Friedrich Arndt

Friedrich Arndt

Friedrich Arndt (* 9. November 1905 in Hamburg; † 4. Februar 1985 ebenda) war ein deutscher Puppenspieler.

Als Friedrich Arndt zur Welt kam, hätten sich seine Eltern Maria und der Kutscher Karl Arndt kaum träumen lassen, dass aus Ihrem Sohn einmal ein berühmter Puppenspieler werden sollte. Friedrich Arndt verlebte eine glückliche Kindheit und interessierte sich früh für Theater und Museen. Er absolvierte eine Kaufmannslehre und heiratete 1932 Anni Stender.

Inhaltsverzeichnis

Laienspiel

Seit 1922 spielte Friedrich Arndt mit seiner Laienspielgruppe ‚Hamborger Poppenspäler’ plattdeutsche Stücke in Schulen und Volksheimen.

1928 sah er Max Jacob mit seinen Hohnsteiner Puppen zum ersten Mal, unterrichtete später bei der Marine Puppenspiel und trat 1945 in die Hohnsteiner Puppenspiele von Max Jacob als Berufspuppenspieler ein. Vier Jahre später gründete er seine eigene Hohnsteiner Bühne. Sein Vater Karl unterstützte seinen Sohn, schnitze für ihn beispielsweise Figurenköpfe im für die Hohnsteiner typischen Stil.

Irmgard Wesemann, langjährige Mitarbeiterin Arndts, skizziert die Anfänge in der Nachkriegszeit so: “Wenn die Spielräume geheizt waren, freuten wir uns. Oft gab es auch eiskalte Säle, in denen uns der Finger im Puppenkopf abstarb. Das Publikum kam trotzdem. Denn zuhause war es auch kalt, da fror es sich besser mit Unterhaltung.”

Nach den schwierigen Anfängen kam der Erfolg. Mit hanseatischer Weltoffenheit spielte Arndt seinen Kasper in Inszenierungen für Erwachsene, etwa im “Rubin” und “Höllenspuk auf höchster Ebene”, in der “Sage vom Freischütz” oder in der “Historia von Dr. Johann Faust”, in Eichendorffs “Incognito”, in der “Undine” oder in den “Schildbürgern”. Besondere Beachtung fand die musikalische Pantomime “Der klingende Teppich”, die Friedrich Arndt zusammen mit dem Osnabrücker Professor für Musik Kurt Sydow fürs Puppenspiel bearbeitete.

Hörspiele

Friedrich Arndt hat auch als einer der ersten den deutschsprachigen Kasper in den 60er Jahren auf der Schallplatte verewigt. Die Stücke “Der Bär geht spazieren”, “Kasper und Seppel bei den Indianern” oder “Die geheimnisvolle Kaffeemühle” zählen auch heute noch zu beliebten Hörspielen. Sydow hebt insbesondere “Das fliegende Haus” als ein Meisterwerk des Elementaren für die Kinderwelt hervor, in dem Sprache, Musik und Spielfantasie in gleicher Weise angesprochen werden. Neben Arndt waren an den Hörspielen auch Irmgard Waßmann, Rudolf Fischer und Wolfgang Buresch beteiligt. Heute sind zehn Hörspielkassetten als Zusammenfassung der ursprünglich als Vinyl-Singles produzierten Aufnahmen bei der Deutschen Grammophon erhältlich.

Fernsehfilme

Ebenso gab es Fernsehfilme. Erstmals wurde der Kasperle in Köln 1964 von der Fernsehkamera in Schwarz-Weiß aufgezeichnet. Gert K. Müntefering, der zuständige Redakteur beim WDR, sah diesen Kasper als Herrn der Bühne und gab ihm eine eigene Sendereihe. Daraus wurde “Kasper und René”: Kasper im Auto auf der Brücke in Prag, Kasper in der Kutsche in Rom, Kasper bei der Wettfahrt zu Wasser in Norwegen, Kasper beim Skilauf in Finnland, Kasper auf Pantoffeln in Japan. Kaspers menschlicher Partner war der Schauspieler, Moderator und Sänger Peter René Körner, der bereits seit der zweiten Hälfte der 1940er Jahre in den Medien aktiv war und durch diese Rolle dauerhaft zum "Star" des Kinderfernsehens wurde. Die bildnerischen Spannungen zwischen Bühnenbildteilen oder "Requisiten" für Schauspieler und Handpuppe, die Spannung zwischen dem Schauspieler und der Kasperfigur selbst haben ihn inspiriert. Nicht zuletzt hat Arndt mit dieser Serie einen besonderen Beitrag für die Grundlagen im Zusammenspiel von Mensch und Figur in Film und Fernsehen geleistet.

