Floßlände (München)

Floßlände (München)

Als Floßlände (Anlegestelle für Flöße) wird in München heute generell die zentrale Floßlände oder Zentrallände am Ende des Floßkanals in Thalkirchen bezeichnet. Im Laufe der Geschichte gab es für die Isarflößerei in München jedoch noch weitere Floßländen an der Isar oder den Münchner Stadtbächen.

Inhaltsverzeichnis

Untere Lände

Untere Lände

Die Untere Lände lag isarabwärts der Ludwigsbrücke im Lehel etwa an der Stelle, an der die Ländstraße auf die Steinsdorfstraße trifft (Geokoordinaten48.13349811.586381). Sie war über Jahrhunderte hinweg die Hauptanlegestelle Münchens für die Flößerei. Mit den Flößen brachten die Flößer Waren nach München wie z.B. Getreide, Käse und auch Tiere, andererseits wurden die Flöße ihrerseits weiterverwendet und dienten als Bauholz. Brennholz dagegen wurde einzeln in den Fluss geworfen (man spricht dabei von Trift) und mit einem "Abrechen" genannten Auffanggatter, das sich stromabwärts der Lände quer über die Isar erstreckte, aufgefangen.

Nahe der Lände lag die Flößerwirtschaft "Grüner Baum". Für die 1891-98 durchgeführte Begradigung des linken Isarufers zwischen Ludwigsbrücke und Maximiliansbrücke und den Bau einer Kaimauer wurde die untere Floßlände aufgelassen. Die Holztrift war bereits 1870 eingestellt worden.

Obere Lände an der Isar

Obere Lände an der Isar

Wenn die untere Lände überfüllt war bzw. von der Schließung der unteren Lände zum Ausbau des Isarkais bis zur Fertigstellung der Zentrallände wichen die Flößer auch auf Anlegeplätze am linken Isarufer oberhalb der Ludwigsbrücke im Bereich der heutigen Erhardstraße aus. (Geokoordinaten48.12967811.580212). Diese Anlegeplätze wurden auch als Obere Lände bezeichnet.

Obere Lände am Westermühlbach

Obere Lände mit Brunnhaus am Westermühlbach

Die eigentliche Obere Lände lag jedoch in der Isarvorstadt am Westermühlbach in der Gegend der heutigen Geyer- und Holzstraße (Geokoordinaten48.12680611.566705). Die Zufuhr erfolgte über den Großen Stadtbach. Deswegen standen an diesem und dem Westermühlbach bis zur Floßlände keine Mühlen, da deren Räder sonst ständig in Gefahr gewesen wären, durch die Flöße beschädigt zu werden.

Die Obere Lände war eine "Kopflände", eine Weiterfahrt zurück zur Isar und weiter isarabwärts war von hier aus nicht möglich. Die Flöße wurden daher zerlegt und das Holz bis zur weiteren Verwendung in der Nähe der Lände gelagert. So entstand ein großer Holzlagerplatz, der der Holzstraße ihren Namen gab. Neben der Floßlände stand ein Brunnhaus, in dem mit Wasserkraft Grundwasser für die Trinkwasserversorgung aus der Tiefe gepumpt wurde.

Zentrallände

Anlegen eines Floßes an der Zentrallände

Die Zentrallände liegt in Thalkirchen am Ende des Floßkanals (Geokoordinaten48.09288611.546996). Sie wurde 1899 als Ersatz für die geschlossenen Länden an der Isar gebaut und weil auch die Obere Lände am Westermühlbach durch die Ausweitung der Stadt nach Süden zu sehr eingeengt wurde.

Durch das Verkehrsmittel Eisenbahn verlor aber das Transportmittel Floß sowohl für den Holztransport als auch für den Warenverkehr zunehmend an Bedeutung, so dass die Nutzung der Zentrallände rückläufig war und sich die Kosten für ihre Errichtung nicht gelohnt hatten.

Heute wird die rund 400 m lange Zentrallände von der touristischen Flößerei genutzt. Hier legen pro Jahr 500 – 600 der großen Flöße an, die von Wolfratshausen die Isar abwärts fahren. Außerdem zieht eine Welle beim Einlauf des Floßkanals in die Floßlände Flusssurfer an.

Am Ende der Zentrallände läuft das Wasser über ein Wehr, mit dessen Hilfe der Wasserstand der Floßlände gesteuert wird, in den Maria-Einsiedel-Bach über. An dieser Stelle steht die Gaststätte Zentrallände, eine Villa aus dem 19. Jahrhundert, die beim Bau der Zentrallände erweitert und in eine Gaststätte umgewandelt worden war.

Literatur

  • Christine Rädlinger; Stadtarchiv München (Hrsg.): Geschichte der Münchner Stadtbäche. Verlag Franz Schiermeier, München 2004, ISBN 3-9809147-2-0.
  • Christine Rädlinger; Landeshauptstadt München, Baureferat (Hrsg.): Geschichte der Münchner Brücken. Verlag Franz Schiermeier, München 2008, ISBN 978-3-9811425-2-5.
  • Franz Schiermeier: Münchner Stadtbäche. Reiseführer zu den Lebensadern einer Stadt. Verlag Franz Schiermeier, München 2010, ISBN 978-3-9813190-9-5.

Weblinks

 Commons: Floßlände in Munich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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