- Karl Wilhelm Ferdinand (Braunschweig-Wolfenbüttel)
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Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (* 9. Oktober 1735 in Wolfenbüttel; † 10. November 1806 in Ottensen bei Hamburg) war Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel und führte den Titel eines Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg. Er stand als Feldmarschall in preußischen Diensten und war ein Förderer von Carl Friedrich Gauß.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Karl Wilhelm Ferdinand war der Sohn des Herzogs[1] Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel und Philippine Charlotte von Preußen, einer Schwester von König Friedrich II. von Preußen. Inmitten seiner 13 Geschwister aufwachsend, erhielt er als Erbprinz des Fürstentums eine angemessene Erziehung durch den Abt Jerusalem.
Aufgrund der engen verwandtschaftlichen Beziehungen zum preußischen Königshaus und eines Subsidienvertrages, in dem das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel Truppen an Preußen zu Verfügung stellte, kämpfte der junge Karl Wilhelm Ferdinand während des Siebenjährigen Krieges in den Schlachten von Hastenbeck, Minden und Warburg auf alliierter Seite gegen Frankreich. Es kam sogar zu einem heftigen Konflikt zwischen ihm und seinem Vater, der ihn aufforderte, das Heer zu verlassen. Von seinen Onkeln Ludwig und Ferdinand wurde er gerade mit gegenteiligen Anfeuerungen überschüttet. Aus seinem Dilemma erlöst wurde der unglückliche Erbprinz schließlich von König Friedrich, der Herzog Karl mit sanfter Gewalt wieder der norddeutschen Koalition zuführte.
Am 16. Januar 1764 heiratete Karl Wilhelm Ferdinand die älteste Schwester des Königs Georg III. von Großbritannien, Prinzessin Augusta von Hannover. Das Verhältnis der Ehegatten war konventionell und wahrte die höfischen Formen. Die Ehen der Töchter Auguste Caroline und Caroline Amalie scheiterten, und von seinen drei Söhnen war nur der jüngste, Friedrich Wilhelm, körperlich und geistig gesund genug, um die Nachfolge des Vaters im Jahre 1806 anzutreten. Auf einer Reise nach Italien lernte Herzog Karl Wilhelm Ferdinand 1766 seine langjährige Mätresse Maria Antoinette von Branconi († 7. Juli 1793) kennen. Aus dieser Beziehung entspross ein Sohn, Karl Anton Ferdinand Graf von Forstenburg.
1773 trat Karl Wilhelm Ferdinand die Nachfolge seines Vaters als Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel (mit dem damit verbundenen Titel eines Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg) an. Seine Regierung war anfangs geschickt geführt. Erfolgreiche Reformen ließen das kleine Fürstentum Braunschweig aufblühen. Unter dem Einfluss von Abt Jerusalem und dem Pädagogen Joachim Heinrich Campe war der Herzog ein echter aufgeklärter Fürst.
1777 trennte er sich von Maria Antoinette von Branconi und ersetzte diese durch Luise von Hertefeld. Mit dieser Mätresse lebte er nahezu 30 Jahre glücklich (und getrennt von seiner eigenen Frau) zusammen. Laut Tochter Karoline war diese „das schönste und geistreichste Geschöpf bei Hof“.[2]
Seine größte Leidenschaft aber blieb das Militär. Im Jahre 1787 wurde Karl Wilhelm Ferdinand zum preußischen Feldmarschall ernannt. In Sommer 1787 rückte er mit einem Heer nach Wesel, und im September besetzte er die Niederlande, als der Statthalter Wilhelm V. und seine Frau Wilhelmina in Schwierigkeiten geraten waren und seit einem Jahr ein Bürgerkrieg drohte. Seine Widersacher, die Patrioten, flüchteten nach Amsterdam, und die Stadt ergab sich am 10. Oktober. Wahrscheinlich wurde aus diesem Grund nachher in Berlin das Brandenburger Tor errichtet, dies im Auftrag von König Friedrich Wilhelm II., der seiner Schwester mit einer Armee von 26.000 Mann zu Hilfe kam.
Während des ersten Koalitionskrieges erhielt er den Oberbefehl über die preußischen und österreichischen Truppen, die die französische Revolutionsarmee besiegen sollten. Mit dem ungeschickt formulierten Manifest des Herzogs von Braunschweig vom 25. Juli 1792, das die Bombardierung von Paris ankündigte, sollte die königlichen Familie verletzt werden, provozierte er den Tuileriensturm und trug damit zum Ende der Monarchie in Frankreich bei. Das Vorhaben scheiterte mit der Kanonade von Valmy. Er siegte 1793 in der Schlacht bei Kaiserslautern. Der Herzog legte 1794 das Amt des Oberbefehlshabers nieder.
