- Felsenburg
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Eine Felsenburg ist eine mittelalterliche Burg, bei der natürliche Felsformationen unmittelbar in die Wehranlagen einbezogen sind und den Aufbau der Anlage prägen. Topographisch gehören Felsenburgen zur Gruppe der Höhenburgen.
Inhaltsverzeichnis
Anlage
Im Unterschied zu gewöhnlichen Höhenburgen, die den anstehenden Fels als Untergrund für die einzelnen Bauten nutzen, wird bei Felsenburgen die gesamte Anlage der Burg durch natürliche, oft solitär stehende Felsformationen wie Felsnadeln oder Klippen bestimmt. Typisch für eine Felsenburg ist ihre Gründung auf einem Felsen, der auch ohne größeren Ausbau als Befestigungsanlage dienen kann. Bei einfachen Wehranlagen dieser Art kann der Felsen über Leitern erreicht werden, die bei Gefahr hoch gezogen werden. Felsenburgen verfügen zusätzlich über hölzerne und steinerne Auf- und Anbauten. Entscheidend für den Grad und die Form des Ausbaus sind meist die morphologischen Gegebenheiten des Felsens.
Der Burgfelsen ist immer in die Anlage einbezogen. Wenn das Gestein leicht zu bearbeiten ist (beispielsweise Sandstein), werden aus ihm Räume, Gänge, Treppen, Brunnenschächte und Zisternen herausgeschrotet. Die aus Holz oder Stein errichteten Gebäude auf und am Burgfelsen nutzen den Burgfelsen als Fundament oder Wand. Reste von Holzbauten sind heute in der Regel nicht erhalten, jedoch kann man ihre Lage und ihr Aussehen über die in den Felsen verbliebenen Balkenlöcher und Balkenauflagen teilweise rekonstruieren.
Felsenburgen kommen in größerer Zahl in der südlichen Pfalz (Pfälzerwald), im nördlichen Elsass (Nordvogesen) sowie in Nordböhmen und der Sächsischen Schweiz vor, wo große Sandsteinfelsen die Voraussetzung für den Bau sind.
Die meisten Felsenburgen sind heute nicht mehr erhalten. Oft wurden die Anlagen geschleift und von den Anwohnern als Steinbruch genutzt, so dass außer den Veränderungen am Felsen nur wenige Reste erkennbar sind. Einige Felsenburgen wie die Ruine Neuwindstein bieten jedoch ansehnliche Mauerreste. Wenige Felsenburgen wurden in jüngerer Zeit wieder aufgebaut, z. B. die Burg Berwartstein Ende des 19. Jahrhunderts und die Reichsburg Trifels, die in der Zeit des Nationalsozialismus zu einer „nationalen Weihestätte“ ausgebaut werden sollte. In beiden Fällen handelt es sich nicht um eine Rekonstruktion des mittelalterlichen Baubestands, sondern um zeitgenössische Neuschöpfungen.
Ausgehauene Burg
Der Burgenforscher Otto Piper verwendete die Bezeichnung ausgehauene Burg für Burganlagen, die über künstlich aus dem Burgfelsen ausgehauene Hohlräume verfügen.[1] Als Beispiele für diesen Bautyp führt er unter anderem Fleckenstein, Trifels und Altwindstein an. In baulicher Hinsicht wird die Verwandtschaft zu den Höhlenburgen hervorgehoben, welche ebenfalls oft durch künstlich ausgehöhlte Räume erweitert wurden.
Fehlinterpretationen
Die Felsabarbeitungen, Fundamentbänke und Balkenlöcher werden von Laien oft fälschlicherweise für prähistorische oder frühgeschichtliche heidnische Kultstätten gehalten. Um einige Anlagen hat sich in dieser Beziehung ein Tourismus entwickelt, der beträchtliche Schäden an diesen Denkmälern verursacht. Hier sind vor allem die fränkischen Haßberge zu nennen (Burg Lichtenstein). Auch die Nachbarburg Rotenhan und andere werden von zahlreichen Besuchern aus ganz Europa aufgesucht. Eine vormittelalterliche Nutzung als Kult- oder Opferplätze ist in der Regel archäologisch nicht belegt.
Bedeutende Felsenburgen
In Frankreich:
In Deutschland:
- Burg Altdahn, Pfälzerwald
- Burg Grafendahn, Pfälzerwald
- Burg Tanstein, Pfälzerwald
- Burg Scharzfels, Harzrand
- Felsenburg Neurathen, Sächsische Schweiz
In Tschechien:
- Burg Frýdštejn, Český ráj
- Felsenburg Rotštejn, Český ráj
- Felsenburg Valečov, Český ráj
- Felsenburg Vranov, Český ráj
- Burg Helfenburk, Daubaer Schweiz
- Felsenburg Sloup, Lausitzer Gebirge
- Felsenburg Šaunštejn, Böhmische Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ Piper, Otto: Burgenkunde. Bauwesen und Geschichte der Burgen. München 1912, S. 559.
Literatur
- Marco Bollheimer: Felsenburgen im Burgenparadies Wasgau–Nordvogesen. 3. Auflage. Selbstverlag, Karlsruhe 2011, ISBN 978-3-9814506-0-6.
- Walter Herrmann: Auf rotem Fels. G. Braun Buchverlag Karlsruhe, ISBN 978-3765085659
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