Valdorf (Vlotho)

Valdorf (Vlotho)
Valdorf
Stadt Vlotho
Koordinaten: 52° 9′ N, 8° 51′ O52.1419444444448.8555555555556110Koordinaten: 52° 8′ 31″ N, 8° 51′ 20″ O
Höhe: 110–342 m ü. NN
Fläche: 38,97 km²
Einwohner: 6.109 (30. Juni 2007)
Eingemeindung: 1. Jan. 1969
Postleitzahl: 32602
Vorwahl: 05733
Exter Uffeln Valdorf VlothoKarte
Über dieses Bild

Lage von Valdorf in Vlotho

Valdorf ist der flächenmäßig größte und der südlichste Stadtteil der ostwestfälischen Stadt Vlotho im Kreis Herford. Valdorf hat rund 6.109 Einwohner (Stand 30. Juni 2007).

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

Um 1865 wurde Valdorf um die Gemeinden Bonneberg, Hollwiesen, Steinbründorf und Wehrendorf erweitert.[1] Am 1. Januar 1969 wurde Valdorf nach Vlotho eingemeindet.[2]

Im Gebiet Steinbründorf liegt mit dem Bonstapel der höchste Berg im Kreis Herford. Der Anteil der landwirtschaftlichen Nutzung ist sehr hoch, eine hohe Siedlungsdichte findet sich längs des Forellenbachtales (Rahlbruch), sowie parallel dazu auf den dazu rechtsseitig liegenden Höhen (u. a. Horst). Im Rahlbruch ist eine hohe Dichte mit Dienstleistern mit einem Angebot für den täglichen Lebensbedarf zu verzeichnen. Neben einem größeren Warenhaus mit Getränkemarkt und einem Textil-Discounter ist der 2008 eröffnete Minske-Markt mit seinem von Discountern getragenen Angebot zu nennen.

Als Siedlungskerne sind noch der Bereich um die Bonneberger Kirche sowie verdichtete Wohnbebauung in den Gebieten Winterberg und Bretthorst zu nennen. Im südlichen Bereich ist im Vergleich zum im Durchschnitt waldarmen Kreis Herford umfangreicher Waldbestand vorhanden.

Auf Valdorfer Gebiet liegen die Hans-Schwarze-Grundschule im Topsundern sowie im Randbereich zum Stadtteil Vlotho das Schulzentrum am Jägerort. Der Bonneberger Teil der Grundschule Vlotho (Herforder Straße) befindet sich nahe der Kirche.

Nachstehend sind der besseren Übersicht wegen die wesentlichen Bereiche der drei im Gebiet Valdorfs liegenden Kirchengemeinden mit ihren Charakteristika beschrieben. Sie gehen in ihrer Gesamtheit zurück auf die alte Vogtei Wehrendorf (auch als Vogtei Valdorf genannt)

Bonneberg

Ortschaft Bonneberg vor dem Bonneberg, die Warnbälle markieren wegen des nahen Flugplatzes in Porta Westfalica den Verlauf von Freileitungsmasten

Die ehemalige Bauerschaft im Norden Valdorfs wurde nach dem Bonneberg benannt. Für das Jahr 1282 ist in einer Akte zum Kloster Vlotho von einem Hof auf dem Bonneberg zu lesen. Dieser Teil des Vlothoer Ortsteils Valdorf ist im Wesentlichen im weiteren Kreuzungsbereich Loher Straße/Bonneberger Straße konzentriert. An letzterer ist die 1957 erbaute und eingeweihte evangelisch-lutherische Jubilate-Kirche zu finden. Bis dahin waren die Bonneberger auf die Valdorfer Kirche angewiesen. 1970 bekamen sie ihre eigene Kirchengemeinde.

Die Siedlungsstruktur im genannten Kernbereich besteht überwiegend aus Wohnbebauung. Es gibt neben einer Gaststätte mit Hotelbetrieb noch ein Tagungs- und Konferenzhotel der Best-Western-Kette, das die Immobilien einer früheren Betten- und Schlafzimmermöbelfabrik übernahm, die 1988 geschlossen wurde und jahrzehntelang ein wichtiger regionaler Arbeitgeber war.