Im Zuge des vierten Koalitionskrieges wurde Karl Wilhelm Ferdinand 1806 in einer fragwürdigen Entscheidung als Oberbefehlshaber für die preußische Armee reaktiviert. Für die einen galt er durch ein hymnisches Lob Friedrichs des Großen als größter preußischer Feldherr des ausgehenden 18. Jahrhunderts; andere monierten seine im Alter noch zunehmende Unentschlossenheit.
Während der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 zerschmetterte ihm nahe Hassenhausen eine von der Seite kommende Gewehrkugel beide Augen. Auf einer Bahre erreichte er Braunschweig am 20. Oktober. Unter Verzicht der durch eine Sehschwäche behinderten älteren Söhne bestimmte er den jüngsten Friedrich Wilhelm von Oels zum Thronfolger. In einer Nachricht an Napoleon bat er für sein neutrales Land um Schonung und für sich selbst darum, ihn in Ruhe sterben zu lassen. Da Napoleon dies ablehnte, verließ er Braunschweig am 25. Oktober wieder und erreichte - über Celle und Harburg - Altona und damit neutrales dänisches Gebiet. Im Gasthaus Am Felde 5 in Ottensen nahm er Quartier. Es war ihm vergönnt, dort von seiner Frau, seiner Schwester und den beiden ältesten Söhnen Abschied zu nehmen, bevor er am 10. November 1806 im Alter von 71 Jahren seinen Verletzungen erlag. Zunächst in der Christianskirche in Ottensen bestattet, fand er seine letzte Ruhestätte 1819 in der Krypta des Braunschweiger Doms.
Nachkommen
Karl Wilhelm Ferdinand heiratete 1764 Prinzessin Augusta von Hannover (1737-1813), Tochter von Friedrich Ludwig von Hannover, Fürst (prince) von Wales.
- Auguste Karoline Friederike Luise (1764–1788) – 1780 verheiratet mit Friedrich II., Herzog von Württemberg
- Karl George August (1766–1806) – 1790 verheiratet mit Friederika Louise Wilhelmina von Oranien (1770–1819)
- Caroline Amalie (1768–1821) – 1795 verheiratet mit Georg IV., König von Großbritannien
- Georg (1769–1811)
- August (1770–1822)
- Friedrich Wilhelm (1771–1815)
- Amelie Karoline Dorothea Luise (1772–1773)
Stand- und Denkmale
- Reiterstandbild vor dem Braunschweiger Schloss, enthüllt am 10. November 1874, entworfen von Franz Pönninger und ausgeführt von Georg Ferdinand Howaldt
- Hassenhausen bei Bad Kösen (Burgenlandkreis/Sachsen-Anhalt): Denkmal am Ort der Verwundung während der Schlacht bei Auerstädt am 14. Oktober 1806, errichtet im April 1808 auf dem Friedhof von Taugwitz, umgesetzt 1815 an die Straßen zwischen Taugwitz und Hassenhausen.
- Zu seinen Ehren wurde seine Büste in der Walhalla aufgestellt.
- Auf dem sog. Löwenwall in Braunschweig erinnert ein Obelisk an ihn und seinen Sohn Friedrich Wilhelm (Braunschweig-Wolfenbüttel-Oels)
Einzelnachweise
- ↑ Der Herzogtitel wurde von allen Teilfürstentümern Braunschweig-Lüneburgs geführt.
- ↑ Thea Leitner: Skandal bei Hof, Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1
Literatur
- Joseph König: Karl Wilhelm Ferdinand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, S. 224 f.
- Selma Stern: Karl Wilhelm Ferdinand Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen, Bd. 6), Hildesheim/Leipzig 1921
- Paul Zimmermann: Abt Jerusalems Berichte über die Erziehung der Kinder Herzog Karls I., insbesondere des Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand, in: Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig 5 (1906) 129-164
- Paul Zimmermann: Karl Wilhelm Ferdinand, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 272–280.
Weblinks
Commons: Charles William Ferdinand, Duke of Brunswick – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienVorgänger Amt Nachfolger Karl I. Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel
1773–1806Friedrich Wilhelm
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