- Fahrradtacho
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Ein Fahrradcomputer ist ein elektronisches Messgerät zur kontinuierlichen Messung verschiedener Daten beim Fahrradfahren. Die Standarddaten, die von jedem Gerät ermittelt und angezeigt werden, sind die Geschwindigkeit und die zurückgelegte Wegstrecke.
Inhaltsverzeichnis
Historische Entwicklung
Schon beim Aufkommen des Radsports entstand der Wunsch, insbesondere beim Training Daten über gefahrene Distanzen und erreichte Geschwindigkeiten zu erhalten. Einfache mechanische Lösungen, die daraufhin entwickelt wurden, waren Kilometerzähler und Fahrradtachometer.
Beim Kilometerzähler wurde durch in den Speichen befestigte Mitnehmer bei jeder Umdrehung ein Zählwerk um einen Zählbetrag erhöht. Da der mit jeder Radumdrehung zurückgelegte Weg gleich dem Umfang des Rades ist, wurden für verschiedene Raddurchmesser jeweils passende Kilometerzähler angeboten. Die Kilometerzähler wurden häufig direkt an der Vordergabel des Fahrrades befestigt.
Eine Weiterentwicklung stellten (mechanische) Tachometer dar, die auch die momentan gefahrene Geschwindigkeit anzeigten. Hier war ein Aufnehmer an der Achse des Vorderrades angebracht, die mit der üblicherweise am Lenker angebrachten Anzeigeeinheit durch eine biegsame Welle mit dem Aufnehmer verbunden war. Auch diese Tachometer mussten zur Radgröße passen.
Weiterentwicklung zum Fahrradcomputer
Mit der Entwicklung der Mikroelektronik und von LC-Displays war man in den 1980er Jahren in der Lage, Kleinstrechner mit geringer Energieaufnahme für den mobilen Einsatz herzustellen. Zu dieser Zeit kamen die ersten Fahrradcomputer auf den Markt. Das Funktionsprinzip ist bis heute in den meisten Fällen gleich geblieben: Ein in einer Speiche befestigter kleiner Magnet induziert in einer an der Gabel befestigten kleinen Spule einen Spannungsimpuls, alternativ wird ein kleiner Magnetschalter ausgelöst. Dieses Signal wird zur Anzeigeeinheit, dem eigentlichen Computer, weitergeleitet. Früher geschah dies ausschließlich mit Hilfe eines Kabels, seit ca. 1995 werden (mit steigender Tendenz) auch drahtlose Systeme angeboten. Die neueste Generation von Fahrradcomputern verwendet dazu codierte, digitale Signale, die kaum noch anfällig für elektromagnetische Störungen sind. Die Impulse werden elektronisch gezählt, weiterverarbeitet und zur Anzeige gebracht. Damit ist es möglich, neben den auch schon mit den mechanischen Tachometern angezeigten Größen Momentangeschwindigkeit und zurückgelegte Strecke noch weitere Daten zu berechnen, wie beispielsweise die Durchschnittsgeschwindigkeit, Höchstgeschwindigkeit und Fahrzeit. Zudem ist es nicht mehr erforderlich, die Geräte für eine bestimmte Radgröße zu produzieren, da der Radumfang über Tastendrücke eingestellt werden kann, wobei folgende Werte als Orientierung gelten können:
Reifengröße (nach ETRTO) Reifengröße (Zoll) Umfang (mm) 47-305 16*1,75*2 1272 47-406 20*1,75*2 1590 37-540 24*1 3/8A 1948 47-507 24*1,75*2 1902 23-571 26*1 1973 40-559 26*1,5 2026 44-559 26*1,6 2051 47-559 26*1,75*2 2070 50-559 26*1,9 2089 54-559 26*2 2114 57-559 26*2,125 2133 37-590 26*1 3/8 2105 37-584 26*1 3/8*1 1/2 2086 20-571 26*3/4 1954 32-630 27*1 1/4 2199 28-630 27*1 1/4 Fifty 2174 40-622 28*1,5 2224 47-622 28*1,75 2268 40-635 28*1 1/2 2265 37-622 28*1 2/8*1 5/8 2205 18-622 700*18C 2102 20-622 700*20C 2114 23-622 700*23C 2133 25-622 700*25C 2146 28-622 700*28C 2149 32-622 700*32C 2174 37-622 700*35C 2205 40-622 700*40C 2224 Neuere Radcomputer zeigen teilweise zudem die zurückgelegte Höhendifferenz an. Das wurde durch den Einbau eines Silizium-Drucksensors ermöglicht, der entsprechend dem Altimeter den Luftdruck als Höheninformation misst.
Diversifizierung
Insbesondere in den 1990er Jahren wurden Fahrradcomputer, über die oben beschriebenen Möglichkeiten hinaus, mit immer neuen Funktionen für verschiedenste Ansprüche ausgestattet. Dazu gehören:
- die Messung der Trittfrequenz über einen neben der Tretkurbel angebrachten Sensor
- die Messung des vom Fahrer aufgebrachten Drehmoments und damit der Leistung durch Drehmomentsensoren in der Hinterradnabe
- die Bestimmung der Höhe über dem Meeresspiegel (üblicherweise über eine barometrische Höhenmessung)
- die Messung von Steigung bzw. Gefälle incl. Zusammenfassung der gefahrenen Höhenmeter
- die Messung der Herzfrequenz über einen Brustgurt
Dazu kommt bei einigen Fahrradcomputern die Möglichkeit der Datenspeicherung und -übertragung auf einen PC, wodurch neue Wege der Trainingsauswertung geschaffen wurden.
Seit etwa 2002 kommen auch kleine GPS-Geräte für den Einsatz als Fahrradcomputer in Frage. Hier ist neben der Bestimmung von Geschwindigkeit und Strecke auch die Ermittlung der geographischen Koordinaten und Höhe möglich, was besonders für den Fahrradtourismus von Bedeutung ist. Seit 2004 gibt es auch GPS-gestützte Navigationssysteme für das Fahrrad. Deren Einsatz ist aber derzeit noch nur eingeschränkt möglich, da aufgrund der erforderlichen Rechenleistung und der farbigen Anzeige üblicherweise nur Akku-Laufzeiten von maximal vier Stunden erzielt werden.
Alternativen
Durch die Software VeloAce kann auch ein älterer PDA mit PalmOS als Fahrradcomputer verwendet werden. Andere Software für den gleichen Zweck wird aber inzwischen nicht mehr weiterentwickelt.
Für das Handy M65 des ehemaligen Handyherstellers Siemens gibt es ein Bike-O-Meter. Dieses besitzt einen Magnetschalter für die Gabel und fungiert als Lenkerhalterung für das Handy. Damit ist es möglich, das M65 als Fahrradcomputer zu verwenden.
Literatur
- Michael Gressmann, Franz Beck, Rüdiger Bellersheim: Fachkunde Fahrradtechnik. 1. Auflage, Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten, 2006, ISBN 978-3-8085-2291-2
- Fritz Winkler, Siegfried Rauch: Fahrradtechnik Instandsetzung, Konstruktion, Fertigung. 10. Auflage, BVA Bielefelder Verlagsanstalt GmbH & Co. KG, Bielefeld, 1999, ISBN 3-87073-131-1
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