Fritz von Graevenitz

Fritz von Graevenitz
Fritz von Graevenitz (1956)
Fritz von Graevenitz: Pferdeskulptur vor dem Statistischen Bundesamt, Wiesbaden
Engel des Gerichts in der Stuttgarter Stiftskirche

Fritz von Graevenitz (* 16. Mai 1892 in Stuttgart; † 6. Juni 1959 in Gerlingen) war ein deutscher Maler, Bildhauer und Lehrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fritz von Graevenitz wurde als Sohn des Generals der Infanterie und „Militärbeauftragten des württembergischen Königs in Preußen“ Wilhelm Friedrich von Graevenitz und dessen Frau Marianne, geb. Klotz geboren.

Von 1903 bis 1910 erhielt er eine militärische Erziehung in den Kadettenanstalten Potsdam und Berlin-Lichterfelde. Im Jahr 1911 kam er zum Grenadier-Regiment „Königin Olga“ in Stuttgart, das er 1918 als Hauptmann verließ. Während des Ersten Weltkriegs war er in verschiedenen Kampfgebieten in Frankreich, Serbien, Russland und Polen eingesetzt. Kurz nach Beginn des Krieges 1914 erlitt er eine schwere Verletzung am Kopf, die die Sehkraft seines rechten Auges fast komplett zerstörte. Im Krieg starben beide Brüder, Richard und Karl.

1919 begann von Graevenitz, trotz des Widerstandes seines Vaters gegen den Künstlerberuf, ein Studium der Bildenden Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, bei den Professoren Ludwig Habich und Alfred Lörcher, das er jedoch 1920 wieder aufgab, um am Gustav-Britsch-Institut für Bildende Kunst in Starnberg weiter zu studieren. 1921 begann er seine Arbeit als freischaffender Künstler auf der Solitude. Kurze Zeit darauf, 1922 starb sein Vater und 1923 seine geliebte jüngere Schwester Elisabeth. Ihr Gesicht und ihren Charakter hat er in seinen Skulpturen ungezählt oft versucht darzustellen.

1926 heirateten er und die Ärztin und Psychotherapeutin Jutta Baronesse Notthafft von Weißenstein, die aus München stammte. Aus dieser Ehe gingen vier Töchter hervor: Irmgard (* 1927), Ulla (* 1930), Dorothea (* 1933) und Mechthild (* 1935). Durch Heirat seiner Schwester Marianne war er der Schwager von Ernst von Weizsäckers.

Im Jahr 1937 wurde von Graevenitz als Lehrer für Bildhauerei an die Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste berufen und ein Jahr darauf folgte seine Ernennung zum Direktor. Graevenitz, wurde von den Nationalsozialisten als Künstler propagiert und war mehrfach auf den NS-Kunstausstellungen im Münchner Haus der Kunst vertreten, wie 1940 mit einem Bronze-Jüngling und 1943 mit einer „Jungfrau“ aus Zink. 1940 musste Graevenitz wegen der Verschlechterung seiner Augen mehrere Monate in eine Höchenschwander Augenklinik. Dort begann er zu malen, da ihm die Arbeit am Stein untersagt wurde. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm ihn Hitler im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten bildenden Künstler auf, was ihn vor dem Kriegsdienst bewahrte.[1] Bei Kriegsende 1945 trat er vom Amt des Direktors der Akademie in Stuttgart zurück, arbeitete jedoch weiter als Bildhauer, Maler und Lehrer auf der Solitude.

Graevenitz hat im Zeitkontext mehrere Bücher über sein Werk veröffentlicht, beginnend 1933 mit seinen ursprünglich nur für sich und seine Familie gemachten Aufzeichnungen Bildhauerei in Sonne und Wind – Erfahrungen und Empfindungen bei der Ausführung der vier Evangelistensymbole am Turm der Tübinger Stiftskirche. Sein nach Beginn des Zweiten Weltkriegs publiziertes Buch Kunst und Soldatentum[1] wurde 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[2]

Von Gravenitz starb am 6. Juni 1959 in Gerlingen und wurde auf dem Soldatenfriedhof der Solitude beigesetzt. Nach seinem Tode gründete im Jahr 1971 seine Ehefrau das Museum Fritz von Graevenitz. Die Stiftung Fritz von Graevenitz wurde am 29. April 2002 von den Erben des Künstlers gegründet.

Werke (Auswahl)

Von Graevenitz schuf hauptsächlich Denkmäler, Ehrenmale, Brunnen, Porträts und Tierfiguren, von denen die meisten im öffentlichen Raum stehen:

  • Löwe, Muschelkalk (1923, Stuttgart, Anlagen)
  • Obelisk mit Adler, Muschelkalk (1927, Stuttgart, Rotebühlbau)
  • Delphine, Bronze (1929, Stuttgart-Untertürkheim, Inselbad)
  • Kniende, Muschelkalk (1928, Stuttgart, Waldfriedhof)
  • „Brezelbüble“, Travertin (1928, Oberesslingen, jetzt Index-Werke)
  • „Erbsenbüble“, Travertin (1929, Stuttgart-Bad Cannstatt)
  • Vier Evangelistensymbole, Muschelkalk (1932/33, Tübingen, Stiftskirche)
  • Mutter Heimat, Muschelkalk (1932-1954, Stuttgart, Waldfriedhof)
  • Aufstehendes Pferd, Travertin (1934, Stuttgart, jetzt Robert-Bosch-Krankenhaus)
  • Adolf Hitler, Bronze (1935)
  • Steigendes Pferd, Muschelkalk (1936, Stuttgart, Höhenpark Killesberg)
  • Eisenbarth-Brunnen, Muschelkalk/Bronze (1937/38, Magdeburg)
  • Reichsadler [6 Meter Spannweite], Bronze (1938, Königsberg i. Pr., Erich-Koch-Platz)
  • Daimler-Denkmal, Bronze (1950, Schorndorf, Rathaus)
  • Gerlinger Löwe, Bronze (1953, Gerlingen, Schillerhöhe)
  • Pferd, Muschelkalk (1956, Wiesbaden, Statistisches Bundesamt)
  • Gazelle, Bronze (1957, Gerlingen)
  • Rössle-Brunnen (1957, Gerlingen)
  • Engel des Gerichts, Muschelkalk (1957/58, Stuttgart, Stiftskirche)

Weblinks

 Commons: Fritz von Graevenitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 195.
  2. Liste der auszusondernden Literatur bei polunbi

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