FH155-1

FH155-1
FH155-1


Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung: FH155-1/FH 70
Herstellerland: Deutschland
Italien
Japan
Vereinigtes Königreich
Entwickler/Hersteller: Rheinmetall
Oto Melara
Vickers
Japan Steel Works, Ltd.
Entwicklungsjahr: 1968–1970
Produktionszeit: 1976 bis 1982
Stückzahl: 932
Waffenkategorie: Haubitze
Mannschaft: 7
Technische Daten
Gesamtlänge: 9,80/12,43(fahrend/feuernd)
Rohrlänge: 39 Kaliber / 6,022 m
Kaliber:

155 mm NATO

Kadenz: Dauerfeuer 2, Feuerschlag ca. 14 Schuss/min
Höhenrichtbereich: -4,5°–70 °

Die Feldhaubitze FH155-1 ist eine Feldhaubitze, die Ende der 1960er-Jahre für das Militär verschiedener europäischer Staaten entwickelt und bis 1982 produziert wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfang der 1960er-Jahre kamen Deutschland, Großbritannien und die Vereinigten Staaten darin überein, dass das Militär aller drei Staaten Bedarf nach einer neuen, gezogenen Feldhaubitze hatte. Deutschland und die USA beabsichtigten, ihre veralteten Geschütze vom Typ M114 zu ersetzen, während Großbritannien die alten 5,5-Zoll-Geschütze austauschen wollte. Die drei Länder konnten sich jedoch nicht auf eine gemeinsame technische Basis einigen, so dass die USA ein eigenes Geschütz, die M198 entwickelten. 1968 einigten sich Deutschland und Großbritannien auf einen Forderungskatalog, der eine hohe Feuerrate mit der Möglichkeit eines Feuerschlags, hohe Mobilität mit einem Minimum an Aufwand für das In-Stellung-gehen und hohe Reichweite vorsah. Großbritannien übernahm die Projektleitung für die gezogene Haubitze, Deutschland arbeitete an einer selbstfahrenden Version, der Panzerhaubitze 70. Dieses Projekt wurde jedoch 1986 abgebrochen. In den einzelnen Ländern wurden folgende Unternehmen mit der Entwicklung einzelner Komponenten des Geschütz beauftragt: Vickers entwickelte das Fahrgestell, das Seitenrichtgetriebe, die HE-Munition (High Explosive) und eine Variante der Treibladung. Oto Melara entwickelte die Rohrwiege, die Rückstoßdämpfer, die Aufnahme für die Zieloptiken, den Höhenrichtantrieb, Nebel- und Leuchtgeschosse und zwei weitere Varianten der Treibladungen. Rheinmetall entwickelte die Waffenanlage, das Ladesystem, das Hilfstriebwerk, die Federung, die Zieloptiken und war ebenfalls an der Nebel- und Leuchtmunition beteiligt.

Die ersten sechs Prototypen wurden in den Jahren 1969 und 1970 fertiggestellt, woraufhin Italien nach Akzeptierung der technischen und taktischen Spezifikationen dem Projekt beitrat, da die italienische Armee ebenfalls auf der Suche nach einer neuen Feldhaubitze war. Ein weiteres Baulos von acht Prototypen wurde zwischen 1971 und 1973 fertiggestellt, so dass eine Geschützbatterie zu Testzwecken gebildet wurde. Die Versuche mit dieser Batterie verliefen zufriedenstellend, so dass das Geschütz 1976 als Serienreif angesehen wurde. Bis 1976 waren fünf weitere Prototypen fertiggestellt worden. Die ersten Serienexemplare wurden 1978 ausgeliefert. Deutschland bestellte 216 Geschütze, Italien 164 und Großbritannien 71, die Produktion für diese drei Länder war 1982 abgeschlossen. Im gleichen Jahr bestellte Saudi-Arabien 72 Geschütze mit dazugehöriger Munition, Feuerleitsystemen und Trainingsgerät. Malaysia bezog zwischen 1989 und 1993 insgesamt zwölf Geschütze. Japan fertigte das Geschütz in Lizenz.

