Feldloge

Feldloge
Gedenktafel auf der Rückseite.

Eine Feldloge (auch: Armeeloge, oder Regimentslogen) ist eine „ambulante“ Freimaurerloge, die also nicht an einen festen Ort gebunden ist und im Gegensatz zu einer Militärloge nur im Krieg besteht und sich nach dessen Ende auflöst oder zu einer feststehenden Loge wird.

Die freimaurerischen Zeremonien und Treffen fanden meist in Zelten statt, die mit Ritualgegenständen der Freimaurer ausgestattet waren. Eigene Bijoux, Logenabzeichen, wurden aus militärischen Orden gefertigt. In den Feldlogen trafen sich auch Brüder der verfeindeten Kriegsparteien. Dies wurde in der Zeit des Nationalsozialismus den Freimaurern als Verrat angelastet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1732 wurde die erste Stiftungsurkunde einer Feldloge von der Großloge von Irland ausgestellt. In England (seit 1750) und Schottland (seit 1743) machte das irische Beispiel bald Schule und es kam zu Nachahmungen innerhalb der englischen Großlogen. Besonders bei den sog. Antients die 1789 fast fünfzig Army Warrants ausgestellt hatten.

In Amerika wurde 1738 im Rahmen einer Expedition auf kanadischen Gebiet eine Feldloge gegründet. In Großbritannien gründeten sich im 18. Jahrhundert die ersten Regimentslogen, um eine maurerische Tempelarbeit abhalten zu können wurden die Ritualgegenstände meistens in transportablen Truhen mitgeführt. Zwischen 1732 und 1755 wurden von den drei britischen Großlogen bereits 29 Militärlogen gestiftet. In der Verfassung der irischen Großloge von 1768, dem Irish Code, wurde den Brüdern garantiert, an jedem Ort arbeiten zu können, Einheimische durften diese Logen nur aufnehmen, wenn sich an dem Ort keine andere Loge befand. Der Irish Code war somit die früheste Regelung für eine Feldloge von einer Großloge. Seit 1850 nahmen britische Feldlogen keine Zivilisten mehr in ihre Reihen auf.

Feldlogen im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg

Großer Beliebtheit erfreuten sich Feldlogen im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Die bekannteste war die American Union Nr.1. Ihr Siegel zeigte eine Kette aus dreizehn Ringen, entsprechend den im Kampf stehenden dreizehn Staaten. In der Schlacht von Long Island wurde ein großer Teil ihrer Mitglieder getötet oder gerieten in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen Mitglieder retteten die Truhen mit den Ritualgegenständen und nahmen diese auf ihren Feldzügen mit. Im Zuge der Schlacht von Cooch's Bridge bei Delaware hielt die Loge erstmals wieder eine Weihnachtsfeier ab. Georg Washington nahm öfters bei den Zusammenkünften der American Union Nr.1 im Winterlager bei Valley Forge teil. Als die englische Feldloge Nr.227 auf einem Rückzug ihre Konstitution und die Logenembleme zurücklassen musste, ließ Washington diese durch einen Offizier mit Ehrenwache zurückbringen.

Als 1783 die Irische Freiwilligenbewegung einsetzte, um einen französischer Einfall in Irland zu verhindern, und sich Regimenter von Freiwilligen bildeten, entstand die First Volunteer Lodge No.620.

Französische Feldlogen im napoleonischen Zeitalter

Eine grosse Rolle spielten Feldlogen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Frankreich, wo diese in fast allen Regimentern existierten. Zunächst bestanden diese nur aus Offizieren, so dass sich um 1785 auch aus Unteroffizierslogen bildeten, wie beispielsweise die Parfaite amitié im Regiment Royal Italien, deren Logenmeister der Marschall André Masséna war. Die französische Großloge Grand Orient de France verzeichnete im Jahre 1789 rund 69 Feldlogen, darunter auch eine Anzahl in fremden Regimentern wie bsp. Hessen-Darmstadt, Bayern und der Schweiz. In den Napoleonischen Kriegen bestanden Feldlogen in allen beteiligten Armeen ausser der von Österreich.

Preußische Feldlogen

Die erste wirkliche preußische Feldloge kam mit den schwedischen Truppen im Siebenjährigen Krieg, woran zwei seltene Gedenkmünzen erinnern. Aus dieser Loge ging die Loge Karl zu den drei Greife in Greifswald hervor. Diese arbeitet bis heute unter dem Schwedisches Lehrsystem. Unter der Großen Landesloge wurde 1811 auch die erste Feldloge gegründet, zu deren Brüdern auch Gebhard Leberecht von Blücher zählte, welcher Mitglied der in Schwedt/Oder gegründeten Feldloge Nr.1 war.

