- Flößerei auf der Isar
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Die Flößerei auf der Isar oder Isarflößerei war vom 13. bis zum 19. Jahrhundert ein Mittel des Güter- und Personentransports auf der Isar und ihrem Nebenfluss Loisach. Die Isar konnte ab Mittenwald mit dem Floß befahren werden, die Loisach ab Garmisch.
Hauptsächlich diente die Flößerei dem Warentransport, dem Personenverkehr und der Holztrift. Wichtige Ausgangspunkte für die Flößerei waren Mittenwald, Krün, Wallgau, Lenggries und Tölz an der Isar sowie Oberau, Eschenlohe, Kochel, Beuerberg und Wolfratshausen an der Loisach. Die wichtigsten Zielorte waren die bayerischen Residenzstädte München und Landshut und die Bischofsstadt Freising, die Fahrt ging aber auch weiter isarabwärts bis zur Isarmündung bei Deggendorf und sogar noch donauabwärts bis Wien oder Budapest.
Inhaltsverzeichnis
Warentransport
Die wichtigste Aufgabe der Flößerei war der Warentransport. Dabei spielten zum einen Baumaterialien eine große Rolle. Bauholz, Steine, Kalk und andere Materialien, die im waldreichen gebirgigen Oberland reichlich vorhanden waren, in der isarabwärts gelegenen Schotterebene aber knapp oder nur in geringerer Qualität waren, wurden auf der Isar nach München, Freising und Landshut befördert. Dabei wurden die Stämme, die als Bauholz bestimmt waren, zu Flößen zusammengebunden und isarabwärts getrieben. Auf diesen Flößen konnten dann weiteres Holz und andere Materialien befördert werden.
Außerdem wurden landwirtschaftliche Produkte wie z.B. Getreide und Käse, aber auch Tiere, mit Flößen isarabwärts transportiert. Auch Holzkohle, die aus den Wäldern bei Bad Tölz gewonnen wurde, wurde mit Flößen nach München gebracht. Auch sonst auf Fernhandelswegen über Land transportierten Waren wurden streckenweise auf solche Flöße verladen. So lag z.B. Mittenwald an einer alten Fernhandelsroute von Venedig nach Augsburg. Ab 1407 wurden Waren, z.B. Wein aus Oberitalien, von Mittenwald aus auch mit Flößen isarabwärts transportiert. Daran waren u.a. die Nürnberger Kaufleute sehr interessiert, da sie so schwäbisches Gebiet vermeiden konnten.
An den Zielorten legten die Flöße an Floßländen an und wurden entladen. Dann wurden die Flöße selber auseinandergenommen und als Bauholz eingelagert. So gab es z.B. an der Unteren Lände in München einen städtischen Baustadel, in dem das Holz und die anderen Baumaterialien eingelagert wurden. An den Holzlagerplatz an der Oberen Lände in München erinnert heute noch die Holzstraße.
Ihre Blütezeit erreichte die Isarflößerei zwischen 1860 und 1870, so passierten z.B. im Rechnungsjahr 1864/65 über 10.000 Flöße München. Die zunehmende Konkurrenz der Eisenbahn ließ die Bedeutung der Floßfahrt stetig zurückgehen. Der Bau der neuen Zentrallände in München 1899 als Ersatz für die obere und untere Lände war daher schon ein Anachronismus und hat sich wirtschaftlich nicht mehr rentiert.
Personenverkehr
Gegenüber dem Warentransport spielte der Personenverkehr auf der Isar nur eine untergeordnete Rolle. So fuhr Mitte des 19. Jahrhunderts einmal pro Woche ein Floß nach Freising, Landshut, Landau und Plattling. Ein weiteres Floß, Ordinari-Floß genannt, fuhr jede Woche über Passau und Linz nach Wien.
Auch für den Personenverkehr brachte die Eisenbahn das Ende der Flößerei, das letzte Floß von München nach Wien fuhr 1904.
Touristische Flößerei
Nach der Eröffnung der Isartalbahn zwischen München und Wolfratshausen wurden schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Flöße von Vereinen für Vergnügungsfahrten gemietet. Auch wenn diese Art der Nutzung zwischen den beiden Weltkriegen zurückging, blühte sie seit den 1960er Jahren wieder auf.
Heute gibt es während der Saison von Anfang Mai bis Mitte September regelmäßige Floßfahrten von Wolfratshausen-Weidach zur Zentrallände in München. Auf einem Großteil der etwa 24 km langen Strecke verkehren diese Ausflugsflöße allerdings auf den parallel zur Isar verlaufenden Kraftwerkskanälen (Mühltalkanal, Isar-Werkkanal). Die ersten 3 km werden auf der Loisach und der Isar bis zum Ickinger Wehr gefahren. Zwischen den beiden Kanälen liegen bei Baierbrunn die wohl schönsten 2,5 km auf der noch weitgehend frei fließenden Isar, auf der auch der immer noch nicht ganz einfach zu passierende Georgenstein steht. Um die Kraftwerke Mühltal, Höllriegelskreuth und Pullach passieren zu können, sind diese mit Floßrutschen ausgestattet. Dazu gehört die längste Floßrutsche Europas am Kraftwerk Mühltal mit einer Länge von 345 m und einem Gefälle von 17 m. Hier erreichen die Flöße 42 km/h. Auf der Floßrutsche im Kraftwerk Höllriegelskreuth werden 20 km/h und auf der am Kraftwerk Pullach 28 km/h erreicht.[1] Besondere Engstellen sind außerdem die Durchfahrten durch die Wehre Icking, Baierbrunn und Großhesselohe sowie die Einfahrt in den Floßkanal am Flößerdenkmal in Hinterbrühl.
