Falscher Woldemar

Falscher Woldemar

Der falsche Woldemar oder falsche Waldemar († 1356 in Dessau, Anhalt) war ein Hochstapler, der 1348–1350 von Karl IV. mit der Mark Brandenburg belehnt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Woldemar hieß angeblich Jakob Rehbock und soll ein Müllergeselle gewesen sein. Dies und andere Gerüchte sind jedoch nicht mehr als Mutmaßungen von Zeitgenossen und Chronisten. Seine wahre Identität ist bis heute ungeklärt.

Im Sommer 1348 stellte er sich als älterer Pilger dem Erzbischof von Magdeburg Otto als der alte brandenburgische Markgraf Woldemar vor, den man 29 Jahre zuvor bestattet hatte. Er gab vor, die Bestattung von 1319 sei nur inszeniert gewesen, und er habe sich in der Zwischenzeit auf einer Pilgerfahrt ins Heilige Land befunden. Nach dem vermeintlichen Aussterben der brandenburgischen Askanier hatte der Wittelsbacher Kaiser Ludwig der Bayer im Jahre 1320 die Kurmark Brandenburg seinem eigenen Sohn Ludwig verliehen.

Dieser Woldemar gewann schnell Anhänger, namentlich bei den fürstlichen Rivalen der Wittelsbacher. Er gab sich als Vertreter des angestammten askanischen Fürstenhauses aus, dem er Hilfe gegen die unbeliebten fremden Bayern versprach. Binnen Wochen konnte er auf einem Huldigungszug große Teile der Mark von sich überzeugen. In die Defensive gedrängt, belehnte König Karl IV. deshalb notgedrungen den falschen Woldemar am 2. Oktober 1348 mit der Mark Brandenburg. Nur wenige Städte hielten weiter zu den Wittelsbachern, so soll Treuenbrietzen aus dieser Zeit den Namensvorsatz haben.

Der falsche Woldemar wurde erst zwei Jahre später im April 1350 als Betrüger entlarvt und abgesetzt, als Karl ihn wegen eines Übereinkommens mit den Wittelsbachern (Verträge von Eltville) fallen ließ. Woldemar hielt sich seitdem am askanischen Hof in Anhalt-Dessau auf, wo man ihm zeitlebens alle höfischen Ehren erwies, bevor er 1356 eines natürlichen Todes starb.

Literarische Rezeption

1842 publizierte Willibald Alexis seinen Roman Der falsche Woldemar. In neuester Zeit widmet sich der Roman Der letzte Askanier von Horst Bosetzky (Frankfurt 1999) den Geschehnissen um den falschen Woldemar, wobei der Autor eine eigene Theorie hinsichtlich der Identität des angeblichen Askaniers aufstellt.

Literatur

  • Karl Friedrich Klöden: Diplomatische Geschichte des für falsch erklärten Markgrafen Waldemar von Brandenburg, vom Jahre 1345-1356. Unmittelbar nach den Quellen dargestellt. Erster Theil, Berlin 1845, 451 Seiten, online.
  • Alexander Schubert: Echte Macht und falsche Herrschaft – Vom Einfluss falscher Herrscher auf die Reichsgeschichte, in: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962-1806. Von Otto dem Großen bis zum Ausgang des Mittelalters, Essayband zur 29. Ausstellung des Europarates, hrsg. von Matthias Puhle und Claus-Peter Hasse, Dresden 2006, S. 348-357.
  • Lexikon des Mittelalters Bd. 9, 301f. Online
  • Absatz Der falsche Waldemar aus: Wilhelm von Sommerfeld: Waldemar, Markgraf von Brandenburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 677–687.

Weblinks

 Wikisource: Falscher Woldemar – Quellen und Volltexte

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Falscher Waldemar — Der falsche Woldemar, auch: Falscher Waldemar († 1356 in Dessau/Anhalt) war ein Hochstapler, der 1348–1350 von Karl IV. mit der Mark Brandenburg belehnt wurde. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literarische Rezeption 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Woldemar — Waldemar ist ein männlicher Vorname. Er stammt aus dem Althochdeutschen und setzt sich aus den Begriffen „waltan“ (walten, herrschen, Herrscher) und „mari“ (berühmt, bekannt) zusammen. Inhaltsverzeichnis 1 Namensherkunft 2 Namensträger 3… …   Deutsch Wikipedia

  • Kurfürst von Brandenburg — Als Gründungsdatum der Mark Brandenburg gilt der 11. Juni 1157, als Albrecht der Bär seine Herrschaft in dem ihm bereits 1134 zu Lehen überlassenen Gebiet gegen den slawischen Fürsten Jaxa von Köpenick auf dem Schlachtfeld durchsetzen konnte.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kurfürsten von Brandenburg — Als Gründungsdatum der Mark Brandenburg gilt der 11. Juni 1157, als Albrecht der Bär seine Herrschaft in dem ihm bereits 1134 zu Lehen überlassenen Gebiet gegen den slawischen Fürsten Jaxa von Köpenick auf dem Schlachtfeld durchsetzen konnte.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Könige in Preußen — Als Gründungsdatum der Mark Brandenburg gilt der 11. Juni 1157, als Albrecht der Bär seine Herrschaft in dem ihm bereits 1134 zu Lehen überlassenen Gebiet gegen den slawischen Fürsten Jaxa von Köpenick auf dem Schlachtfeld durchsetzen konnte.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Könige von Preußen — Als Gründungsdatum der Mark Brandenburg gilt der 11. Juni 1157, als Albrecht der Bär seine Herrschaft in dem ihm bereits 1134 zu Lehen überlassenen Gebiet gegen den slawischen Fürsten Jaxa von Köpenick auf dem Schlachtfeld durchsetzen konnte.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Markgrafen von Brandenburg — Als Gründungsdatum der Mark Brandenburg gilt der 11. Juni 1157, als Albrecht der Bär seine Herrschaft in dem ihm bereits 1134 zu Lehen überlassenen Gebiet gegen den slawischen Fürsten Jaxa von Köpenick auf dem Schlachtfeld durchsetzen konnte.… …   Deutsch Wikipedia

  • Markgraf von Brandenburg — Als Gründungsdatum der Mark Brandenburg gilt der 11. Juni 1157, als Albrecht der Bär seine Herrschaft in dem ihm bereits 1134 zu Lehen überlassenen Gebiet gegen den slawischen Fürsten Jaxa von Köpenick auf dem Schlachtfeld durchsetzen konnte.… …   Deutsch Wikipedia

  • Waldemar — ist ein männlicher Vorname. Er stammt aus dem Althochdeutschen und setzt sich aus den Begriffen „waltan“ (walten, herrschen, Herrscher) und „mari“ (berühmt, bekannt) zusammen. Inhaltsverzeichnis 1 Namensherkunft 2 Namensträger 2.1 Waldemar …   Deutsch Wikipedia

  • Waldemar von Brandenburg — Denkmal von Max Unger von 1894 auf der Berliner Mühlendammbrücke Waldemar, Markgraf von Brandenburg, auch Woldemar [1] genannt der Große (* um 1280; † 14. August 1319 in Bärwalde) aus der Familie der Askanier war von 1309 bis 1319 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”