- Fornyrdislag
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Das Fornyrðislag ist ein altnordisches stabreimendes Versmaß, welches besonders charakteristisch für die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda ist.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Fornyrðislag bedeutet wörtlich übersetzt etwa "Versmaß alter Erzählung" oder nach Heusler "Altredeton/Altmärenton". Der Begriff besteht aus den altisländischen Worten forn (alt), yrði (Rede, Wort) und lag (etwas Liegendes oder eine Art und Weise). Er wurde von Snorri eingeführt, der damit die Strophe 96 im Háttatal seiner Prosa-Edda bezeichnete.
Aufbau
Eine Fornyrðislagstrophe besteht in der Regel aus vier Langzeilen. Jede Langzeile besteht aus zwei Halbzeilen (An- und Abvers), getrennt durch eine Zäsur. In jeder Halbzeile gibt es genau zwei betonte Wörter von denen mindestens eines den Stab trägt, der die jeweilige Langzeile zusammen hält.
- Hljóðs bið ek allar
- helgar kindir,
- meiri ok minni
- mögu Heimdallar;
- viltu at ek, Valföðr,
- vel fyr telja
- forn spjöll fira,
- þau er fremst of man.
- Völuspá Str. 1
- Anvers, Langzeile 1
- Abvers
- Anvers, Langzeile 2
- Abvers
- Anvers, Langzeile 3
- Abvers
- Anvers, Langzeile 4
- Abvers
- Gliederung
- Gehör erbitt ich
- aller heiligen Geschlechter
- höherer und minderer
- Söhne Heimdalls;
- du willst, dass ich, Walvater,
- wohl erzähle
- ält'ste Kunde der Wesen,
- derer ich mich erinnre.
- Übersetzung (Arnulf Krause)
Die Anverse tragen meistens zwei Stäbe. Der erste Stab fällt meistens auch auf das erste Wort des Anverses. Der zweite Stab kann aber muss im Anvers nicht gesetzt werden. Im Abvers hingegen sollte immer das erste Wort staben. Ein zweiter Stab darf nicht gesetzt werden. Daraus ergeben sich genau drei Arten die Stäbe in einer Langzeile zu verteilen (1 2 || 3 4, 1 2 || 3 4 und seltener 1 2 || 3 4). Vor den jeweils ersten Stäben einer Zeile sollen im Fornyrðislag möglichst keine unbetonten Silben stehen.
Die Länge der Verse ist nicht festgelegt. Theoretisch können beliebig viele unbetonte Wörter eingefügt werden. Die Halbzeilen des Fornyrðislag neigen jedoch zur Viersilbigkeit. Man deutet diese Neigung entweder als Einfluss der Skaldendichtung, deren Verse immer feste Silbenanzahlen aufweisen mussten oder als Folge der typisch nordischen Reduzierung der Gesamtsilbenanzahl der Wörter überhaupt. Eine silbensilbige Halbzeile aus dem althochdeutschen Hildebrandslied (Haðubrant gimahalta) wird nicht selten automatisch viersilbig wenn man sie ins altnordische überträgt (Hǫðrandr mælti).
Die Strophenlänge des Fornyrðislag kann ebenfalls variieren. In besonders alten Eddaliedern (z. B. Völundarkviða o. Atlakviða), deren Inhalte aus dem südgermanischen Raum stammen, finden sich Strophen, die aus bis zu sieben Langzeilen bestehen. Man geht davon aus, dass diese Unregelmäßigkeiten entstanden sind, als man südgermanische Lieder (welche in besonders reich gefüllten und langen Zeilen verfasst waren) in die Strophenform übertrug. Das Fornyrðislag gilt als die nordische Fortsetzung der wenig formstrengen Langzeile. Die Metrik der meisten anderen nordischen Versmaße ist weit strenger.
Vorkommen
Das Fornyrðislag kommt hauptsächlich in den Götter- und Heldenliedern der Älteren Edda vor. Auch Snorri verwendet es teilweise in seiner Prosa-Edda. Man bezeichnet es deshalb als eddisches Versmaß. Es ist das Hauptversmaß der Älteren Edda, gefolgt vom Ljóðaháttr. Vereinzelt finden sich aber auch außereddische Belege (z. B. auf dem Runenstein von Rök). Eine etwas kompliziertere Variante des Fornyrðislag ist der Málaháttr.
Siehe auch
Literatur
- Klaus von See: Germanische Verskunst; Sammlung Metzler M 67; Stuttgart (1967)
- Edith Marold: Fornyrðislag. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 9. (2. Aufl.) Berlin, New York 1995.
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