Filmfinanzierung

Filmfinanzierung

Unter Filmfinanzierung versteht man die Beschaffung von Kapital zur Herstellung eines Filmes. Die Finanzierungsphase in der Filmproduktion sollte in der Regel parallel zur Stoffentwicklung begonnen werden.

Inhaltsverzeichnis

Filmfinanzierungsmodelle

Während in Europa die Auftragsproduktion den Hauptteil der Filmproduktionen ausmacht und Kinofilme in den meisten Fällen auf Filmförderung angewiesen sind, dominiert in den Vereinigten Staaten die Eigenproduktion und Eigenfinanzierung von Filmen. Dies ist möglich, da die großen US-amerikanischen Filmproduktionsgesellschaften über ein weit entwickeltes Vermarktungs- und Vertriebssystem sowie über große Werbebudgets verfügen.[1]

Gängige Produktionsart ist im Zeitalter des Fernsehens die Auftragsproduktion. Als Auftraggeber fungieren meist Fernsehsender, Verleih- und Vertriebsunternehmen. Im Gegensatz zu Eigenproduktionen sind sie weniger von öffentlichen Fördermitteln wie Filmförderungen der Länder und des Bundes oder privat aufgelegten Filmfonds[2] abhängig, sondern schöpfen ihre finanziellen Mittel aus den Zahlungen des Auftraggebers bzw. der Auftraggeber. Diese finanziellen Beiträge werden vom Auftraggeber meist gestaffelt an den Produzenten ausgezahlt. Aufgrund der immer knapper werdenden Budgets im TV-Geschäft zeigen sich die Sender seit einiger Zeit bereit, Produzenten Lizenzrechte gegen eine finanzielle Beteilung zuzugestehen.

Finanzierungselemente

In einzelnen Staaten bestehen Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung der Filmherstellung in Form von Steuererleichterungen bis hin zu direkten Subventionen bzw. Beihilfen. Steuererleichterungen können an Qualitätsvorgaben gebunden sein, wie etwa an die Erfüllung der Ansprüche zur Erlangung eines Filmprädikats. Auch Beihilfen sind meist an Kriterien gebunden, wie z. B. im Falle des Deutschen Filmförderfonds (DFFF). Hier ist u. a. die Erfüllung eines kulturellen Tests notwendig.[3]

Diese Aktivitäten der Staaten sind zur Stärkung der eigenen Filmwirtschaft und auch zur Unterstützung der eigenen Filmkultur gedacht. Nach Maßgabe gesetzlicher Vorschriften können Filmproduzenten dieser Staaten diese Finanzierungsmöglichkeiten nutzen.

Jede Finanzierung wird zu einem Anspruch an Erlösen aus der Auswertung des Films führen, zumindest bis zur vollständigen Rückführung der jeweils eingesetzten Finanzierungsmittel. Ausnahmen sind Subventionen/Beihilfen und Steuererstattungen. Über die Rückführung der eingesetzten Finanzierungsmittel hinaus besteht auch die Möglichkeit der Gewinnbeteiligung. Diese wird in der Regel zwischen den Produzenten nach dem Anteilsschlüssel am Urheberrecht des Films aufgeteilt. Diese Erlös- und Gewinnansprüche werden nach einem Verteilungsschlüssel in verschiedenen Stufen bzw. Rängen in den jeweiligen Finanzierungsverträgen festgelegt.

Die Finanzierung eines Fernsehfilms (TV-Auftragsproduktion) erfolgt in der Regel durch eine Auftragsvergabe an den Produzenten mit einer hundertprozentigen Finanzierung der Herstellungskosten. Die Herstellungskosten für einen 90-minütigen Fernsehfilm in Deutschland betragen ca. 1–1,5 Millionen Euro.

Jeder Finanzier wird die Marktfähigkeit eines Produktes bemessen, um die Höhe seines Risikos einschätzen zu können. Je geringer die Marktfähigkeit eines Films, desto geringer wird das Budget des Films sein. Da deutsche Kinofilme häufig nur auf dem nationalen Markt ausgewertet werden, gelingt die vollständige Rückführung der Finanzierung der Herstellungskosten selten. Daher stehen den auf Deutsch produzierten Filmen meist nur begrenzte Budgets zur Verfügung, was sich auch auf die Anmutung der Filme im Gegensatz zu Blockbuster Filmen aus den USA widerspiegeln kann. Da im wichtigsten Markt (USA) eine Synchronisierung vom Publikum nicht akzeptiert wird, ist das Risiko eines finanziellen Verlustes des Produzenten oder des Filminvestors bei einer deutschsprachigen Produktion ungleich höher als bei einem in Englisch produzierten Film. Um die Budgets und damit auch das "Production Value" zu erhöhen, kann u. a. Filmförderung beantragt werden. Da es sich bei Filmförderungen aber um Gremiumsentscheidungen handelt, ist diese Finanzierungsquelle nicht als fest kalkulierbare Größe zu betrachten.

