Exter (Vlotho)

Exter (Vlotho)
Exter
Stadt Vlotho
Koordinaten: 52° 8′ N, 8° 47′ O52.1377777777788.7899Koordinaten: 52° 8′ 16″ N, 8° 46′ 48″ O
Höhe: 99–256 m ü. NN
Fläche: 20,46 km²
Einwohner: 3.057 (30. Juni 2007)
Eingemeindung: 1. Jan. 1969
Postleitzahl: 32602
Vorwahl: 05228
Exter Uffeln Valdorf VlothoKarte
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Lage von Exter in Vlotho

Exter ist der kleinste Stadtteil der ostwestfälischen Stadt Vlotho im Kreis Herford. Exter hat rund 3.057 Einwohner (Stand 30. Juni 2007) und liegt im Westen von Vlotho. Bis 1968 war Exter eine selbstständige Gemeinde im Amt Vlotho.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Exter grenzt im Norden an die Stadt Löhne, im Osten an den Vlothoer Stadtteil Valdorf, im Süden an den Ortsteil Wüsten der lippischen Stadt Bad Salzuflen und im Westen an den Herforder Stadtteil Schwarzenmoor. Seiner Lage in den Ausläufern des Lippischen Berglandes hat Exter schon in früheren Zeiten den Beinamen Bergdorf zu verdanken. Der höchste Punkt findet sich auf der in Solterwisch gelegenen Steinegge mit 255,5 m NN, der tiefste mit 99,6 m an der Hagenmühle an der Salze. Durch Exter fließt der im Bereich Dornberger Heide/Arnholz entspringende Exterbach, er mündet im Ort in die in Solterwisch entspringende Salze. Solterwisch war bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine selbständige Bauerschaft und ging in Exter auf.

Geschichte

Ansicht Exter von Norden - im Hintergrund das lippische Wüsten
Hof Düstersiek in Exter, ehemals Pieper Nr. 4, einer der ältesten Höfe im Ort

Der Name Exter wird erstmals in einem Güterverzeichnisses des Klosters Herford aus dem 12. Jahrhundert genannt. Der Ursprung ist nicht ganz eindeutig. Die Kernlage im Exterbachtal war Grund für die umgangssprachliche Bezeichnung Kuhleneckster[1], die auch für eindeutigere Zuordnung im Ort benutzt wurde.

In Exter lagen die beiden zur Abtei Herford gehörenden Höfe Limberg und Harde, sie waren verlehnt an die Ritter von Exterde bzw. die Ritter von Westfalen. Auf die Mühle des alten Hardenhof geht die Bezeichnung des späteren Kleinbahnhofes Hagenmühle zurück, ein Name, der durch Verschleifung entstand. Nach der Säkularisierung (1803) verschuldeten sich die neuen Besitzer und mussten verkaufen. Beide Höfe erwarb um 1816 der Borgholzhausener Ökonom Brune. Dieser wiederum splittete diesen Besitz, aus dem Verkauf entstanden neue Bauernstellen (Limberg = acht, Harde = achtzehn).

Als eine weitere Verbindung zur Abtei Herford waren die Ritter vom Arnholte mit den meisten Höfen zwischen Herford und Exter belehnt. An sie erinnern noch immer der Familienname Arnhölter sowie die Flurbezeichnung Arnholz. Ein Johann von Arnholte wird erstmals 1232 benannt, Ende des 15. Jahrhunderts starb das Geschlecht mit dem letzten Glied, dem Pleban (Pfarrer) Johann von Arnholte aus.

Exter wurde dem Amt Vlotho zugerechnet. Dieses hatte sich aus der reichsunmittelbaren Herrschaft Vlotho entwickelt und fiel nach dem Aussterben der Herren von Vlotho an das Haus Jülich-Berg. Dem Ravensberger Urbar von 1556, einem umfassenden Verzeichnis über Einwohnerschaft, Zugehörigkeit, Abgaben etc. der Grafschaft, ist zu entnehmen, dass Exter mit den Bauerschaften Solterwisch und Schwarzenmoor der Vogtei Vlotho zugeordnet war. In der umfassenden Neuordnung unter napoleonischer Herrschaft wurde Schwarzenmoor dem Kanton Herford zugeschlagen. Um 1865 wurde Exter um die Gemeinde Solterwisch erweitert.[2] Am 1. Januar 1969 wurde die Gemeinde Exter zum westlichen Stadtteil von Vlotho.[3]

