Fredelsloh

Fredelsloh
Fredelsloh
Stadt Moringen
Koordinaten: 51° 44′ N, 9° 47′ O51.7361111111119.7891666666667Koordinaten: 51° 44′ 10″ N, 9° 47′ 21″ O
Einwohner: 1.067 (1. Okt. 2009)[1]
Postleitzahl: 37186
Vorwahl: 05555
Nordwestteil von Fredelsloh mit Klosterkirche
Klosterkirche
Fredelsloh um 1654/1658, Stich von Matthäus Merian

Fredelsloh ist ein Stadtteil von Moringen im südlichen Niedersachsen (Deutschland).

Der Ort ist über die Grenzen des Bundeslands als Künstler- und Töpferdorf bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Töpferdorf Fredelsloh befindet sich im Landkreis Northeim am Ostrand des Sollings, nördlich des Höhenzugs Weper bzw. südwestlich des Höhenzugs Ahlsburg. Es liegt nordwestlich der Kernstadt Moringens, nordöstlich der Stadt Uslar und nördlich der Stadt Hardegsen im Tal des Bachs Dieße, die ein süd-südwestlicher Ilme-Zufluss ist und in Fredelsloh vom Dellgraben gespeist wird.

Geschichte

Für die älteste Besiedlung Fredelslohs existieren nur wenig Bodenfunde, seit der Jungsteinzeit vermutet man jedoch, dass zumindest Teile des Moringer Beckens besiedelt waren, da ab dieser Zeit erste Funde auftreten. Weiterhin fand man in der Bronzezeit Überreste menschlicher Besiedlung. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt schließlich aus dem Jahre 1135, wobei man ausgeht, dass die Existenz Fredelslohs bereits vor der Stiftsgründung bestanden haben soll[2]. Der Ortsname erfuhr in der Überlieferung durch die Jahrhunderte mehrmals eine Änderung, so wurde das Dorf mitunter Fridaßle, Fridessele, und Fredelsheim genannt, wobei Interpretation besagen, dass der Name den Frieden nach den langjährigen Fehden mit den Grafen von Dassel verdeutlicht. Die Endsilbe ~loh beinhaltet zwei Bedeutungen. Einerseits bezeichnet Loh ein junges, Gehölz, ein im guten Wachstum stehenden Wald, während anderseits es von Loch hergeleitet worden sein könnte, da die Lage Fredelslohs gleich in einem Loch oder Tal sich befindet, der eingeschlossen von der Weper, den Waldwänden und den Sollingbergen beziehungsweise, umrandet ist.

Der Dorfkern von Fredelsloh wird in seinem Erscheinungsbild geprägt von der Klosterkirche St. Blasii und Marien. Diese Basilika gehörte zum Stift Fredelsloh, das 1132 als Augustiner-Chorherrenstift vom Bistum Mainz gegründet wurde.

Da das Stift Fredelsloh im nördlichen Randgebiet ihres Bistums lag, übertrugen die Mainzer Bischöfe den Grafen von Dassel die Vogteirechte, die für das 13. Jahrhundert bis 1277 belegt sind. Danach begann die Umwandlung in ein Chorfrauenstift. Das Stift bestand bis wenige Jahrzehnte nach dem Dreißigjährigen Krieg. Schon vor dem Krieg schwand die einstmals politische Bedeutung des Klosters, so diente es nun in erster Linie der Versorgung der Töchter und Witwen des näheren, und in der weiteren Umgebung ansässigen Landadels. Gerade aus diesem Anlass verstärkte man die wirtschaftliche Basis des Klosters innerhalb des 12. Jahrhunderts mit dem Ankauf von Zehnten und Ländereien. Die Entwicklung verlief allerdings im kommenden 13. Jahrhundert rückläufig, Land, Berechtigungen wurden veräußert, später traten auch Rentenverkäufe hinzu. Ein Brand beschädigte zahlreiche Klosterbauten, jedoch fehlten die Mittel, selbige wieder aufzubauen, oder auch nur den allmählich eintreten Verfall aufzuhalten. Eine, durch Herzogin Elisabeth von Braunschweig, angeregte protestantische Kirchenvisitation zeigte, dass 1542 nur noch wenige Nonnen in Fredelsloh lebten, die ohne Widerstand den neuen Glauben angenommen haben und um wirtschaftlichen Hilfe baten. 1564 verpfändete Herzog Erich II. von Calenberg-Göttingen das Kloster Fredeloh für 12 Jahre an Christoffer von Falkenberge und 1575 auf Wiederkauf an Dietrich Kanne für 5731 Taler und 4 Mariengroschen verkaufte, obwohl ihm das Kloster, samt allem Zubehör, nicht gehörte[3]. Aus der Verpfändung 1564 wird zudem bekannt, dass zu diesem Zeitpunkt nur noch die Domina, eine Nonne welche als Vorsteherin fungierte, sowie eine Magd und ein Pfarrer im Kloster lebten. Ein Ende dieses Zustandes veranlasste 1584 Herzog Julius von Braunschweig, indem er die Übersiedlung einiger Stiftsfrauen aus Dorstedt bei Wolfenbüttel veranlasste. Zwar löste Julius das Kloster wieder ein, die wirtschaftlichen Verhältnisse sollten aber, bis auf eine kurze Phase der Erholung gegen Ende des 16. Jahrhunderts, verheerend bleiben.

