Fernsehpitaval

Fernsehpitaval
Seriendaten
Originaltitel Fernsehpitaval
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Produktionsjahr 1958 - 1978
Episoden 59
Genre Kriminalfilm
Idee Friedrich Karl Kaul
Erstausstrahlung 13. September 1957 auf Fernsehen der DDR

Der Fernsehpitaval war die erste im Fernsehen der DDR ausgestrahlte, 1958 bis 1978 produzierte, Krimiserie. Der Fernsehpitaval kann dabei als der eigentliche Beginn des Kriminalfilms in der DDR verstanden werden.[1] Die Bezeichnung geht auf die von François Gayot de Pitaval begründete Literaturform des Pitaval, einer Sammlung authentischer Kriminalfälle, zurück.

Die Drehbücher wurden von Friedrich Karl Kaul und Walter Jupé verfasst. Produziert wurden die Sendungen vom DFF. Der reale Kriminalfall, der der jeweiligen Handlung zugrundelag, wurde schauspielerisch dargestellt. Dargestellt wurde aber nicht nur der Kriminalfall, sondern auch die Ermittlungen und das Strafverfahren. Die Fälle deckten eine große Spannbreite an Kriminalität ab. So wurde sowohl der Serienmörder Karl Denke (Der Fall Denke), fünf Folgen über den ersten Ausschwitzprozess (Auschwitz–Prozeß. Impressionen aus der Hauptverhandlung, 1964) oder die Die Affäre Heyde-Sawade um den Wiedereinstieg eines SS-Mediziners unter falschem Namen in der Bundesrepublik (1963), gezeigt. Das Geschehen wurde von Kaul kommentiert, der auch am Ende den Fall zusammenfasste und damit auch den Zuschauer in die gewünschte Richtung lenkte. Das Format wies damit eine publizistisch-dramatische Mischform[2] auf. Die Sendung umfasste mehrere Komplexe, wie den Pitaval des Kaiserreichs, den Weimarer Pitaval, den Bonner Pitaval, sowie Fälle aus der Zeit der Herrschaft des Nationalsozialismus. Propagandisches Ziel war es angebliche oder tatsächliche Kontinuitäten der westdeutschen Justiz zu der Justiz der Vorgängerregierungen herauszuarbeiten, Kritik am bürgerlichen Rechts- und Justizsystem zu üben und den Klassencharakter aus marxistischer Sicht aufzuzeigen.[3] Die durch die Fernsehserie vermittelte Sicht der Kriminalität ist vor dem ideologischen Hintergrund vor allem der frühen sozialistischen Kriminalistikauffassung zu sehen. Nach dieser sollte die Kriminalität mit der zunehmenden Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft aussterben, da mit freier Bildung und der Versorgung der Bürger der Anlass für kriminelles Verhalten entfallen sollte, Kriminalität sei vor allem ein Überrest der bürgerlichen Klassengesellschaft.[4] Erst mit Der Staatsanwalt hat das Wort ab 1965 und Polizeiruf 110 ab 1971 sollte die Kriminalität in der DDR thematisiert werden.[5]

Die erste Sendung (Der blaue Aktendeckel) wurde am 13. September 1957 ausgestrahlt, insgesamt wurden bis zur letzten Folge (Mordsache Dora Lemke, ausgestrahlt am 4. Juni 1978) 59 Folgen produziert.[6]Neben dem eigentlichen Fernsehpitaval wurde im Hörfunk ein Berliner Pitaval produziert, außerdem einige ähnlich geartete Fernsehspiele. Zuletzt wurde am 18. Januar 1989 in der Reihe Mitternachtsbibliothek im Hörfunk die Sendung François Gayot de Pitaval "Martin Guerre - Die Wahrhaften Geschichten des alten Pitaval" ausgestrahlt.

Einzelnachweise

  1. Anwalt Kaul war der Entdecker der Krimiserie fürs Ost-Fernsehen, Berliner Kurier vom 1. Juni 1996
  2. Andrea Guder, Das Kriminalgenre im Fernsehen der DDR: Aktueller Forschungsstand und Auswahlbibliographie, S. 8, 20
  3. Jörg-Uwe Fischer, fe r n s e h p i t a v a l - Fernseh-Krimireihe des Deutschen Fernsehfunks / Fernsehen der DDR 1958–1978, DRA-Spezial 9/2006, S.3
  4. Regina Rauxloh, Goodies and Baddies: The presentation of German Police and Criminals in East and West Television Drama, German Law Journal, Heft 6 (1 Juni 2005) (Englisch)
  5. Andrea Guder, Das Kriminalgenre im Fernsehen der DDR: Aktueller Forschungsstand und Auswahlbibliographie
  6. Andrea Guder, Das Kriminalgenre im Fernsehen der DDR: Aktueller Forschungsstand und Auswahlbibliographie, S. 8

Weblinks


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