Die Flöße sind in der Regel 18 m lang, 6,80 m breit und rund 20 Tonnen schwer. Sie werden von drei Flößern mit Hilfe von zwei langen Rudern vorne und einem hinten gesteuert. Auf einem quer über die Fichtenstämme gebauten Podest können bis zu 60 Personen mitgenommen werden. Bei Regen kann ein Zeltdach aufgebaut werden.
Meistens buchen Gruppen ein ganzes Floß, die dann über mitzunehmende Getränke (meist in Bierfässern), Verpflegung und musikalische Begleitung sowie die Zahl und Länge der Brotzeit- Essens- und Kaffeepausen an einem der Wirtshäuser am Weg entscheiden. Die Fahrt dauert je nach Wasserverhältnissen und der Länge der Pausen etwa sechs bis sieben Stunden.
An der Zentrallände werden die Gruppen häufig von ihren Bussen abgeholt. Die Flöße werden zerlegt und auf Langholztransporter verladen, die die Stämme wieder nach Wolfratshausen fahren, wo sie erneut zu Flößen zusammengebaut werden.
Die Anzahl der Floßfahrten ist von den vom Wetter beeinflussten Buchungen abhängig. 2010 wurden über 600 Floßfahrten durchgeführt.[2]
In jedem Frühjahr werden Floßrutschen und -gassen von der E.ON Wasserkraft repariert, die die Kraftwerke betreibt und der auch der Unterhalt der Kraftwerkskanäle insgesamt obliegt. Nach Abschluss der Arbeiten findet jeweils im April eine traditionelle Floßgassenbegehung durch Vertreter der Flößereibetriebe, der E.ON Wasserkraft sowie der Wasserwirtschafts- und Landratsämter statt, mit der die Eröffnung der Floßsaison vorbereitet wird.[3]
Holztrift
Während Bauholz in Form von Flößen transportiert wurde, wurde für den Transport von Brennholz die Trift verwendet. Dabei wurden Stammabschnitte mit einer Länge bis zu 2 m, die im Isarwinkel geschlagen wurden, einzeln in den Fluss geworfen. Sie trieben flussabwärts und wurden in München von dem Abrechen aufgefangen, der zwischen dem linken Isarufer und der Praterinsel erbaut war. Dort wurden sie an Land gezogen oder in den 1606 in Betrieb genommenen Triftkanal weitergeleitet, über den sie dann in den herzoglichen Holzgarten gelangten, wo sie getrocknet und gelagert wurden.
Die Trift fand gewöhnlich 4-6 Wochen nach dem Frühlingshochwasser statt, während dieser Zeit durften keine Flöße fahren.
Nachdem die Isar im 19. Jahrhundert zunehmend befestigt worden war, kam es immer wieder zu Beschädigungen der Uferbefestigungen durch Triftholz. Deshalb und weil mit der Eisenbahn ein günstigeres und sichereres Transportmittel für das Brennholz zur Verfügung stand, wurde die Holztrift auf der Isar 1867 eingestellt.
Siehe auch
Literatur
- Christine Rädlinger; Stadtarchiv München (Hrsg.): Geschichte der Münchner Stadtbäche. Verlag Franz Schiermeier, München 2004, ISBN 3-9809147-2-0.
- Christine Rädlinger; Landeshauptstadt München, Baureferat (Hrsg.): Geschichte der Münchner Brücken. Verlag Franz Schiermeier, München 2008, ISBN 978-3-9811425-2-5, S. 37.
- Claus-Jürgen Schulze: Die Isartalbahn. Bufe-Fachbuchverlag, München 1978, ISBN 3922138047, S. 7-8.
- Franz Schiermeier: Münchner Stadtbäche. Reiseführer zu den Lebensadern einer Stadt. Verlag Franz Schiermeier, München 2010, ISBN 3-9813190-9-5.
Weblinks
Commons: Isarflößerei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Über die traditionsreiche Geschichte des Flößereibetriebs. In: Internetpräsenz der Flößerei Josef Seitner. Abgerufen am 24. Oktober 2010.
- Flößerei im Tölzer Land: Tradition entlang der Isar. Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, abgerufen am 24. Oktober 2010.
- Maximilian Burkhart und Ernst Eisenbichler: Das Floß - vom Last- zum Lustschiff. In: Die Isar - Kleiner Fluss, große Geschichten. br-online, abgerufen am 24. Oktober 2010.
- Flößerei. In: Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 25. Oktober 2010.
- Die Isar. In: Dauerausstellung Typisch München! Münchner Stadtmuseum, abgerufen am 25. Oktober 2010.
Einzelnachweise
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