- Filmbudget
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Unter einem Filmbudget versteht man die Höhe der Geldsumme, die eine Filmproduktionsgesellschaft zur Herstellung eines Films bewilligt. Je nach Höhe der Summe (und des meist daraus folgenden Erfolgs) des Films teilt man Filme in Blockbuster und B-Movies auf, wobei man mit „Blockbuster" einen durch gezielte Werbung und Vermarktung meist kommerziell erfolgreichen Film bezeichnet.
Soll ein Film gedreht werden, müssen im Vorfeld die voraussichtlichen Gesamtkosten überschlagen und bei einem Produzenten oder einer Filmproduktionsgesellschaft eingereicht werden. In der Hoffnung, mit seiner Idee überzeugen zu können, sind die Kosten möglichst niedrig gehalten. Ist die Produktionsgesellschaft bereit, die finanziellen Mittel zu stellen, wird mit der Vorproduktion begonnen. Dabei wird bis ins Detail berechnet, wie hoch die Kosten tatsächlich ausfallen werden. Die Gagen der Schauspieler sowie die Gehälter der Filmcrew werden ausgehandelt und zusammengerechnet. Außerdem müssen im Normalfall große technische Anschaffungen gemacht werden. Erst nachdem die genaue Summe feststeht, kommt es zur Vertragsunterzeichnung von Produktion und Filmemachern. Dieser Vertrag kann wegen seines großen inhaltlichen Umfangs aus bis zu 150 Seiten bestehen.
Inhaltsverzeichnis
Elemente
- Rechte: Um die bekannte Geschichte eines Romans, Theaterstücks, Computerspiels oder auch eine Fortsetzung derer filmisch umzusetzen, muss die Filmproduktionsgesellschaft dem Autor die Rechte für eine Verfilmung abkaufen. Der Preis dafür kann von ein paar tausend bis zu 20 Millionen Euro betragen. Manche Autoren weigern sich allerdings lebenslänglich, die Filmrechte an ihren Werken zu verkaufen oder sie stellen sie nur einem bestimmten Regisseur zur Verfügung. So wünschte sich Patrick Süskind, Autor von Bestseller Das Parfum, sein Roman würde von Stanley Kubrick verfilmt werden. Erst nach dessen Tod und 16 Jahre nach der Buchveröffentlichung (1985 – 2001), wurden die Rechte an den deutschen Erfolgsproduzenten Bernd Eichinger verkauft. Es dauerte zudem noch fünf weitere Jahre bis die Verfilmung Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders in den Kinos zu sehen war.
- Drehbuch: Ein Drehbuchautor entwirft ein Skript auf Auftrag oder verkauft eine Idee an eine Filmproduktionsfirma. Sind die Auftraggeber mit den Entwürfen zufrieden, wird ein so genannter Script Doctor beauftragt, alles noch einmal zu überarbeiten und zu einem wirklich fertigen Drehbuch zusammenzustellen.
- Produzenten: Ein Film hat normalerweise einen oder mehrere Produzenten, Executive Producers (dt. Ausführende Produzenten), Line Producers und Co-Producers (dt. Co-Produzenten), welche alle überdurchschnittlich gut bezahlt werden. Ein Top-Produzent verdient eine meist siebenstellige Gage im Voraus, bekommt mehrere Boni und eine hohe Gewinnbeteiligung (bis zu 40% des Nettogewinnes).
- Regisseur: Laut der Directors Guild of America (DGA) sollte der wöchentliche Mindestverdienst für einen Regisseur bei 11.000 Euro liegen, bei einer Drehzeit von wenigstens zehn Wochen. Das entspricht einem Mindestgesamtverdienst von 110.000 Euro pro Film. Ein sehr bekannter guter Regisseur kann aber insgesamt auch bis zu acht Millionen Euro verdienen. Schon immer macht das Regisseurgehalt etwa 7% des Filmbudgets aus.