Durch den westlichen Teil führt die Autobahn A 2.

Valdorf

Das eigentliche Valdorf wird 1055 erstmalig als Valethorpe erwähnt. Es liegt innerhalb des gleichnamigen Vlothoer Stadtteiles südlich bzw. nördlich der Ortschaften Bonneberg bzw. Wehrendorf und war nach dem Ersten Weltkrieg kurzfristig in Valdorf-West und Valdorf-Ost unterteilt, die beide aber gemeinsam verwaltet wurden.

Valdorf-West

Die gotische Kirche von Valdorf feierte 2008 ihr 750-jähriges Jubiläum. In Valdorf befindet sich neben der Kirche das Alten- und Altenpflegeheim Simeonsstift, das vom im Ort von 1868 bis 1897 wirkenden Pfarrer Eberhard Delius gegründet wurde, einem der Superintendenten der früheren Synode Vlotho. Er war Nachfolger des von 1851 bis 1868 wirkenden Pfarrers Karl Kuhlo, dessen Neffen Johannes Kuhlo noch heute als Posaunen-General der Erweckungsbewegung in Ravensberg gedacht wird.

In diesem Bereich liegen die Kureinrichtungen Bad Seebruch (Weserlandklinik) und Bad Senkelteich, die sich aus im 19. Jahrhundert entstandenen Bauernbädern entwickelten, eine Tradition, die Bad Senkelteich fortsetzt. Anlass waren die hier vorhandenen Erdfälle mit ihren reichen Torfmoorvorkommen. Den letzten Einbruch gab es 1970 auf dem Gelände Bad Seebruchs, Menschen kamen nicht zu Schaden. In Fortsetzung auf einer Achse bis zum Grenzbereich Steinbründorf/Bentorf (Gemeinde Kalletal) mit mehreren nicht mehr deutlich erkennbaren Erdfällen befinden sich auf Bentorfer Gebiet mehrere teilweise recht tiefe bzw. ausgedehnte Erdfälle am dortigen Lichtensberg.

In der ehemaligen Volksschule Valdorf werden unter Trägerschaft der Weserlandklinik in einer staatlich anerkannten Lehranstalt Physiotherapeuten ausgebildet. Bad Seebruch arbeitet mit dem Schwerpunkt Rehabilitation Orthopädie und Rheumatologie, Moorland Bad Senkelteich bietet u. a. Rheuma-, Haut-, Schlaf- und Frauenkuren. Im Einzugsgebiet befindet sich das in den Jahren 1951/2 vom örtlichen Sportverein gebaute Wald-Freibad, das als eines der wenigen öffentlichen Freibäder in der Region noch über eine 50-m-Schwimmkampfbahn verfügt.

Linksseitig des durch den Rahlbruch fließenden Forellenbaches befindet sich an der Grenze zu Bonneberg eine Anhöhe mit dem Namen Hünenburg, auf der durch Ausgrabungen Mitte der 1990er-Jahre erfolgreich die Existenz einer alten Wallburg nachgewiesen werden konnte. Am Hang der Hünenburg wurde seit spätestens 1535 bis 1958 hochwertiger Baukalk abgebaut und gebrannt. Kurzzeitig gab es im 19. Jahrhundert Badebetrieb in der so genannten Stahlquelle. Im Ravensberger Urbar von 1556 wird von einer verfallenen Eisen- und Schmelzmühle berichtet, 1641 genehmigte die herzogliche Amtsstelle zu Düsseldorf hier den Betrieb einer Papiermühle, die unter verschiedenen Besitzwechseln noch bis 1966 betrieben wurde. Heute befindet sich in restaurierten historischen Gebäuden die Verwaltung eines Produktionsbetriebes für Schaltschränke.

Wichtig für die Region war der für Bauzwecke begehrte Kalktuff, der nach dem Abbaugebiet als Horststein benannt wurde. In brandenburgischen Zeiten wurde er bis nach Indonesien verschifft. In und um Valdorf/Vlotho gibt es noch viele Häuser, die aus diesem leicht bearbeitbaren stabilen Material errichtet wurden.

