- Alberico Gentili
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Alberico Gentili (lat. Albericus Gentilis; * 14. Januar 1552 in San Ginesio; † 19. Juni 1608 in London) war ein italienischer Jurist, königlicher Professor (Regius Professor) für Zivilrecht an der Universität Oxford und Autor im Bereich des Völkerrechts.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Familie
Gentili war das Kind begüterter Eltern. Er studierte an der Universität Perugia und erwarb 1572 den Doktor der Rechtswissenschaften. 1572 wurde er von den Stadtältesten seiner Heimatstadt mit der Überarbeitung des Stadtrechts beauftragt, die er 1577 fertigstellte. Zwei Jahre später musste er, aufgrund seines protestantischen Glaubens, zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder Scipione Gentili aus Italien fliehen. Die Familie begab sich zunächst nach Ljubljana, zur damaligen Zeit Hauptstadt des Herzogtums Krain. Von dort begab sich Gentili nach Tübingen und Heidelberg bevor er 1580 schließlich nach England gelangte. Dort ernannte ihn Robert Dudley, der damalige Rektor der Oxford University, zum Regius Professor für Zivilrecht.[1] Nach einem kurzen Aufenthalt in Wittenberg kehrte er wieder nach Oxford zurück. Gentili hatte diese Professorenstelle bis zu seinem Tod inne, obwohl er sich ab 1590 als Rechtsanwalt einen Namen machte. So arbeitete er ab diesem Zeitpunkt am High Court of Admiralty und wurde 1600 Ehrenmitglied von Gray’s Inn. Von 1605 bis 1608 arbeitete er als Anwalt für die spanische Botschaft. Nach seinem Tod wurde er in der Kirche St. Helen Bishopsgate in London beigesetzt.
Sein Sohn Robert Gentilis besuchte ebenso die Oxford University. Er schloss sein Studium bereits mit zwölf Jahren ab und wurde mit nur siebzehn Jahren zum Fellow am All Souls College ernannt.
Wirken
Gentili schrieb mehr als 20 Bücher zu Themen der Rechtswissenschaften, Theologie und Literaturwissenschaften. 1582 wurde De Juris Interpretibus Dialogi Sex veröffentlicht. In diesem Buch bekennt er sich zu den Auslegungsmethoden des Bartolus de Saxoferrato und wendete sich gegen die Methoden der Juristen des französischen Humanismus wie Jacques Cujas. Das erste Buch Gentilis, das sich mit völkerrechtlichen Fragen auseinandersetzte erschien 1582 unter dem Titel De Legationibus Libri Tres. Den Anstoß hierfür gab der Fall des spanischen Botschafter Bernardino de Mendoza, der wegen seiner Beteiligung an der Throckmorton-Verschwörung bestraft werden sollte. Die englische Regierung hatte Gentili und Jean Hotman um Rat in diesem Fall gebeten. Beide empfahlen die Ausweisung des Spaniers. 1589 veröffentlichte Gentili De Jure Belli Commentationes Tres. Dieses Buch gilt als sein Hauptwerk und gilt als Standardwerk des Völkerrechts. Nach seinem Tod veröffentlichte Scopione Gentili eine Sammlung von Notizen von Fällen, an denen Gentili gearbeitet hatte.
Hinterlassenschaften
Die 1625 erschienen Arbeit De Jure Belli ac Pacis von Hugo Grotius baut wesentlich auf Erkenntnissen Gentili’s auf. Im 19. Jahrhundert erlebten die Arbeiten von Gentili eine Renaissance. So widmete Sir Thomas Erskine Holland seine Antrittvorlesung als Professor für Völkerrecht an der Oxford University Gentili. Seitdem wurden zahlreiche Bücher zum Leben und Werk Gentilis veröffentlicht. In seiner Heimatstadt wurde ihm zu Ehren ein Denkmal errichtet.
Publikationen (Auswahl)
- De Iuris Interpretibus Dialogi Sex. herausgegeben von Guido Astuti. Torino 1937.
- De Legationibus Libri Tres. Mit einer Einführung von Ernest Nys. New York 1924.
- De Iure Belli Libri Tres. 2 Vols. Text und Übersetzung von John Rolfe. Oxford 1933.
- Hispanicae Advocationis Libri Duo. Text und Übersetzung von Frank Frost Abbott. New York 1921.
Quellen
- ↑ Adams, Simon (Hg.): Household Accounts and Disbursement Books of Robert Dudley, Earl of Lecester Cambridge UP 1995 ISBN 0521551560 S. 212
Weiterführende Literatur
- William Holdsworth: A History of English Law. Vol. 6, London 1924. S. 52—54.
- Diego Panizza: Alberico Gentili, giurista ideologo nell'Inghilterra elisabettiana. La Garangola, Padova 1981.
- Angela De Benedictis: Gentili, Alberico. In: Dizionario Biografico degli Italiani. Vol. 53. 1999. S. 245—251. ISBN 88-08-09620-3 (online bei treccani.it)
Weblinks
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