- Schauspieler: Ein hochkarätiger Hauptdarsteller kann für seine Leistung 16 bis 24 Millionen Euro verlangen, plus 2,4 Millionen Spesen und 20% des Bruttogewinns. Der Rest des Casts muss sich oftmals mit weitaus niedrigeren Gehältern begnügen, wobei die Bezahlung aber über der von der Screen Actors Guild (SAG) vorgeschriebenen Minimalgrenze liegt. Es kommt gelegentlich vor, dass ein Schauspieler ein verhältnismäßig "niedriges" Honorar akzeptiert, dafür aber erheblich an den Filmeinnahmen beteiligt wird, so z.B. Bruce Willis, der Schätzungen zufolge um die 80 Millionen Euro an The Sixth Sense verdiente.
- Produktionskosten: Die eigentlichen Kosten für die Dreharbeiten enthalten Filmsets, Kostüme, Drehorte, Hotels und Transporte. Die angesehen Produktionen stellen gewöhnlich die talentiertesten (und damit auch teuersten) Spezialisten für diese Aufgabenbereiche ein, wobei der Kameramann mit 400.000 bis 800.000 Euro das normalerweise höchste Gehalt hat. Die Kosten für die Dreharbeiten können mit Leichtigkeit die Höhe von 400.000 Euro täglich erreichen, für im Höchstfall circa 100 Tage.
- Visuelle Effekte: Beschäftigt die Produktion professionelle Mitarbeiter von Industrial Light and Magic (ILM) für länger als ein Jahr, können die Filmkosten enorme Höhen erreichen. Die Bearbeitung von abgedrehtem Filmmaterial mit Hilfe von Computer Generated Imagery (CGI) dürfte im Fall des Films Hulk beispielsweise 80 Millionen Euro gekostet haben.
- Filmmusik: Hollywoods berühmteste Filmkomponisten erhalten für etwa eine Stunde komplett neu komponierter Musik siebenstellige Gagen. Ein zusätzlicher Titelsong, wie "Car Wash" von Christina Aguilera (Große Haie – Kleine Fische) kann eine weitere Million kosten und die Rechte, um einen Song von David Bowie oder den Beatles zu verwenden, liegen bei 240.000 Euro. (Zudem wünschen die meisten Interpreten, den Film im Vorfeld zu sehen, damit er auch ihre Befürwortung findet. David Bowie tat das beispielsweise bei dem Film Training Day). 2005 wurde für Led Zeppelins Song "Whole Lotta Love" im Film Dogtown Boys 2,4 Millionen bezahlt. Bei manchen Filmen, bei denen abzusehen ist, dass sie nicht sehr erfolgreich werden, lassen sich Sänger kleine Geldbeträge auszahlen, um mit ihrem Namen zur Bekanntmachung dieser Filme beizutragen. Die Musikinvestition in bedeutende Filmproduktionen macht 8% des Filmbudgets aus; Spider-Mans Musikbudget betrug 3,6 Millionen Euro, inklusive des brandneuen Songs "Hero" von Chad Kroeger.
Möglichkeiten zur Verminderung der Kosten
- Vermeidung von Nachtszenen Um bei Nacht zu drehen, müssen sehr viele starke Lichtquellen und Scheinwerfer installiert werden. Des Weiteren stehen den Mitgliedern der Filmcrew höhere Gehälter zu. Eine Alternative, angewandt z.B. bei Cast Away – Verschollen, kann sein, die Nachtszenen bei Tageslicht zu drehen und später digital zu verdunkeln. Aber auch die Möglichkeit, alle Nachtszenen einfach zu streichen, kann teuer werden: Die Produzenten des 1996er Films Operation – Broken Arrow kostete schon dieses Verfahren Millionen.