Preußen hatte sechs Feldlogen darunter die 1812 gegründete Friedrich zur Vaterlandsliebe beim Yorckschen Hilfskorps, welches unter dem Befehl von Johann David Ludwig Graf Yorck von Wartenburg stand.

Der russische General und Historiker Alexander Iwanowitsch Michailowski-Danilewski, welcher im November 1813 in die russische Feldloge Zum heiligen Georg in Frankfurt aufgenommen wurde, schrieb über die preußische Feldloge Zum eiserenen Kreuz, deren Mitglieder im Koalitionskrieg gegen Napoleon Bonaparte kämpften, folgende Beobachtungen in sein Tagebuch:

Die in Logen gehaltenen Reden waren voll flammender Vaterlandsliebe. Am Tage nach der Schlacht oder am Vorabend derselben gehalten, begeisterten sie unsere Seelen zu edelsten Beschlüssen. Mögen die Leute, die heute die das Freimaurertum bekämpfen und die wahrscheinlich ihre patriotischen Gefühle darauf beschränkten, bei der Nachricht von unseren Siegen auf Festlichkeiten zu tanzen, mögen sie doch die Reden lesen, die in der Loge Zum eisernen Kreuz gehalten wurden. Jedes Mitglied der Loge hatte vielfach sein Leben dem Vaterland zum Opfer angeboten (...) Als nach der Einnahme von Paris der entsetzliche Kampf aufhörte und Preußens Unabhängigkeit hergestellt, mithin das Ziel erreicht war, feierte die Loge Zum eisernen Kreuz ihre Schließung in feierliche Weise (im Mai 1814 im Palais Elysee Bourbon). Die Preußen schilderten die elende Lage ihres Vaterlandes vor dem Kriege und beschrieben den heiligen Freiheitskampf und die wohltätige Wirksamkeit der Loge während des Kampfes. Sie erinnerten sich daran, wie während des Donners der Schlachten sie sich in der Loge gegenseitig gestärkt, um die Mühseligkeiten des Feldzuges zu tragen,(...) und wie sie so die Ketten zerrissen, die das Vaterland knechteten und dessen Ruhm wiedergestellt haben (...). [Lennhoff 1]

Sonstiges

In den Vereinigten Staaten kennt man so genannte Wanderlogen (engl.: Travelling lodges). 1756 wurde Richard Gridley ermächtigt, alle Freimaurer im Feldzug gegen Crown Point zu vereinigen und Logen zu gründen. Es entstanden Wanderstiftungsurkunden, die ihren Mitgliedern ausdrücklich erlaubte, eine Loge nach Gefallen zu verlegen. 1779 erhielt General Robert Patterson (1753 - 1827) eine solche Urkunde von der Großloge von Massachusetts.

Innerhalb der russischen Armee entstanden 1761 und 1764 die ersten Feldlogen, während diese in Westpreußen ihre Winterquartiere und in Marienburg ihr Hauptquartier hatten.

In den Niederlanden werden von Anfang des 19. Jahrhunderts die Feldlogen De opgaande Oranjezon und L’union militaire erwähnt.

Feldlogen im Kontext der Dolchstoßlegende

Feldlogen gerieten nach dem Ersten Weltkrieg, besonders im Kontext der Dolchstoßlegende, in die Kritik nationalsozialistischer Anhänger. Erich Ludendorff beschrieb diese freimaurerischen Vereinigungen als sog. Brutstätte des Vaterlandsverrates und verwies auf das Wirken überstaatlicher Mächte. Mitglieder dieser überstattlichen Mächte waren nach der Auffassung von Ludendorff die Sozialdemokratie, die Jesuiten, die Freimaurerei, das Judentum und die kommunistische Internationale.

Chronik einiger Feldlogen

- Kriegsgefangenenloge zu Basingstoke

Im Jahre 1756, im Zuge des Siebenjähriger Krieg, gründeten arrestierte französische Offiziere bei Basingstoke diese Kriegsgefangenenloge. Sie arbeitete später im Jahre 1758, nach einer Verlegung der Gefangenen in Petersfield (Hampshire), sowie 1759 in Leeds. In Leeds nahm sie auch einige Bürger der Stadt auf und arbeitete mit der ansässigen englischen Loge The Talbot eng zusammen. Mit dem Kriegsende um 1763 wurde sie aufgelöst.