Die romanische Stiftskirche diente nach Schließung des Stifts einigen Generationen als Getreidespeicher und blieb dadurch erhalten, während die anderen Stiftsgebäude bis auf Mauerreste und einen Brunnen verfallen sind. Inzwischen ist die dreischiffige Basilika renoviert und wird wieder als Kirche genutzt. Als Haupteingang dient das Nordportal. Dabei handelt es sich um ein Hirsauer Portal. Die Fredelsloher Form des Säulenportals mit dem Halbbogen aus dem 12. Jahrhundert zählt zu den frühesten ihrer Art in Deutschland.

Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Fredelsloh wurde auch der 875. Geburtstag Fredelslohs gefeiert.

Etwa 1,5 km östlich von Fredelsloh liegt die Wüstung Bengerode, in der Archäologen eine mittelalterliche Töpfersiedlung ausgegraben haben. Heutige Töpfereien in Fredelsloh stehen in der Tradition dieser Wüstung.

Am 28. März 1945 wurden Fredelsloh durch einen schweren Fliegerangriff mehrere Häuser vollständig zerstört, die Kirche beschädigt.

Ortsbürgermeister von Fredelsloh ist Manfred Türk (SPD).

Wirtschaft und Infrastruktur

Von großer Bedeutung für den Ort ist frühesten Zeiten das Töpfergewerbe, welches eine Haupterwerbsquelle für viele Bewohner bildet. Unweit von Fredelsloh wurde die erste Tongrube durch einen Pilger entdeckt, die vortreffliches Material für die Töpferarbeiten besaß. Durch diese Entdeckung ließen sich in den folgenden Jahren immer mehr Töpfermeister aus anderen Dörfern vor Ort nieder, brachten diese Industrie empor und verschafften aus diese Weise zudem Fredeloh bedeutende Einnahmen. Im Mittelalter formierte sich eine Töpfergilde, dessen Satzungen vom damaligen Landesherrn, Otto von Braunschweig, Bestätigung erhielt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts verlieh Herzog Erich II. der Gilde das Recht, in der Fredeloher Feldmark nach Töpfererde zu graben, sowie das abständige Topp- und Pollholz unentgeltlich aus dem herrschaftlichen Interessenforst zu nutzen. Mit der Errichtung des Königreichs Westphalen wurde alle Gilden aufgehoben und ihrer Rechte und Privilegien beraubt. Zwar gab es Bestrebungen, vor allem seitens der einstigen Vorsteher der Gilde, Ehrich Paland, Justus Friedrich Baumann, Georg Behrens und Georg Paland, mit einer Petition am 3. Mai 1809 zwar nicht wieder eine Gilde zu begründen, sie hatten mehr den Wunsch daß, wenn auch ihre bisherige Gildeverfassung aufhören sollte, ihnen dennoch erlaubt sein möchte, eine geschlossene Sozietät ferner auszumachen, damit sich nicht fremde Subjekte in ihr Handwerk einschlichen, was ihnen allein kaum den Unterhalt verschaffe[4]. Auch später, als sich das Königreich Hannover 1814 konstituierte, brachten sie ihre Bitte wieder hervor, allerdings ohne Erfolg.

Siehe auch

Literatur

  • Fritz Both: 850 Jahre Fredelsloh. Chronik. Ortsrat Fredelsloh (Hrsg.). Moringen 1982
  • Fritz Both: Die Klosterkirche St. Blasii und Marien in Fredelsloh (Kleine Kunstführer für Niedersachsen, Heft 22). Göttingen 1982
  • Horst Gramatzki: Das Stift Fredelsloh von der Gründung bis zum Erlöschen seines Konvents. 2001
  • Gerda Engelbracht: Das „Töpferdorf Fredelsloh“. Ein Dorf zwischen Töpfertradition und Tourismus. Magisterarbeit. Göttingen 1981
  • Petra Lönne unter Mitarbeit von Johannes Klett-Drechsel und Sonja M.-A. König: Die mittelalterliche Töpfereiwüstung Bengerode bei Fredelsloh, Ldkr. Northeim.. In: Mamoun Fansa, Frank Both, Henning Haßmann (Herausgeber): Archäologie|Land|Niedersachsen. 400 000 Jahre Geschichte. Landesmuseum für Natur und Mensch, Oldenburg 2004 = Lizenzausgabe für die Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Seite 264-266.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadt Moringen: Die Stadt - Daten und Zahlen. Abgerufen am 22. März 2011.
  2. Horst Gramatzki: Das Stift Fredelsloh von der Gründung bis zum Erlöschen seines Konvents. Selbstverlag Gramatzki, Dassel-Fredelsloh 2001, ISBN 3-8311-1974-0, S. 8.
  3. Horst Gramatzki: Das Stift Fredelsloh von der Gründung bis zum Erlöschen seines Konvents. Selbstverlag Gramatzki, Dassel-Fredelsloh 2001, S. 90f.
  4. Karl Scheibe-Moringen: Fredelsloh. Geschichte des Dorfes und Klosters. In: Geschichte Südhannoverscher Burgen und Klöster. 10, Bernhard Franke, Leipzig 1900, S. 41.

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