- Franz Moraller
-
Franz Karl Theodor Moraller (* 14. Juli 1903 in Karlsruhe; † 18. Januar 1986 ebenda) war ein Journalist und Funktionär der NSDAP in der Zeit des Nationalsozialismus. Er war Gruppenführer der SA und von 1934 bis 1939 Geschäftsführer der Reichskulturkammer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Seine Schulausbildung an einem Humanistischen Gymnasium brach er nach der 10. Klasse ab und begann eine Uhrmacherlehre im Betrieb seines Vaters Armand Moraller. Seit 1923 war er Mitglied der SA in Baden. 1927 wurde er von Gauleiter Robert Wagner zum Schriftleiter der NS-Zeitung Der Führer berufen. Diesen Posten hatte er bis März 1933 inne. Von 1931 bis 1933 war er auch Leiter des Nachrichtendienstes der NSDAP in Baden.
Nach der „Machtergreifung“ wurde er Leiter der Pressestelle der badischen Landesregierung. Im Juli 1933 wurde er zum Oberführer der SA befördert und mit dem Goldenen Ehrenzeichen dekoriert. Im Oktober 1934 wurde er zum Geschäftsführer der Reichskulturkammer und geschäftsführenden Vorsitzenden des Reichsbundes der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele ernannt, im Dezember auch zum Leiter des Kulturamtes der Reichspropagandaleitung der NSDAP (RPL). Außerdem war er Vorsitzender des Landesverbandes Baden im Reichsverband der Deutschen Presse. Bei Reichsminister Joseph Goebbels war Moraller unbeliebt. Goebbels notierte im Oktober 1937 in seinen Tagebüchern über ihn: „quatscht über Dinge, von denen er nichts versteht (...) versagt vollkommen (...) muß weg“. Die Aufzeichnungen lassen auch persönliche Differenzen zwischen Moraller und dem Ministerialbeamten Hans Hinkel erkennen.[1] 1938 übernahm Moraller das Amt des Bundesleiters des Großdeutschen Schachbundes, das er bis Kriegsende innehatte.
In seine Zeit bei der RPL fällt die reichsweite Ausstellung Entartete Kunst 1937/38 in vielen Städten, die (laut Impressum einer "Führer" genannten Hetzbroschüre) von der RPL / Amt Kultur zusammengestellt worden war. Anfang 1939 schied er aus seinem Amt bei der Reichskulturkammer aus. Seit Juli 1940 war er Mitglied des Reichstages. 1941 meldete er sich zum Dienst in der Wehrmacht und war bis August 1942 an der Ostfront eingesetzt. Im November 1942 übernahm er, wiederum von Gauleiter Wagner beauftragt, die Schriftleitung der Zeitung Straßburger Neueste Nachrichten.
Nach Kriegsende wurde er von französischen Truppen verhaftet. Man warf ihm vor, als „williges Werkzeug“ der NS-Propaganda für Verbrechen der Deutschen im Elsass mitverantwortlich gewesen zu sein. Ende Mai 1953 wurde er jedoch ohne Gerichtsverfahren gegen Zahlung einer Kaution entlassen.
Moraller war seit 1932 verheiratet und hatte zwei Kinder.
Einzelnachweise
- ↑ Elke Fröhlich (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil 1, Band 4. Saur, München 2000. S. 339 - 342 (Tagebucheinträge vom 2. bis 4. Oktober 1937)
Quellen
- Das deutsche Reich von 1918 bis heute, 1933, S. 511
- Das deutsche Führerlexikon 1934/35, S. 516
- Wer ist's? 1935, S. 345
- Munzinger-Archiv 51/1953
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe, 1967, S. 525
Literatur
- E. Kienast (Hg.): Der Großdeutsche Reichstag 1938, IV. Wahlperiode, R. v. Decker´s Verlag, G. Schenck, Ausgabe Juni 1943, Berlin
Präsidenten der Deutschen SchachbündeDSB: Hermann Zwanzig | Max Lange | Cornelius Trimborn | Rudolf Gebhard | Walter Robinow | Richard Czaya | Emil Dähne | Ludwig Schneider | Alfred Kinzel | Heinz Hohlfeld | Egon Ditt | Alfred Schlya | Robert K. von Weizsäcker | Herbert Bastian
GSB: Otto Zander | Franz Moraller
DSV: Paul Baender | Georg Klaus | Adolf Pawlitta | Friedrich L. Salzl | Arno Otto | Arno Becher | Armin Heintze | Werner Barthel | Michael Schmidt
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Moraller — Franz Karl Theodor Moraller (* 14. Juli 1903 in Karlsruhe; † 18. Januar 1986 ebenda) war ein Journalist und Funktionär der NSDAP in der Zeit des Nationalsozialismus. Er war Gruppenführer der SA und von 1934 bis 1939 Geschäftsführer der… … Deutsch Wikipedia
Liste der Reichstagsabgeordneten des Dritten Reiches (4. Wahlperiode) — Mit dem § 1 des Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1933 wurde die NSDAP zur einzigen im Deutschen Reich bestehenden Partei erklärt. Demzufolge bestand in dem am 10. April 1938 „gewählten“ Reichstag nur die Fraktion der NSDAP … Deutsch Wikipedia
Liste der Biografien/Moo–Mor — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q … Deutsch Wikipedia
Robert Backfisch — Robert Wagner (* 13. Oktober 1895 als Robert Heinrich Backfisch in Lindach bei Eberbach am Neckar; † 14. August 1946 in Fort Ney, nördlich von Straßburg) war Gauleiter von Baden, „Chef der Zivilverwaltung“ im besetzten Elsass (ab 2. August 1940)… … Deutsch Wikipedia
Robert Heinrich Wagner — Robert Wagner (* 13. Oktober 1895 als Robert Heinrich Backfisch in Lindach bei Eberbach am Neckar; † 14. August 1946 in Fort Ney, nördlich von Straßburg) war Gauleiter von Baden, „Chef der Zivilverwaltung“ im besetzten Elsass (ab 2. August 1940)… … Deutsch Wikipedia
Anderssen - Lange, Breslau 1859 — Max Lange Max Lange (* 7. August 1832 in Magdeburg; † 8. Dezember 1899 in Leipzig) war ein deutscher Schachspieler, Verleger, Schriftsteller und Schachfunktionär. Inhaltsverzeichnis … Deutsch Wikipedia
Czaya — Richard Czaya (* 23. Februar 1905 in Beuthen; † 25. Oktober 1978 in Lohr) war ein starker deutscher Schachspieler und der erste Nachkriegspräsident des Deutschen Schachbundes. Schachspieler Czaya nahm von 1947 bis 1949 dreimal an deutschen… … Deutsch Wikipedia
Ditt — Egon Ditt (* 29. Mai 1931 in Bremen; † 4. Juli 2005 in Bremen) war ein deutscher Schachspieler und funktionär. Inhaltsverzeichnis 1 Schachspieler 2 Funktionär 3 Beruf und Privatleben 4 … Deutsch Wikipedia
GDSB — Der Großdeutsche Schachbund (GSB, teilweise auch GDSB) war eine nationalsozialistische Schachorganisation mit Sitz in Berlin. Der Großdeutsche Schachbund war von 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die Dachorganisation der deutschen… … Deutsch Wikipedia
Kulturkammer — Die Reichskulturkammer (RKK) war eine am 22. September 1933 auf Betreiben des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels durch das von der Reichsregierung beschlossene Reichskulturkammergesetz (RGBl. I, S. 661) gegründete… … Deutsch Wikipedia