Federico Henriquez y Carvajal

Federico Henriquez y Carvajal

Federico Henriquez y Carvajal (* 16. September 1848 oder 14. Januar 1859 in Santo Domingo; † 4. Februar 1952 ebenda) war ein dominikanischer Schriftsteller, Diplomat, Politiker und Präsident der Dominikanischen Republik.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Berufliche und schriftstellerische Laufbahn

Nach dem Schulbesuch Santo Domingo am Colegio Central, Colegio San Luis Gonzaga, an der Escuela Normal, Escuela Preparatoria, der Escuela De Bachilleres sowie am Liceo Dominicano absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften am Instituto Profesional, das er 1874 mit dem akademischen Grad 'Maestro Normal' abschloss. Bald darauf schloss sich ein Studium der Medizin und Chirurgie an. Danach war er als Journalist tätig und war als solcher zunächst Chefredakteur der Tageszeitung „La Opinión“, ehe er 1881 Gründer und Herausgeber der Zeitung „El Mensajero“ und der Zeitung „El Maestro“ war. 1887 setzte er seine medizinischen Studien an der Sorbonne in Paris fort, die er 1891 mit einem Doktortitel beendete. Nach seiner Rückkehr war er Arzt, Mitherausgeber des Magazins "Letras y Ciencias" sowie Professor am Instituto Profesional sowie am Instituto de Señoritas, das von seiner Ehefrau, der bedeutenden dominikanischen Pädagogin und Schriftstellerin Salomé Ureña geleitet wurde und mit der er vier Kinder hatte.[1][2]

Seine schriftstellerische Arbeit war gekennzeichnet durch die Vielzahl und Verschiedenheit von Themen. Im Laufe seines langen Lebens erwarb er sich große Hochachtung wegen seiner moralischen Integrität und seines Verstandes, insbesondere während seiner Hochschullehrtätigkeit sowie der Verbreitung kultureller Themen.

Noch im Alter von 95 war er 1944 Mitbegründer und Gründungspräsident der Dominikanischen Historischen Akademie (Academia Historia) sowie Chefredakteur von deren Fachzeitschrift „Ateneo y Clío“.[3]

Übergangspräsident 1916

Henriquez begab sich 1894 für fünf Jahre ins Exil nach Kuba als Präsident Ulises Heureaux mit zunehmend diktatorischer Gewalt regierte. Dort lernte er den kubanischen Nationalhelden José Martí kennen, dessen Kampf für die Unabhängigkeit Kubas gegen Spanien er unterstützte.[4] Zugleich begann seine Freundschaft mit Juan Isidro Jiménez. Als dieser nach der Ermordung von Heureaux und einer kurzen Übergangspräsidentschaft von Juan Wanceslao Figuereo Präsident wurde, kehrte er in die Dominikanische Republik zurück und wurde von Jiménez im November 1899 zum Außenminister (Ministro de Relaciones Exteriores) ernannt. In dieser Funktion reiste er 1901 in die USA um einen Vertrag mit den US-amerikanischen Kreditgebern auszuhandeln, der jedoch nach seiner Rückkehr vom Nationalkongress (Congreso Nacional) abgelehnt wurde.

Nach dem Sturz von Jiménez begab er sich im Mai 1902 erneut ins Exil nach Kuba, wo er ein Jahr als Arzt tätig war. Nach einer kurzen Rückkehr 1903 begab er sich aufgrund der internen Unruhen und der angespannten politischen Lage wiederholt ins Exil bis er 1907 seine Berufung durch Präsident Ramón Cáceres als Leiter der dominikanischen Delegation bei der Haager Friedenskonferenz annahm. 1911 berief in Cáceres zum Gesandten in Haiti, um dort wegen der Grenzkonflikte der beiden Staaten Verhandlungen aufzunehmen. Allerdings kam es wegen des Sturzes von Cáceres im November 1911 nicht zum Abschluss der Unterredungen. Stattdessen musste er sich erneut für einige Zeit ins Exil nach Kuba begeben, wo er sich in Santiago de Cuba niederließ.