Religion

Die Kirche in Exter, die erste evangelische Autobahnkirche Deutschlands

Die Bevölkerung ist überwiegend evangelischen-lutherischen Glaubens, der Anteil römisch-katholischer Gläubiger geht wesentlich auf den Zuzug von Flüchtlingen nach dem II. Weltkrieg zurück. Kirchlich gehörte Exter mit Solterwisch bis 1666 zur Gemeinde auf dem Herforder Stift Berg. In diesem Jahre genehmigte der Große Kurfürst die Gründung einer eigenen Gemeinde mit eigener Kirche. 1951 wurde das baufällige Kirchenschiff ersetzt, der Turm blieb bestehen, 1959 wurde die Kirche zur ersten evangelischen Autobahnkirche geweiht.

Die neu erbaute St.-Hedwig-Kirche am Ortsausgang in Richtung Hollwiesen steht den Katholiken seit Ende der 1980er-Jahre zur Verfügung, vorher waren sie auf eine Behelfslösung im Tal des Exterbaches angewiesen.

Wirtschaft und Infrastruktur

In Exter befinden sich mehrere landwirtschaftliche Betriebe auf Vollerwerbsbasis. Die in Solterwisch entspringende Salze hatte Wassermühlenbetrieb bis in die 1960er-Jahre ermöglicht.

Die alte Kirchengemeinde Exter zählte im 19. Jahrhundert zu den ärmsten in der Synode Vlotho, was Rückschlüsse auf die Ertragsleistung der seinerzeitigen Landwirtschaft erlaubt. 1903 brachte die Herforder Kleinbahn eine leistungsfähige Verbindung zum Vlothoer Hafen und den Nachbarstädten Bad Salzuflen und Herford. Das unterstützte wesentlich die Entwicklung mehrerer holzverarbeitender Handwerksbetriebe (Einzelmöbel, Fachwerk, Sargtischlerei etc.) zu Industriebetrieben mit Serienfertigung. Anfang der 1990er-Jahre schloss mit der Firma Pecher (Küchenmöbel), das letzte Unternehmen. Speziell Pecher hatte zu Zeiten des Gelsenkirchener Barocks Absatzmärkte bis in das Ruhrgebiet.

Kurz nach dem II. Weltkrieg entstanden in der damals selbständigen Gemeinde mehrere Wohngebiete, in denen sich vornehmlich Flüchtlinge ansiedelten. In dieser Zeit entstand ebenfalls das Gewerbegebiet Industriestraße/Im Meisenfeld, in dem sich zahlreiche Industriebetriebe unterschiedlichster Größe ansiedelten. Weitere Wohngebiete kamen ab den 1980er-Jahren hinzu.

Auf dem ehemaligen Gelände der durch Exter bis 1962 verkehrenden Herforder Kleinbahn (Wallenbrück-Spenge-Enger-Herford-Bad Salzuflen-Exter-Valdorf-Vlotho) befindet sich der Buswendeplatz, um den herum verschiedene Dienstleistungsunternehmen als Nahversorger zu finden sind, was auch für den Bereich der Detmolder Straße in Richtung A2-Anbindung Exter gilt.

Verkehr

Etwa im Ortsmittelpunkt kreuzen sich L778 und K12 in die direkten Richtungen Bad Oeynhausen, Vlotho-Stadt, Bad Salzuflen und Herford (im Uhrzeigersinn im Norden beginnend). Über den an dieser Hauptkreuzung liegenden Buswendeplatz wird öffentlicher Personennahverkehr mit Umsteigemöglichkeiten in die Richtungen Vlotho-Stadt, Bad Salzuflen, Löhne und Herford abgewickelt.

Die mitten durch den Ortsteil verlaufende A2 führt den Fahrzeugverkehr in Exter über die Talbrücken Finnebach, Exter und Steinegge. Nahe der Talbrücke Finnebach befindet sich die A2-Anbindung Herford-Ost (im angrenzenden Herforder Stadtteil Schwarzenmoor), an der Talbrücke Exter die A2-Anbindung Exter mit Hinweis auf die Autobahnkirche. Letztere liegt nur wenige hundert Meter von der o. a. Hauptkreuzung entfernt.

