- Flötensonaten (Bach)
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Unter Johann Sebastian Bachs Namen sind insgesamt sieben Kammermusikwerke für Flöte erhalten – das heißt, Kompositionen, die die Flöte besonders herausstellen: Ein Werk für Flöte solo sowie je drei Werke für Flöte mit Continuo und Flöte mit Cembalo. In allen Fällen ist das Soloinstrument eine Traversflöte; Blockflöten hat Bach in seiner Kammermusik (soweit diese erhalten ist) nicht eingesetzt. Da Bach seine Kammermusikkompositionen relativ intensiv überarbeitete, werden hier in einigen Fällen Urfassungen, teilweise auch für andere Besetzungen, angenommen.
Bach unterhielt gute Kontakte zum Dresdner Hof, wo der Flötist Pierre-Gabriel Buffardin wirkte; zumindest einige der Kompositionen dürften für ihn entstanden sein. In Leipzig wird Bach einen Teil der Kompositionen im Rahmen seiner Konzerte im „Zimmermannischen Caffee-Hauß“ aufgeführt haben.
Inhaltsverzeichnis
Werke für Flöte solo
Eine einzelne Suite für Flöte solo ist erhalten; es ist theoretisch möglich, dass mehrere derartige Werke existiert haben (siehe Sonate C-Dur, unten).
Suite für Flöte solo a-Moll, BWV 1013
- Sätze
- Allemande c
- Courrente 3/4
- Sarabande 3/4
- Bourrée anglaise 2/4
Alle Sätze stehen in der Grundtonart a-Moll.
- Musik
Das viersätzige Werk entspricht in Aufbau und Stil Bachs Suiten für Cello solo und verwendet ähnliche Techniken, um virtuelle Mehrstimmigkeit zu generieren. Es ist eins der wenigen Beispiele für eine barocke Komposition für Flöte solo – möglicherweise stellte die C-Dur-Sonate BWV 1033 (siehe unten) ein Pendant dar. Die Partitur ist nur in einer Abschrift erhalten.
Der erste Satz besteht nach Art einer Tasteninstrument-Allemande aus ununterbrochenen Sechzehntelketten und stellt daher die Atemtechnik des Interpreten vor nicht geringe Aufgaben.
Sonaten für Flöte und Continuo
Sonate I C-Dur BWV 1033
- Sätze
- Andante – Presto c C-Dur
- Allegro 3/4 C-Dur
- Adagio c a-Moll
- Menuetto I – II – I C-Dur
Da der Basso Continuo motivisch nicht beteiligt ist und an manchen Stellen etwas ungeschickt geführt wird, ist vermutet worden, dass Bach das Werk als Komposition für Flöte solo komponierte und einem Schüler die Aufgabe gab, einen Bass hierzu zu schreiben.
Sonate II e-Moll BWV 1034
- Adagio ma non tanto c e-Moll
- Allegro c e-Moll
- Andante 3/4 G-Dur
- Allegro 3/4 e-Moll
Diese Sonate wird im Allgemeinen in Bachs Leipziger Zeit datiert.
Sonate III E-Dur, BWV 1035
- Adagio ma non tanto c E-Dur
- Allegro 2/4 E-Dur
- Siciliano 6/8 cis-Moll
- Allegro assai 3/4 E-Dur
Das Werk ist laut einer Notiz auf der Partitur Michael Gabriel Fredersdorf gewidmet, einem Kämmerer bei Friedrich II in Berlin, wohl 1741. Ob dies bedeutet, dass es auch in seinem Auftrag entstand, ist nicht sicher[1].
Sonaten für Flöte und obligates Cembalo
Sonate I h-Moll BWV 1030
- Sätze
- Andante c h-Moll
- Largo e dolce 6/8 D-Dur
- Presto ¢ h-Moll
- Allegro 12/16 h-Moll
Ein kurzes Fragment einer Fassung in g-Moll ist erhalten; hier dürfte eine Blockflöte das Soloinstrument sein. Wahrscheinlich geht auch diese auf eine Erstfassung für zwei Instrumente und Continuo zurück.
Sonate II Es-Dur BWV 1031
- Sätze
- Allegro moderato c Es-Dur
- Siciliano 6/8 g-Moll
- Allegro 3/8 Es-Dur
Es ist oft vermutet worden, dass diese Komposition ein Werk Carl Philipp Emanuel Bachs ist oder ein Gemeinschaftswerk mit seinem Vater darstellt (Carl Philipp Emanuels Nachlassverzeichnis von 1790 nennt Kompositionen, die er mit seinem Vater zusammen geschrieben hat). Inzwischen steht Johann Sebastian Bachs Autorschaft jedoch fest; die Abschrift wurde von Johann Nathanael Bammler, Bachs Privatsekretär, angefertigt und mit dem Komponistennamen versehen[2].
Der bekannteste Satz ist das Siciliano, das auch für Klavier solo bearbeitet und häufig, etwa als Zugabe, gespielt worden ist.
Sonate III A-Dur BWV 1032
- Sätze
- Vicace c A-Dur
- Largo e dolce 6/8 a-Moll
- Allegro 3/8 A-Dur
Der erste Satz dieser Sonate ist nur bruchstückhaft überliefert – es fehlt der zweite Teil. Auch hier wird als Erstfassung eine Sonate für zwei Instrumente und Continuo vermutet.
Weitere Kammermusikwerke mit Flöte
Drei weitere Werke sollen in diesem Zusammenhang erwähnt werden.
Sonate g-Moll für Flöte und obligates Cembalo BWV 1020
Das Soloinstrument ist im Original als „Violine“ bezeichnet; nur wegen des geringen Tonumfangs und fehlender violinspezifischer Effekte wird das Werk seit Friedrich Spitta für Flöte in Beschlag genommen. Nach heutigem Forschungsstand ist Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel der Autor.
Triosonate aus dem Musikalischen Opfer
Für Flöte, Violine und Continuo – siehe den Artikel Musikalisches Opfer.
Sonate für zwei Querflöten und Continuo BWV 1039
Hier handelt es sich um eine Frühform der ersten Gambensonate.
Einzelnachweise
- ↑ Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach, 2. Auflage 2007. S. Fischer, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-596-16739-5
- ↑ Peter Wollny, Neue Bach-Funde, in Bach-Jahrbuch 1997, S. 36ff
Noten im Internet
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