Franz Wilhelm Seiwert

F. W. Seiwert: „Geschöpfe“, um 1917-1919

Franz Wilhelm Seiwert (* 9. März 1894 in Köln; † 3. Juli 1933 ebenda) war ein Maler und Bildhauer, Avantgardist und Mitglied der „Kölner Progressiven“.

Leben

Im Alter von sieben Jahren wird Seiwert im Jahr 1901 Opfer eines Röntgenexperiments. Zeitlebens war er durch eiternde Wunden und Verbrennungen von den Folgen dieser Strahlenbehandlung gezeichnet, die gleichermaßen sein Werk bestimmt und die auch zu seinem frühen Tod führen sollte.

Ab 1910 besuchte Seiwert die Kölner Kunstgewerbeschule (die späteren Kölner Werkschulen) und war anschließend, bis zum Ersten Weltkrieg, bei einem Architekten tätig. Um das Jahr 1916 kommt er über das Ehepaar Carl Oskar Jatho mit dem Expressionismus in Berührung, woraufhin er erste expressionistische Holzschnitte anfertigt. Das Frühwerk Seiwerts ist bestimmt durch den Ausdruck des leidvollen Ertragens der Welt. Aus dieser Sichtweise heraus entstehen zunächst auch christlich motivierte Werke. Die Jathos veröffentlichen seine Schnitte in zwei Bilderbüchern.

Die Jahre 1919 und 1920 verbringt er im Eifeldorf Simonskall, wohin viele Künstler aus Köln nach dem Krieg abgewandert waren. Noch im Jahr 1919 findet in Köln eine große Dada-Ausstellung statt. Seiwert lernt Max Ernst kennen und soll sich an der Ausstellung beteiligen. In letzter Minute zieht er seine Werke mit der Begründung zurück, Dada sei "bürgerlicher Kunstbetrieb".

1921 kehrt Seiwert nach Köln zurück. Dort begeistert er sich für den Marxismus und fortan sind seine Werke geprägt vom sozialen Elend der Arbeiter im Ruhrgebiet, wobei seine Bilder immer abstrakter werden und er eine eigene Formensprache entwickelt.

F. W. Seiwert: Selbstbildnis, 1928

Seiwert schließt Bekanntschaft mit Heinrich Hoerle, Anton Räderscheidt und dem Photographen August Sander. In der Zeitschrift "Der Strom" und der vom Berliner Schriftsteller Franz Pfemfert herausgegebenen Zeitschrift "Die Aktion" erscheinen Schnitte Seiwerts. Im folgenden Jahrzehnt finden zahlreiche Ausstellungen im Kölnischen Kunstverein und verschiedenen Kölner Galerien statt. Ausstellungen führen den Künstler nach Aachen, Düsseldorf und Barmen, Besuche und Reisen nach Berlin und Paris.

Eine große Kollektivausstellung im Barmer Museum macht Seiwert 1928 auch international bekannt. Das Museum in Detroit kauft einige seiner Werke und Seiwert trifft Moholy-Nagy. Ab 1930 erhält Seiwert mehrere Großaufträge vom Kölner Kunstgewerbemuseum. Um diese Zeit setzt er seine Bildkompositionen auch als Glasfenster um.

Seit 1929 fungiert der Maler als Herausgeber von "a bis z", dem Organ der "Gruppe Progressiver Künstler", das er bis zur letzten Ausgabe im Februar 1933 redigiert.

Seiwerts Kunst steht im Gegensatz zur Kunstauffassung der Nationalsozialisten, nach der Machtergreifung flüchtet er deswegen ins Siebengebirge, muss jedoch gesundheitlich bedingt wieder nach Köln zurückkehren. Jüdische Freunde bringen den Kranken im Israelitischen Krankenhaus in Köln unter, wo er nach vergeblichen Heilversuchen durch Dr. Blank am 3. Juli 1933 verstirbt.

Werke Franz Wilhelm Seiwerts sind heute im Museum Ludwig in Köln sowie im Von der Heydt-Museum in Wuppertal zu sehen, die überwiegende Anzahl seiner Werke befindet sich jedoch in Privatsammlungen.

Literatur

• Riccardo Bavaj: “Die bestehende Welt restlos mit Gewalt beseitigen”. Der Künstler Franz W. Seiwert und sein Kampf gegen den Weimarer Staat, in: Geschichte im Westen Nr. 22 (2007), S. 41-65
• Joseph Gantner: Franz W. Seifert +. Neue Zürcher Zeitung vom 7. Juli 1933, Blatt 1239.
• Carl Oskar Jatho: Franz Wilhelm Seiwert. (= Monographien zur rheinisch-westfälischen Kunst der Gegenwart; Bd. 27). Verlag Aurel Bongers, Recklinghausen 1964
• Uli Bohnen u. Dirk Backes (Hrsg.), Der Schritt, der einmal getan wurde, wird nicht zurückgenommen, Franz W. Seiwert, Schriften, Karin Kramer Verlag, Berlin, 1978
• Uli Bohnen: Franz W. Seiwert 1894–1933. Leben und Werk. Kölnischer Kunstverein, Köln 1978

Weblinks

 Commons: Franz Wilhelm Seiwert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Literatur von und über Franz Wilhelm Seiwert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

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