Bildung

Seit wann es in Exter ein Schulangebot gibt, ist nicht genau bekannt. Die neben der Kirche befindliche Volksschule erhielt 1964 wenige hundert Meter entfernt einen neuen Standort. Im Rahmen der nordrhein-westfälischen Schulreform von 1968 wurde sie zur Grundschule umgewidmet. Die Evangelische Grundschule Exter ist eine der wenigen Bekenntnisschulen in der Region und bot 2006 in der Stadt Vlotho als eine der ersten den Offen Ganztag an. Gemeinsam mit dem Evangelischen Kindergarten liegt sie am Sportplatz Exter zentral im Ort. Seit 2008 wird sie als Dependance der Uffelner Grundschule geführt.

Vereine (Auswahl)

Windmühle Exter am Deutschen Mühlentag 2009

1905 wurde die Freiwillige Feuerwehr Exter gegründet. – Die Aktivitäten des seit 80 Jahren bestehenden Reit- und Fahrvereins "von Bismarck" Exter e. V.haben zum im Kreis Herford geläufigen Scherznamen Reiterdorf Exter beigetragen, der Verein hat in seiner Geschichte zahlreiche Turniere auch von überregionaler Bedeutung organisiert. – Die SGEE (Sportgemeinschaft Einigkeit Exter e. V.) richtet seit 1978 den jährlichen Exter Triathlon mit den Disziplinen Schwimmen, Rad fahren und Laufen aus. Mit meist 400 bis 500 Teilnehmern aus dem Umland hat er weit reichende Bedeutung. – Zu den größeren Vereinen im Ort zählt auch der Fußballclub FC Exter von 1947 e. V., der aus der damaligen SGEE entstand. – Der 2004 gegründete Verein Windmühle Exter e. V. betreut die 1850 gebaute Windmühle an der Steinegge als Ausflugsziel im Nahtourismus. Im Kreis Herford gibt es als funktionstüchtige Mühlen mit Mahlbetrieb nur noch diese sowie die Wassermühle "Rürups Mühle" im Mittelbachtal in Löhne. – Die Geschichtswerkstatt Exter dokumentiert seit über zwanzig Jahren Orts- und Regionalgeschichte mit unterschiedlichen Medien. – Im Ort haben zwei Golf-Clubs ihr Gelände, der Golf-Club Exter (9-Loch-Anlage) nahe der A2-Anbindung Herford-Ost und der Golf-Club Herford (9-Loch-Anlage) an der Windmühle Exter.

Sehenswürdigkeiten

Wittekindstein Exter

Die 1850 in Exter-Solterwisch gebaute Windmühle ist nach längerer Renovierungsphase wieder für den Nah-Tourismus geöffnet. Im Juli 2009 fand hier die erste standesamtliche Trauung statt.

In Solterwisch ist in der Nähe seines ursprünglichen Standortes auch der ebenfalls unter Denkmalschutz stehende so genannte Wittekindstein zu finden, ein in Sesselform geformter Sandstein. Der Sage nach sollen sich über ihm Karl der Große und Wittekind versöhnlich die Hände gereicht haben. Er ist u. a. mit Hauszeichen Herforder Schöffenfamilien versehen, woraus zu schließen ist, dass es sich um einen alten Gerichtsstein aus dem Mittelalter handelt.

Literatur

  • Walter und Wilhelm Gröne: Kirche in Exter 1666-1966, Exter 1966, ohne ISBN
  • Karl Grossmann: Geschichte des Amtes Vlotho 1246 - 1963, Vlotho 1963, ohne ISBN
  • Geschichtswerkstatt Exter: Chronik von Exter, aufgeschrieben 1854 von Pastor Carl Heinrich Christian Lohmeyer, 1997, ohne ISBN
  • Geschichtswerkstatt Exter: Seit 1994 erscheinende Sammelreihe Beiträge zur Ortsgeschichte, ISSN 1619-7828

Quellen

  1. Carl Heinrich Christian Lohmeyer, Exter und seine Umgebung, aufgeschrieben 1854, Handschrift
  2. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817 – 1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.
  3. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.

Weblinks


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