Fettecke

Fettecke

Fettecke (1982/1989)
(externer Weblink)

Die Fettecke war ein Kunstwerk des deutschen Künstlers Joseph Beuys. Beuys brachte am 28. April 1982, zwecks eines für den kommenden Tag vorgesehenen Empfangs von Lama Sogyal Rinpoche, dem Bevollmächtigten des Dalai Lamas in Europa, bei dem im Anschluss ein Seminar der FIU stattfand, in einer Ecke seines Ateliers Raum 3 in der Düsseldorfer Kunstakademie, ca. zwei Meter unterhalb der Raumdecke, fünf Kilogramm Butter an.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Das Ende der Fettecke

Der Hausmeister der Kunstakademie Düsseldorf[3] entfernte 1986 das Fett, etwa neun Monate nach Beuys’ Tod.[4] Johannes Stüttgen beanspruchte das Eigentum an dem Werk, da Beuys seine Kunstaktion mit den Worten „Johannes, jetzt mache ich dir endlich deine Fettecke“ begonnen habe. Es kam zu einem Prozess. Das Land Nordrhein-Westfalen zahlte an ihn in einem Vergleich in zweiter Instanz 40.000 DM Schadensersatz.

Es war der zweite Fall, in dem ein Kunstwerk von Beuys nicht als solches erkannt und zerstört wurde. Bereits am 3. November 1973 war bei einem geselligen Abend im SPD-Ortsverein Leverkusen-Alkenrath eine mit Heftpflaster und Mullbinden versehene Badewanne gereinigt und anderweitig verwendet worden. Auch in diesem Fall soll ein Schadenersatz von DM 40.000,- gezahlt worden sein (siehe: Joseph Beuys’ Badewanne). Dieses Ereignis war Gegenstand einer Fernsehwerbung für ein Putzmittel und wird häufig mit der Zerstörung der Fettecke verwechselt.[5]

Das Ende der Fettecke machte dieses Werk zu einer der bekanntesten Arbeiten des Künstlers. Die Arbeit wirkte provozierend auf einen großen Teil der Gesellschaft und führte zu Kontroversen über die Frage, was als Kunst angesehen werden dürfe.

Beuys selbst äußerte sich mit den Worten: „Eine Fettecke ist ja nicht deswegen gemacht, um einen Tisch mit Fett zu beschmieren, sondern eine Fettecke ist deswegen gemacht, um als Fettecke im Gegensatz zu stehen zu anderen Prozessen, die ein solches plastisches, anfälliges Material macht, in Raum und Zeit, also gerade die Sachen mit Fett erheben einen großen Anspruch auf Theorie. Und diese Theorie ist natürlich vielleicht nicht immer da, wenn Menschen im Museum so eine experimentelle Anordnung sehen.“[6]

Rezeption

„Beuys hat sehr einfache Materialien verwendet und in einen ungewöhnlichen Zusammenhang gestellt: einen Besen, ein Bürstchen, ein Stückchen Ton, eine Kordel, oder Fett und Filz. Man muss viel darüber nachdenken, warum er die Dinge auf diese Weise zusammengeführt hat. Bei Beuys findet man die Nachdenklichkeit des am Niederrhein aufgewachsenen ländlichen Menschen verdichtet zu einer meditativen Qualität, auf die man sich einlassen muss. Das braucht Zeit, die viele nicht aufwenden wollen … Die Bedeutung, auch die nachwirkende Bedeutung für alle, auch für Sie, ist wohl, dass Beuys ein neues Selbstvertrauen erweckt hat für die künstlerischen Ausdrucksmittel, die man nun frei von aller Reglementierung nutzen kann. […] Künstlerisch können Zahnpasta und Silber die gleiche Funktion haben und von daher auch dieselbe Qualität.“ (Franz Joseph van der Grinten)[7]

Literatur

  • Johannes AmEnde, Joseph Beuys: Joseph Beuys und die Fettecke: eine Dokumentation zur Zerstörung der Fettecke in der Kunstakademie Düsseldorf, Edition Staeck, Heidelberg 1987, ISBN 3882430893
  • Richard, Junker: Die zerstörte Fettecke, LG Düsseldorf, NJW 1988, 345, JuS 1988, 686
  • Schäfer: Noch einmal: Die zerstörte Fettecke, LG Düsseldorf, NJW 1988, 345, JuS 1989, 443
  • Louwrien Wijers: Schreiben als Plastik. 1978–1987. Ernst & Sohn /Academy Editions, Berlin/London 1992, ISBN 3-433-02900-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Susanne Anna (Hrsg.): Joseph Beuys, Düsseldorf, Hatje Cantz, Stadtmuseum Düsseldorf, 29. September bis 30. Dezember 2007, Ostfildern 2008, S. 180
  2. Johannes Stüttgen: DIE FETTECKE. In: Louwrien Wijers: Schreiben als Plastik. 1978–1987. Ernst & Sohn /Academy Editions, Berlin/London 1992, S. 163
  3. Beuys' zerstörte Fettecke (LG / OLG Düsseldorf) von RA Prof. Dr. Klaus Sakowski
  4. Ein Artikel der TAZ vom 28. Juni 2006 datiert die Zerstörung der Fettecke noch etwas genauer auf „neun Monate nach dem Tod des Künstlers“.
  5. Harald Keller, Wenn Putzfrauen im Museum wüten, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. März 2008, Nr. 66, S. 40
  6. Interview mit dem Südwestfunk (SWF1) am 25. Juli 1982
  7. Interview mit dem WDR am 20. Januar 2006 wdr.de (Thomas Köster): Ein Beuys für 20 Mark – Gespräch mit Beuys-Sammler Franz Joseph van der Grinten, 20. Januar 2006 (Link auf das Internet Archive, da Original beim WDR nicht mehr abrufbar)

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