Technik

Waffenanlage und Munition

Die Waffenanlage der FH155-1 besteht aus einem Geschützrohr im Kaliber 155 mm mit einer Zweikammer-Mündungsbremse, einem halbautomatischen Fallkeilverschluss, einer automatischen Zuführeinrichtung für Treibladungsanzünder und einer halbautomatischen Ladeeinrichtung. Die Ladeeinrichtung ist bei jeder Erhöhung und jeder Seitenrichtung des Rohres einsetzbar. Sie schiebt nach dem Auslösen des Schusses beim Vorlauf des Geschützrohres ein neues Geschoss in die Kammer, das dann nur noch von einem Kanonier angesetzt werden muss. Sie ermöglicht eine Feuergeschwindigkeit von sechs Schuss pro Minute oder einen drei-Schuss-Feuerschlag innerhalb von 13 Sekunden. Bei längeren Feueraufträgen wird die Feuergeschwindigkeit durch die thermische Belastung des Rohres und die körperliche Ausdauer der Geschützmannschaft auf zwei Schuss pro Minute begrenzt. Eine automatische Ansetzvorrichtung konnte ebenfalls genutzt werden, um einen drei-Schuss-Feuerschlag in acht Sekunden abzufeuern.

Als Munition wurden drei Sorten von Geschossen verwendet. Zur Auswahl standen das HE-Geschoss (High Explosive - Sprenggeschoss) L15A1 mit einer Sprengladung von 11,3 kg, das Nebelgeschoss DM105 sowie das Leuchtgeschoss DM106. Als Treibladung wurden Beuteltreibladungen verwendet, die in drei Gruppen eingeteilt waren: Ladung eins und zwei für kurze Reichweiten, die Ladungen drei bis sieben für mittlere Entfernungen und die achte Ladung für hohe Entfernungen. Je nach Ladung reichte die Mündungsgeschwindigkeit von 213 m/s bis 827 m/s. Die Treibladungen verbrannten nahezu rückstandsfrei.

Lafette

Feldhaubitze FH155-1

Die Lafette ist eine Leichtmetallkonstruktion, bestehend aus zwei Holmen mit Erdspornen zur teilweisen Aufnahme der Rückstoßkräfte und zur Stabilisierung, Haupt- und Stützrädern, einer Grundplatte, einem Hilfstriebwerk (APU–Auxiliary Power Unit) sowie dem Sitz für den Richtkanonier mit der Aufnahme für die Zieloptik.

Die Haupträder sind am Hauptrahmen der Lafette angebracht, die Federung übernehmen Schwingarme. Zusätzlich sind hydraulische Stoßdämpfer angebracht. Die Haupträder können hydraulisch vom Zugfahrzeug aus oder über das Hilfstriebwerk gebremst werden. Die Stützräder können hydraulisch gelenkt, angehoben und abgesenkt werden.

Das Hilfstriebwerk ist in einem Gehäuse am Vorderteil des Hauptrahmens angebracht. Es besteht aus einem seriennahen 1,8 l Volkswagen-Motor mit Batterien, Getriebe und Hydraulikpumpe. Das Triebwerk kann das Geschütz auch ohne Zugfahrzeug auf bis zu 16 km/h beschleunigen und Steigungen von bis zu 34° ausgleichen. Des Weiteren dient die von dem Motor betriebene Hydraulik zum Absenken, Anheben und Schwenken der Holme sowie zum Richten der Waffenanlage. Bei Ausfall des Hilfstriebwerks kann der Hydraulikdruck durch eine Handpumpe aufgebaut werden.

Die FH155 kann von Zugfahrzeugen mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h gezogen werden. Der Lufttransport ist in einer Lockheed C-130 oder als Außenlast unter einem CH-47 Chinook möglich.

Weblinks

 Commons: FH155-1 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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