Fritz Adler

Fritz Adler

Fritz Adler (* 26. April 1889 in Dresden; † 24. Juni 1970 in Marburg) war ein deutscher Archivar und Museumsdirektor in der Hansestadt Stralsund.

Adler war der Sohn eines Textilkaufmanns. Er studierte an den Universitäten in Grenoble, München, Edinburgh und Leipzig Romanistik, Literatur und Kunstgeschichte. Er wurde nach seinem Studium, das er als Dr. phil. beendete, im Jahr 1919 vom Rat der Stadt Stralsund zum Direktor der ab November 1919 im Aufbau befindlichen Volkshochschule verpflichtet und war zudem für das Stralsunder Stadtarchiv sowie das Provinzialmuseum für Neuvorpommern und Rügen verantwortlich, später auch für die am 13. Januar 1920 eröffnete die Stadtbibliothek.

Er betreute die Volkshochschule bis 1924. Unter Adler wurde die 1900 gegründete Volksbücherei aufgelöst und deren Bestände in die Stadtbibliothek überführt.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten lehnte er einen Beitritt zur NSDAP zunächst ab. In dieser Zeit wurde er stark kritisiert, so für eine Ausstellung von Werken Käthe Kollwitz'. Vorübergehend wurden Adlers Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Bibliotheken gesperrt. Im Mai 1937 wurde Adler Anwärter der NSDAP, Mitglied wurde er aber nie.

1936 gab Fritz Adler die Leitung der Stadtbibliothek ab. Ab 1939 wurden ihm verstärkt Verwaltungsaufgaben in der Stadt Stralsund übertragen, so die Leitung der Wohnungsfürsorge, einer Abteilung des Einwohnermeldeamtes und der Grundstücksverwaltung.

In Stralsund erwarb er sich aufgrund seines hohen Engagements bei der Leitung dieser Institutionen hohe Anerkennung. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften und Bücher zur Heimatgeschichte Stralsunds und Pommerns. Er hatte nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges entscheidenden Anteil an der Auslagerung von Museumsbeständen wie den Hiddenseer Goldschmuck.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Adler Leiter des Dezernates Kultur und Volksbildung in Stralsund. 1947 gab er diese Funktion auf und widmete sich dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek, die Landesregierung ernannte ihn zum Bezirkskonservator für Vorpommern und Rügen.

Unter der Anschuldigung, Agent der Geheime Staatspolizei gewesen zu sein und illegale Beziehungen in die gerade gegründete Bundesrepublik Deutschland sowie zur USA zu unterhalten, wurde Fritz Adler am 4. November 1950 von der sowjetischen Staatspolizei verhaftet und verhört. Er verpflichtete sich, für den Geheimdienst zu arbeiten.

Eine Dienstreise nach Westdeutschland am 18. November 1950 nutzte Adler, um in der Bundesrepublik zu bleiben. In Frankfurt am Main arbeitete er am Goethe-Haus. Nach seiner Pensionierung zog er 1958 mit seiner Frau nach Marburg, wo er an der Universitätsbibliothek arbeitete.

Werke

  • 1923: Aus Stralsunds Vergangenheit, Verlag Dr, Karl Moninger, Greifswald 1923, in: Fritz Adler und M. Wehrmann (Hrsg.): Pommersche Heimatkunde in 4 Bänden
  • 1925: Waldemar Bonsels. Sein Weltbild und seine Gestalten. Rütten & Loening, Frankfurt am Main
  • 1928: Stralsund (Deutsche Lande - Deutsche Kunst), Deutscher Kunstverlag, Berlin
  • 1928: Westpommern (Deutsche Lande - Deutsche Kunst), Deutscher Kunstverlag, Berlin
  • 1937: Aus Stralsunds Geschichte, Carl Meincke's Buchhandlung, Inh.: H. Bucksch, Stralsund

Literatur

  • Regina Nehmzow: Zum 120. Geburtstag von Dr. Fritz Adler, in WELT-KULTUR-ERBE Nr. 01/2009, S. 23–25, ISSN 9771860490003

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