Valdorf-Ost

Auf dem Winterberg agierte das im Mai 2008 vom Bundesminister des Inneren geschlossene rechtsextremistische Collegium Humanum. Im Gegensatz zum West-Teil befanden sich in diesem Teil vorwiegend landwirtschaftliche Betriebe unterschiedlicher Größe, was sich in aufgelockerter Besiedlung auswirkte.

Wehrendorf

Blick von Norden über das Industriegebiet Hollwiesen, rechts im Bild befindet sich der große Gebäudekomplex der Firma Kannegiesser

Wehrendorf schließt sich südwestlich an das Gebiet der Kirchengemeinde Valdorf an und war in mittelalterlicher Zeit der Namensgeber für die Vogtei Wehrendorf. Es ist etwa um 900 entstanden und es wird berichtet, dass es früher ein Knotenpunkt alter Handelswege von Lemgo zur Weser war. Für etwa zwei Jahrhunderte war es Mittelpunkt des Kirchspiels gleichen Namens. Zum Zeitpunkt der erstmaligen Erwähnung (1258) einer Valdorfer Kirche waren die Wehrendorfer dann auf diese angewiesen. Das Pfarrhaus befand sich weiter in Wehrendorf. 1969 erhielten die Wehrendorfer wieder ein eigenes Gotteshaus, die Kreuzkirche, die zuvor seit 1951 als so genannte Notkirche in Bad Oeynhausen gestanden hatte. Nach dem Bau der dortigen Auferstehungskirche diente sie weiter ihrer Bestimmung.

Anschließend an die frühere Gemeinde Valdorf liegt die alte Bauerschaft Hollwiesen, in der nach dem Zweiten Weltkrieg das erste systematisch geplante und gestalteten gleichnamige Industriegebiet entstand. Hier entwickelte sich aus kleinen Anfängen die Wäschereimaschinenfabrik Kannegiesser mit Weltgeltung. Weitere Industrieansiedlungen gibt es östlich der in Richtung Bad Salzuflen (Ortsteil Wüsten) führenden Neuen Landstraße. Zu erwähnen ist zu Wehrendorf die im Jahre 2010 das hundertjährige Bestehen begehende Orgelbauwerkstatt Steinmann, die mit ihren Instrumenten weit über die Grenzen Ostwestfalens vertreten ist.

Gehöft in Linnenbeeke

In der südlich liegenden ehemaligen Bauerschaft Steinbründorf gibt es die höchsten Erhebungen Vlothos und damit im Kreis Herford. Speziell der an der Lippischen Grenze liegende Bonstapel, um den herum sich mehrere Naturschutzgebiete gruppieren, ist beliebtes Ausflugsziel nicht nur für die Vlothoer. Der hier vom örtlichen Hegering betreute Naturlehrpfad Bonstapel verwirklicht seit 1994 das Konzept moderner Museumspädagogik.

Am Bonstapel entspringt aus sieben Quellen die Linnenbeeke, die in nördlicher Richtung nach Vlotho fließt und im Ortsteil Valdorf in den in die Weser mündenden Forellenbach übergeht. Nahe der ersten Station des o. g. Naturlehrpfades befinden sich Spuren eines altsächsischen Bauernhauses. In diesem Bereich dürfte auch das im Bild gezeigte Gehöft zu suchen sein, das der Fotograf der Bildunterschrift entsprechend bezeichnet.

Einzelnachweise

  1. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.
  2. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.

Literatur

  • Karl Grossmann: Geschichte der Gemeinde Valdorf und ihrer Bauerschaften, Valdorf 1955, ohne ISBN.
  • Manfred Kluge: 950 Jahre Valdorf, Vlotho 2005, Hsg, Vlotho Marketing, Vlotho.
  • Ch. Beyer u. a.: 750 Jahre Kirche in Valdorf, Vlotho 2008, Reihe Beiträge zur Ortsgeschichte, Geschichtswerkstatt Exter, ISSN 1619-7828 sowie andere Ausgaben in der Reihe.

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