Fort Prinzenstein

Fort Prinzenstein
Fort Prinzenstein in historischer Darstellung (Ende des 18. Jahrhunderts)

Fort Prinzenstein (Dänisch: Fort Prindsensteen, Fort Prinsensten) ist ein Fort in Keta, Ghana, das auf der Nehrung zwischen der Keta-Lagune und dem Altantischen Ozean gelegen ist. Der Name des Forts rührt daher, weil die Grundsteinlegung von zwei Prinzen gleichzeitig vorgenommen wurde.

Das Fort war ein Festungsbau von quadratischem Typus mit vier Bastionen an den jeweiligen Eckpunkten, die vornehmlich als Geschützstellungen dienten. Der Festungsbau diente in erster Linie dem Schutz einer an dieser Stelle seit 1745 existierenden dänischen Faktorei.

An gleicher Stelle hatte bereits zwischen 1734 und 1737 das niederländische Fort Singelenburgh gestanden.[1] Wahrscheinlich im Zuge des seit 1733 andauernden Accra-Akwamu-Konflikts und der holländischen Beteiligung an diesen Auseinandersetzungen, sahen sich die Holländer 1737 gezwungen, die neuerrichtete Niederlassung wieder aufzugeben.

Inhaltsverzeichnis

Grundsteinlegung

Obwohl hier der Grundstein zu einer dänischen Festung gelegt wurde, wurde die eigentliche Zeremonie am 22. Juni 1784 im Beisein des Gouverneurs, Jens Adolf Kjöge, und anderer Vertreter des dänischen Gouvernements, durch Adade, dem Bruder des Königs von Groß-Popo vollzogen, während Prinz Ofoli[2] von Klein-Popo „den Kalk strich“, d.h. den Mörtel bereitete und damit den Grundstein ummauerte. Diesem Umstand, dass die Grundsteinlegung durch zwei (wirkliche) Prinzen vollzogen wurde, verdankt das Fort seinen Namen.

Dem Festungsbau ging ein Krieg voraus, der die gesamte westliche Minaküste[3] erfasst hatte. Ursprünglich war es nur ein Konflikt zwischen den Adas und den Anlos, aber nachdem ein Ada-Feldzug mit dänischer Beteiligung am 14. Februar 1784 auf Fort Kongensteen beschlossen und kurze Zeit später auch begonnen wurde, hatten auch andere Nationen in diesen Konflikt eingegriffen. So unterstützten neben zahlreiche Ewe-Nationen bspw. auch der König von Whydah und auch die Briten die anti-dänische Anlo-Partei, letztere in Verbindung mit der Zusicherung zu einer Genehmigung zur Forterbauung an der Küste im Falle des Sieges. Allerdings verzichtete man bei den Briten auf eine direkte militärische Konfrontation mit Dänemark, nicht zuletzt wegen der damaligen Ereignisse in den amerikanischen Kolonien und der Befürchtung, Dänemark damit auf die Seite Frankreichs und dessen Verbündete zu drängen. Die dänische Fraktion ging schließlich als Sieger aus dem Krieg hervor.

Bestimmung und Nutzung des Forts

Die eigentliche Bestimmung des Forts lag im militärischen Schutz der dortigen dänischen Faktorei. Aufgrund der dänischen Allianz mit den Adas waren die Ketas und andere, vornehmlich Ewe-Völker des Küsten- und küstennahmen Hinterlandes sehr anti-dänisch bzw. allgemein anti-europäisch eingestellt. Auf Dauer wäre somit der Fortbestand der Faktorei in Keta, als auch weiterer, östlich der Voltamündung bis hin zum Königreich Whydah geplanter Niederlassungen ohne militäischen Schutz nicht gewährleistet gewesen.

Die Handelsschwerpunkte in Keta bestanden anfänglich vornehmlich im Sklavenhandel aber auch im Handel mit Elfenbein als auch anderer begehrter Handelsware, wie z.B. Gewürze oder Textilien, letztere mit Bestimmung für andere Märkte Westafrikas.

Der Zeitraum, in dem Fort Prinzenstein als Sklavensammel- und -verschiffungsstation gedient hat, wie es heute Touristen vornehmlich vor Augen geführt wird, war jedoch nur ein sehr kurzer. Per Dekret vom 16. Mai 1792 verfügte der dänische König, dass mit Beginn des Jahres 1803 jeglicher Sklavenhandel in allen dänischen Besitzungen in Westindien und Afrika aufhören solle. Dänemark war damit die erste europäische Nation, die den Sklavenhandel abgeschafft hat. In dem zehnjährigen Übergangszeitraum sollten Bedingungen geschaffen werden, um die Handelsverluste, welche durch die Abschaffung des Sklavenhandels entstünden, zu kompensieren.

Neben der Funktion als Handelsposten wurde Fort Prinzenstein in der Folgezeit vornehmlich als Kaserne und Gefängnis genutzt.

Im Jahr 1850 wurde Fort Prinzenstein, wie auch der Rest der dänischen Besitzungen auf der Goldküste an die Briten verkauft. Diese nutzten es ebenfalls als Gefängnis.

Seit den 1980ern wird das Fort auf Grund von Bodenerosion immer mehr von der Meerseite aus zerstört und wird heute nur noch als Attraktion für Touristen benutzt.

Galerie

Fußnoten

  1. Albert van Dantzig: Forts and Castles of Ghana. Sedco Publ., Accra 1999, ISBN 9964-72-010-6 (Einleitung u.a.).
  2. Isert schreibt Ofoly. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich hierbei um Ofoli Bossum handelt, dem Sohn des verstorbenen Königs Assiambo von Klein-Popo, der sich zuvor den Dänen ergeben hatte.
  3. Mit Minaküste ist die westliche Sklavenküste gemeint, die sich östlich der Volta-Mündung in etwa bis nach Whydah erstreckt.

Quellen

  • Paul Erdmann Isert: Neue Reise nach Guinea und den Caribäischen Inseln in Amerika in den Jahren 1783 bis 1787 nebst Nachrichten von dem Negerhandel in Afrika, Berlin und Leipzig 1790
  • Johann Ludwig Klüber: Acten des Wiener Congresses in den Jahren 1814 und 1815, 1. Band, Osnabrück 1815
  • Johann Ludwig Klüber: Uebersicht der diplomatischen Verhandlungen des Wiener Congresses überhaut, und insonderheit über wichtige Angelegenheiten des teutschen Bundes, Erste Abteilung, Osnabrück 1816

Siehe auch

Weblinks

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