Nach "Kasper und René" folgten weitere Arndt-Körner-Serien wie "Märchenraten mit Kasper und René", "Ratereise mit Kasper und René" und "Hoftheater mit Kasper und René".

Friedrich Arndt war an weiteren erfolgreichen Fernsehproduktionen des WDR beteiligt, beispielsweise an "Lemmi und die Schmöker" und Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt". Arndts Frau war darüber hinaus die Schöpferin der berühmten Figur "Hase Cäsar".

Weiteres

Über seine aktive Bühnenzeit hinaus gab Arndt sein Wissen und seine Erfahrungen in vielen Lehrgängen Vorträgen und Schriften weiter. Er führte Regie und leistete Fernseharbeit. So würdigte Joachim Tode (NDR Sesamstraße) die Zusammenarbeit mit Friedrich Arndt.

Die Mitarbeiter und Kollegen beschreiben Arndt als einen verantwortungsbewussten Mann, der feste Standpunkte hatte. Auch in schwierigsten Situationen sei er stets ein Optimist geblieben. Claus Gräwe – langjähriger Mitarbeiter Arndts – beschreibt das Verhältnis zu seinem Bühnenleiter wie folgt: Mit großer Energie habe es Friedrich Arndt verstanden, den großen Bogen von der ersten Idee bis zur Premiere trotz vieler Erschwernisse durchzuhalten und seine Mitarbeiter mitzureißen. Nicht als Diktator und großer Macher. Er habe seine Mitarbeiter nie als Untergebene, Arbeitnehmer betrachtet. An der Bühne habe sich jeder mitverantwortlich gefühlt, es sei eine echte Partnerschaft, fast eine Lebensgemeinschaft gewesen. Armin Maiwald (Sendung mit der Maus), damals noch ganz junger Regieassistent beim WDR, war von Arndts eiserner Arbeitsdisziplin besonders beeindruckt. Das Wort “müde” habe das “Konditionspaket” Arndt nicht gekannt.

Er hat seinen Spielbetrieb ca. 1970 aus Altersgründen aufgegeben und sich ganz auf den Freundeskreis der Hohnsteiner Puppenspiele und Veröffentlichungen für Pädagogen einerseits und vor allem auch auf Seminare und Regiearbeiten konzentriert. Dank der Auseinandersetzung mit dem 30 Jahre jüngeren Bewunderer, Schüler, Kritiker und schließlich künstlerischem Gegenüber P.K.Steinmann nahm Arndt an den Entwicklungen des Puppen-/Figurentheaters in der Bundesrepublik als Kritiker und Regisseur regen Anteil. Die jüngere Generation, die sich an der Freien Bildungsstätte Kiel, später Idstedt, auch in Seminaren von Arndt ausbilden ließ, konnte von seinem präzisen Handwerk im Handpuppenspiel, von seinen Ausführungen zu Dramaturgie und kindlicher Rezeption lernen, ohne der Hohnsteiner Ästhetik verpflichtet zu werden. Er war fähig, neue Impulse und Anforderungen an das Figurentheater mit seinem Fachwissen fundiert zu begleiten. Steinmann beschrieb ihn 1980 so: "Da saß ein Theatermann, dessen theatralisches Mittel die Puppen sind, egal von wem sie sind und in welchem Stil ... Friedrich Arndt ist ein Künstler, dessen Erfolge, wie bei anderen auch, die Frucht harter Arbeit, großer Zweifel, überschäumenden Enthusiasmusses, quälender Beiordnung und überragender Führungsqualitäten ist."

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