Henriquez y Carvajal wurde 1912 Vorsitzender des Obersten Gerichtshofes (Tribunal Supremo) und wurde als solcher am 31. Juli 1916 als Nachfolger von Juan Isidro Jiménez eines kurzzeitig amtierenden Rates der Staatssekretäre Präsident der Dominikanischen Republik.[5][6] Dieses Amt übte er jedoch nur eine kurze Zeit bis zum Beginn der US-amerikanischen Besatzung am 29. November 1916 aus. Nachfolger wurde als US-Militärgouverneur Harry Shepard Knapp. Nach seiner Absetzung verließ er am 8. Dezember 1916 das Land und begab sich auf eine mehrjährige Reise nach Kuba, Frankreich und USA, um dort gegen die US-amerikanische Besetzung zu protestieren.[7][8][9]

Während der Präsidentschaft von Rafael Leónidas Trujillo Molina war er zwischen 1930 und 1935 zeitweise Gesandter in Frankreich und Kuba.

Ihm zu Ehren wurde die 1992 gegründete Universidad Henriquez y Carvajal benannt.[10]

Andere Quellen geben sein Geburtsjahr mit 1859 und sein Sterbejahr mit 1935 an.[11]

Veröffentlichungen

  • 1883: „La hija del hebreo“ („Die Tochter des Hebräers“)
  • 1891: „Ramón Mella“
  • 1902: „Informe sobre la seguridad Conferencia Internacional Americana“ („Bericht über die Internationale Amerikanische Sicherheitskonferenz“)
  • 1904: „Juvenilia“
  • 1909: „Dolorosa“ („Schmerzhaftes“)
  • 1915: „Derecho Público Internacional y la Guerra“
  • 1915: „Discurso Pro-Duarte“ („Rede für Pablo Duarte“)
  • 1918: „Páginas Selectas“ („Ausgewählte Schriften“)
  • 1920: „Cuba y Quisqueya“ („Kuba und Quisqueya“)
  • 1923: „Rosa de la tarde“ („Rose des Nachmittags“)
  • 1924: „Guarocuya. El Monólogo de Enriquillo“ („Guarocuya. Der Monolog von Enriquillo“)
  • 1925: „Todo por Cuba“ („Alles von Kuba“)
  • 1925: „Nacionalismo“ („Nationalismus“)
  • 1926: „Del Amor y del Dolor“ („Über Liebe und über Schmerz“)
  • 1926: „Páginas electas“ („Gewählte Schriften“)
  • 1927: „Mi álbum de sonetos“ („Mein Album der Sonette“)
  • 1929: „Ética y estética“ („Ethik und Ästhetik“)
  • 1937: „Romances históricos“ („Historische Romanzen“)
  • 1939: „Baní“
  • 1948: „El poema de la historia. Fragmento de un poema inconcluso“ („Das Gedicht der Geschichte. Fragment eines unvollendeten Gedichts“)
  • 1950: „Cuentos“ („Erzählungen“)

Quellen

Einzelnachweise

  1. Literatura Dominicana
  2. Dillmann, Hans-Ulrich"Im Namen der Salomé"
  3. ACADEMIA HISTORIA
  4. Herrera, Francisco: "José Martí, predestinado del dolor", CUBANET 7. September 2004
  5. Beede, Benjamin R.: „The War of 1898 and U.S. Interventions, 1898-1934“, 1994, S. 227, ISBN 0824056248
  6. McCormick, Thomas J./ LaFeber, Walter: "Behind the throne: servants of power to imperial presidents, 1898-1968", 1993, S. 77, ISBN 0299137406
  7. „SANTO DOMINGO PLEADS FOR SELF-GOVERNMENT; Commission in Washington Asks Cessation of Our Military Occupation“, NEW YORK TIMES 12. September 1919
  8. Gannett, Lewis S.: „The Conquest of Santo Domingo“, THE NATION 17. Juli 1920
  9. "DOMINICANS EXPECT SETTLEMENT SOON; Look for Announcement of Harding's Policy Which Will Provide for Withdrawal.NEW PLAN OF GOVERNMENT With Six or Eight Months to SetThis Up, They Think the IslandCan Be Left to Itself", NEW YORK TIMES 6. Juni 1921
  10. Universidad Federico Henriquez y Carvajal
  11. Rulers.org


Vorgänger Amt Nachfolger
Rat der Staatssekretäre Präsident der Dominikanischen Republik
1916
US-Militärgouverneur Harry Shepard Knapp

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