Ferien- bzw. Erlebnisstraßen markiert und in der realen Landschaft durch einheitliche Verkehrszeichen ausgeschildert.
Daneben gibt es Kultur„straßen“, die auf weiten Strecken nur zu Fuß abgelaufen oder mit dem Fahrrad abgefahren werden können (z. B. ein großer Teil der Jakobswege). Im Fall der Jakobswege muss darüber hinaus teilweise noch geklärt werden, auf welchen Wegen genau im Mittelalter Pilger etwa aus Skandinavien oder aus Osteuropa nach Santiago de Compostela gelangt sind. Wenn Historiker entdecken, dass eine bestimmte Strecke von Jakobspilgern benutzt wurde, müsste diese Strecke anschließend als Teil des Netzes der Jakobswege gelten. So gilt beispielsweise der Pickerweg, der bis ins frühe 21. Jahrhundert ausschließlich als Handelsweg angesehen wurde, nach neueren Forschungen als Jakobsweg.
Schließlich gibt es „Kulturstraßen“, die keinen festen Verlauf haben, sondern in weiten Teilen nur als nicht amtlich festgelegte Verbindung zwischen zwei Stationen bzw. Regionen mit kultureller Bedeutung zu verstehen sind. Ein Beispiel hierfür ist die Verbindung zwischen dem deutschen und dem italienischen Teil der Transromanica: Jedem Touristen bleibt es selbst überlassen, wie er vom deutschen in den italienischen Teil dieser „Kulturstraße“ gelangen will. In diesem Sinne ist die Transromanica (wie auch viele andere europäische Kulturstraßen) eine „imaginäre Route“.[2]
Ziele der Programms „Europäische Kulturstraßen“
Die Verwirklichung des Programms der Kulturstraßen des Europarates in den Mitgliedstaaten verfolgt ein dreifaches Ziel:
- Die gemeinsame kulturelle Identität der europäischen Bürger sichtbarer, wertvoller und im täglichen Leben lebendiger machen,
- das europäische Kultur-Erbe zu erhalten und aufzuwerten,
- im Interesse einer verbesserten Lebensqualität und im Interesse der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung den Bürgern Europas in ihrer Freizeit neue Möglichkeiten des Kulturtourismus anzubieten.
Grundlage des Programms ist seit 2007 die „Resolution CM/Res(2007)12 über die Kulturstraßen“ des Europarats, verabschiedet vom Ministerkomitee am 10. Oktober 2007 auf dem 1006. Treffen der Ständigen Vertreter der Außenminister (Ministers' Deputies).[3]
Existierende Kulturstraßen
Hauptrouten
- Die Pilgerrouten nach Santiago de Compostela (1987)
- Die Mozart-Wege (2002)
- Die Hanse (1991)
- Die Routen der Wikinger (1992)
- Parks und Gärten, Landschaften (1992)
- Die Via Francigena (1994)
- Das Erbe von Al-Andalus (1997)
- Der Weg der kastilischen Sprache; die Routen der Sefarden (2002)
- Europäische Routen des Jüdischen Erbes (2004)
- Die Routen des Olivenbaumes (2005)
- Sankt Martin von Tours (2005)
- Das Netz der Cluniazensischen Stätten (2004)
- Die Via Regia (2005)
- Transromanica (Die Straße der Romanik) (2006)
Weitere Kulturstraßen
- Architektur ohne Grenzen (1987)
- Die Schickhardt-Strasse (1992)
- Die Rundwege von Wenzel und Vauban (1995)
- Die Eisenstrasse in den Pyrenäen (2004)
- Die Via Carolingia (2006)
- Die Don Quixote-Route (2006)
- Die Wege Sankt Michaels (2006)
- Die Routen der Phönizier (2006)
- Die Europäische Eisenstraße in Zentraleuropa (2006)
- Europäische Routen vom Erbe der Migrationen (2006)
Weblinks
- Institut Européen des Itineraires Culturels: Liste von Links zu den einzelnen Kulturstraßen (englisch)
- Projektgruppe der Uni Frankfurt/Main: Europa als Mnemotop: Kulturtourismus und die Konstruktion europäischer Identität
- Erklärung des Europarats von Santiago de Compostela. 23. Oktober 1987. In: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Europäische Identität. Historische Stationen europäischer Identitätsfindung. 2006. S. 29 (PDF-Datei; 2,47 MB)
- European Institute of Cultural Routes: Auflistung schon ausgewählter Themen
- Christoph Kühn: Kulturstraße – Erfahrungsweg – Erinnerungsort. Vortrag in der Katholischen Akademie des Bistums Essen, 8. Dezember 2007 (PDF-Datei; 149 kB)
Einzelnachweise
Kategorien:- Ferienstraße
- Kultur (Europa)
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