Frau von Borremose

Frau von Borremose

Die Frau von Borremose (auch Moorleiche Borremose III) ist eine spätbronzezeitliche Moorleiche die 1948 in dem gleichnamigen Torfmoor bei Aars in der Kommune Vesthimmerland (Dänemark) gefunden wurde.

Inhaltsverzeichnis

Fundumstände

Die Frau war die dritte der Moorleichen von Borremose, die von 1946 bis 1948 von Torfstechern im Borremose entdeckt wurden. Sie lag nur 400 Meter von der Stelle entfernt, an der 1946 der Mann von Borremose gefunden worden war. Der Direktor des Vesthimmerlandmuseums schickte die Leiche - wie schon die beiden früheren – an das Dänische Nationalmuseum in Kopenhagen, wo sie sich noch heute befindet, gegenwärtig aber nicht ausgestellt wird. In seinem Begleitbrief vom 23. Juli 1948 schrieb er: Ich habe heute das Vergnügen, die traditionelle jährliche Moorleiche aus dem Borremose zu übersenden.[1]

Beschreibung

Die beleibte, erwachsene Frau lag auf dem Bauch, mit dem Gesicht nach unten. Sie war in eine wollene Decke gehüllt, die auf ihrer Vorderseite bis zu den Achselhöhlen reichte, hinten aber bis zum Ansatz des Kopfes. Der rechte Teil Ihres Gesäßes war unbedeckt. Ihr linker Arm lag unter dem angezogenen linken Bein, der rechte war in Richtung des Gesichts gebeugt. Die Decke hatte eine Größe von 175 cm x 115 cm. Sie wies eine Reihe von Löchern auf und wurde von einem Ledergurt zusammengehalten. Es wird angenommen, dass es sich um eine Art Rock gehandelt hat. Die Tote wies Spuren schwerer Gewalteinwirkung auf. Der untere und mittlere Teil ihres Gesichts war zerschmettert. Es waren keine Reste von Augen, Nase oder Ohren mehr erkennbar. Kopfhaut und Haare waren vom Schädel getrennt worden. Ein Teil davon befand sich zwischen dem Hals und der Hand der Leiche, der größere Rest in der Nähe des Schädels.

Untersuchungsergebnisse

Eine C-14 Analyse datiert die Leiche in die späte Bronzezeit, etwa in das Jahr 770 v. Chr.[2] Eine sorgfältige forensische Untersuchung ergab 1984 keinen Hinweis auf die Todesursache. Keine der Möglichkeiten – Mord, Selbstmord, Unfall, natürlicher Tod – konnte ausgeschlossen werden. Da keine Spuren von Blutungen im Gewebe des Gesichts oder in der Luftröhre gefunden wurden, gilt es als wahrscheinlich, dass der Frau die schweren Gesichtsverletzungen erst nach ihrem Tod zugefügt wurden.[3] Ob die Frau zu Lebzeiten oder erst nach ihrem Tod skalpiert oder die Leiche erst durch die Torfstecher beschädigt wurde, ließ sich nicht mehr klären.[4]

Literatur

  • Peter Vilhelm Glob: Die Schläfer im Moor. Winkler, München 1966 (Originaltitel: Mosefolket, übersetzt von Thyra Dohrenburg).
  • Wijnand van der Sanden: Mumien aus dem Moor - Die vor- und frühgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa. Drents Museum / Batavian Lion International, Amsterdam 1996 (Originaltitel: Vereeuwigd in het veen), ISBN 90-6707-416-0, S. 162f.

Einzelnachweise

  1. Peter Vilhelm Glob: Die Schläfer im Moor. Winkler, München 1966 (Originaltitel: Mosefolket, übersetzt von Thyra Dohrenburg), S. 75.
  2. Don Reginald Brothwell; British Museum / Trustees (Hrsg.): The bog man and the archaeology of people. 4. Auflage. British Museum Publications, London 1991, ISBN 0-7141-1384-0, S. 16.
  3. Christian Fischer: The Tollund Man - More Bog Bodies, Silkeborg-Museum (englisch), gesehen am 16. Juli 2008
  4. Wijnand van der Sanden: Mumien aus dem Moor - Die vor- und frühgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa. Drents Museum / Batavian Lion International, Amsterdam 1996 (Originaltitel: Vereeuwigd in het veen), ISBN 90-6707-416-0, S. 162f.

Weblinks

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