Deutsche Fernsehfilme sind entweder durch Gebühren oder Werbeeinnahmen für die Sender vollständig refinanziert. Allerdings sind Gebührenstopp und sich immer weiter verringernde Werbeeinnahmen für die Fernsehsender Anlass, mit verringerten Finanzierungen Aufträge zu erteilen, was zu einer Verbilligung des Produkts und damit des Programms führt. Je nach Quelle der Finanzierung unterscheidet man zwischen Eigenproduktion und TV-Auftragsproduktion.

Zum Zweck der Präsentation muss den möglichen Kapitalgebern ein Paket (Package), bestehend aus dem Drehbuch, der Kalkulation, Besetzungen für die Hauptdarsteller und die Regie, Finanzierungsplan und Auswertungsmöglichkeiten (siehe Filmauswertung) vorgelegt werden.

Film- und TV Produzenten stehen eine Vielzahl von Finanzierungsarten zur Verfügung. Da diesen Finanzierungsarten teilweise sehr unterschiedliche Antragswege zugrunde liegen, verschiedenste Bewilligungsvoraussetzungen haben und die Ansprechpartner teilweise nicht im eigenen Sprachraum ansässig sind, ist eine klare Aufschlüsselung der Angebote nur schwer zu finden. Hilfreich können da spezialisierte Internetportale sein.

Finanzielle Absicherung

Die Fertigstellungsgarantie bzw. Fertigstellungsversicherung ist ein wichtiger Bestandteil der Filmfinanzierung und wird vor Produktionsbeginn vertraglich festgelegt.[4] Private Investoren – in den USA auch spezielle Unternehmen – verpflichten sich bei einer Budgetüberschreitung die erforderlichen Mittel zur Filmfertigstellung aufzubringen. Als Gegenleistung wird dafür ein Honorar verrechnet, welches in der Regel bei vier bis sechs Prozent des Budgets liegt, oder eine Gewinnbeteiligung vereinbart.

Die Fertigstellungsgarantie ist also für finanzschwache Produzenten eine teure Angelegenheit, wird aber bei Bankkrediten, sofern diese überhaupt bereit sind, einen Film zu finanzieren, oft als Absicherung gefordert. Ebenso wie Garantiezusagen über zukünftige Verträge von Filmverleihern, an welche ein Filmhersteller, der Kredite oder eine Fertigstellungsgarantie benötigt, vorverkaufen muss.

In Frankreich und den Vereinigten Staaten bestehen beispielsweise eigene Filmbanken, die bereit sind auch Filme von unabhängigen Produzenten und kleinen Produktionsfirmen vorzufinanzieren. Die Rückzahlung erfolgt in der Regel auf Raten, beginnt zwei Jahre nach Produktionsbeginn, und dauert drei bis fünf Jahre an. Die Rückzahlung des Kredits erfolgt durch Erlöse aus dem Filmverleih, der wiederum auf Erlöse aus den Filmvorführungen in den Kinos angewiesen ist. In Deutschland scheiterten Ansätze zur Etablierung von privatwirtschaftlichen Filmbanken bereits in den 20er Jahren.

In Deutschland haben einige Geschäftsbanken KnowHow in der Filmfinanzierung aufgebaut. Im Zuge derzeitigen Branchenkrise haben sich jedoch die meisten Banken aus dem Markt zurückgezogen.[5] Die Commerzbank unterhält derzeit weiterhin in Berlin, Köln, Hamburg und München spezielle Medienteams. Daneben haben die Bundesländer über ihre Landesförderbanken sich des Themas angenommen und bieten Finanzierungsmöglichkeiten an.

Literatur

  • Udo Bomnüter, Patricia Scheller: Filmfinanzierung. Strategien im Ländervergleich: Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Nomos Verlag, Baden-Baden 2009, ISBN 978-3-8329-4908-2.
  • Dirk Eggers: Filmfinanzierung. Grundlagen – Beispiele. 4. überarbeitete Auflage. Schmidt, Berlin 2003, ISBN 3-503-06671-3 (KulturKommerz 3).
  • Hans-Jürgen Homann: Praxishandbuch Filmrecht. Ein Leitfaden für Film-, Fernseh- und Medienschaffende. 3. aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2009, ISBN 978-3-540-48378-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bjørn von Rimscha: Risikomanagement in der Entwicklung und Produktion von Spielfilmen, S. 103f.
  2. Cornelius: Medienfonds – Motor für die Entwicklung einer international ausgerichteten Filmindustrie in Deutschland?, in: ZUM 2005, 711ff.
  3. § 10 der Richtlinie zum Deutschen Filmförderfonds
  4. v. Reden-Lütcken, Konstantin/Thomale, Philipp-Christian: Der Completion Bond. Sicherungsmittel und Gütesiegel für Filmproduktionen, in: ZUM 2004, 896ff.
  5. Stölzel, Thomas: Mehr Blockbuster, in: WirtschaftsWoche 33/2008, S. 13. Vgl. Stölzel, Thomas: Günstiges Vergnügen, in: WirtschaftsWoche 09/2009, S. 12.
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