- Kriegsgefangenenloge La Fidélité zu Berlin

Ende 1758 gründeten französische Kriegsgefangene in Berlin unter Führung des Marquis Filley de Lerneu mit Genehmigung der Loge Zu den drei Weltkugeln diese Loge. Sie durfte allerdings keine Aufnahmen vollführen. 1762 erteilte die Große Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft den Mitgliedern der La Fidélité ein Patent.

- Irländische Loge Nr.63 zu Charlottesville

Gegründet wurde diese Loge 1777 im Barackenlager von Charlottesville von Offizieren des von Karl Wilhelm Ferdinand (Braunschweig-Wolfenbüttel) gesendeten Expeditionskorps nach der Schlacht von Saratoga im Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg. Eine große Anzahl der Mitglieder waren auch Angehörige des 20. englischen Linienregimentes welches die Namensgebung der Loge erklärt.

- Niederländischen Logen Gastvrijheid zu Groningen und Willem van Oranje zu Haag

Während des Ersten Weltkrieges entstanden auf niederländischen Boden diese beiden Feldlogen. Die 1915 gegründete Loge Gastvrijheid setzte sich aus einer großen Anzahl der englischen Marinebrigaden zusammen, die nach Kämpfen bei Antwerpen dort in Gefangenschaft gerieten. Die Brüder arbeiteten unter der Protektion der holländischen Großloge nach englischem Ritual. Gastvrijheid wurde nach dem Ende des Krieges in eine ordentliche Loge unter englischer Obedienz umgewandelt.

Deutsche Feldlogen im Ersten Weltkrieg

- Stern von Brabant (Brüssel)

- Carmen Sylva zur deutschen Treue (Bukarest)

- Victoria im Feld (Chauny)

- Zur Wacht an den Grenzen (Kattowitz)

- Anker und Schwert (Libau)

- Zum eiserenen Kreuz (Lüttich)

- Moselwacht (Metz)

- Zum deutschen Schwert im Osten (Mitau)

- Hanseatentreue (Riga)

- Frisia zur Nordwacht (Westerland-Sylt)

- Wilna zum flammenden Schwert (Wilna)

Literatur

  • APPEL, W.: Geschichte der Feldloge Stern von Brabant i.Or. Brüssel. Oranienburg 1931, 103 S., 2 Tfln.
  • APPEL, W.: Rückblick vom Johannistag 1917 bis zum 2. Stiftungsfest 1917. Brüssel 1917, 1 Bl.,
  • BACHER, Georg: Militär- und Feldlogen in den Streitkräften der Nachbarländer Deutschlands von 1740-1871. Stuttgart o.J., Manuskript 13 Bl.499
  • Berlin-Bulletin. Berlin-Lodge No. 46. Berlin 1949, H. 10,
  • DENNERT, Friedrich: Die Feldloge Carmen Sylvia zur deutschen Treue in Bukarest. Bukarest 1918,
  • Zur Erinnerung an die Schlußarbeit der Feldloge "Zum aufgehenden Licht an der Somme" i. Or. St.Quentin. München 1922, n.p.
  • FRANCKE, Karl-Heinz: Militär- und Feldlogen des 18., 19. und 20. Jh. In: Quatuor Coronati-Jahrbuch Nr. 13, Bayreuth: Q.C. 1976, S. 87-98
  • HANDLOW, Hermann; Carl KÄMPE: Braunschweigische Offiziere als Freimaurer in Nordamerika und Holland. In: Das Freimaurermuseum VI. Zeulenroda/Leipzig: Sporn 1931, S. 101-148

Quellen

  • Lenning: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei. Dritte, völlig umgearbeitete und mit den neuen wissenschaftlichen Forschungen im Einklang gebrachte Auflage von Lennings Encyklopädie der Freimaurerei. Herausgegeben vom Verein deutscher Freimaurer. 1901. Leipzig, Max Hesse's Verlag.
  • Geschichte der Freimaurerei, Ferdinand Runkel: Edition Lemperetz. 2006. Reprint von 1932, ISBN 3-933070-96-1

Weblinks

Einzelnachweise

Internationales Freimaurer-Lexikon
  1. Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurer Lexikon. 1980. Nachdruck von 1932, Amalthena- Verlag, ISBN 8-85002-038-X (formal falsche ISBN), Lemma Militärlogen, S. 1035

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