- Vermeidung von berühmten oder öffentlichen Drehorten Soll an einem berühmten Ort wie der Golden Gate Bridge gedreht werden, muss ein Großteil des Verkehrs gestoppt oder umgeleitet werden, was einen wirtschaftlichen Nachteil für San Francisco bedeuten würde, da an diesem Tag ein Großteil der Touristen die Stadt nicht betreten könnte. Eine solche Szene für Interview mit einem Vampir kostete Warner Bros. 400.000 Euro. Beim Dreh von Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia gab es Ärger, weil für einige Tage die bekannte Sehenswürdigkeit Cathedral Cove auf der Nordinsel von Neuseeland während der Dreharbeiten gesperrt werden musste.[1]
- Verzicht auf bekannte Schauspieler Bei einigen Produktionen wird bewusst auf das Engagieren bekannter Schauspieler verzichtet, da diese meist sehr hohe Gagen verlangen und außerdem in der Regel höchst unerfreuliche Allüren haben. Stattdessen wird auf talentierte Neulinge oder weniger bekannte Darsteller gesetzt, da diese nur einen Bruchteil des Gehalts verdienen. Diese Maßnahme birgt aber auch das Risiko, dass der Film aufgrund des Fehlens der großen Stars vom Publikum schlechter aufgenommen wird. Außerdem ist es für die Werbung ungünstig, da man nicht mit den Namen der Hollywoodgrößen locken kann.
Beispiele
Lara Croft: Tomb Raider – Die Wiege des Lebens
Für den Film Lara Croft: Tomb Raider – Die Wiege des Lebens wurde folgendes Budget aufgewendet (in Euro). Die Gesamtkosten betrugen 94,4 Millionen Euro (118 Millionen Dollar)[2]:
- Rechte und Drehbuch: 3,2 Millionen
- Produzenten: 3,2 Millionen
- Regisseur (Jan de Bont): 4 Millionen
- Schauspieler: 13,8 Millionen
- Angelina Jolie: 9,6 Millionen
- Extras: 200.000
- Übrige (enthält Spesen für Angelina Jolie): 4 Millionen
- Produktionskosten: 53,6 Millionen
- Set Design und Ähnliches: 14,2 Millionen
- Visuelle Effekte: 10,4 Millionen
- Filmmusik: 2,6 Millionen
- Schnitt: 2,4 Millionen
- Nachbearbeitungskosten: 1,2 Millionen
Terminator 3 – Rebellion der Maschinen
Für den Film Terminator 3 – Rebellion der Maschinen wurde folgendes Budget aufgewendet (in Euro). Die Gesamtkosten beliefen sich auf 149,9 Millionen Euro (187,3 Millionen Dollar)[3]:
- Rechte: 11,6 Millionen
- Drehbuch: 4,2 Millionen
- Produzenten: 8 Millionen
- Regisseur (Jonathan Mostow): 4 Millionen
- Schauspieler: 28 Millionen
- Arnold Schwarzenegger: 23,4 Millionen + 20% Bruttogewinn
- Spesen für Arnold Schwarzenegger: 1,2 Millionen
- Übrige: 3,1 Millionen
- Extras: 320.000
- Produktionskosten: 46,4 Millionen
- Visuelle Effekte: 16 Millionen
- Filmmusik: 1,6 Millionen
- Nachbearbeitungskosten: 3,2 Millionen
- Andere Kosten: 26,9 Millionen
Spider-Man 2
Für den Film Spider-Man 2 wurde folgendes Budget aufgewendet (in Euro). Die Gesamtkosten betrugen 160 Millionen Euro (200 Millionen Dollar)[4]:
- Rechte: 16 Millionen
- Drehbuch: 8 Millionen
- Produzenten: 12 Millionen
- Regisseur (Sam Raimi): 8 Millionen
- Schauspieler: 24 Millionen
- Tobey Maguire: 13,6 Millionen
- Kirsten Dunst: 5,6 Millionen
- Alfred Molina: 2,4 Millionen
- Übrige: 2,4 Millionen
- Produktionskosten: 36 Millionen
- Visuelle Effekte: 52 Millionen
- Filmmusik: 4 Millionen
- Komponist (Danny Elfman): 1,6 Millionen
- Übrige (u. a. Orchester): 2,4 Millionen
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ärger bei Dreharbeiten
- ↑ Auszug einer englischen Studie von Edward Jay Epstein
- ↑ Auszug einer englischen Studie von Edward Jay Epstein
- ↑ Auszug einer englischen Studie von Archie Thomas
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