Fritz Hüser

Fritz Hüser

Fritz Hüser (* 4. Oktober 1908 in Heißen (heute Mülheim an der Ruhr); † 4. März 1979 in Dortmund) war ein deutscher Bibliothekar, der sich besonders für die Sammlung von Arbeiterliteratur einsetzte. Er gehörte zu den Mitbegründern der Dortmunder Gruppe 61.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fritz Hüser wurde am 4. Oktober 1908 in Heißen als Sohn des Handlungsgehilfens und Bürovorstands Franz Hüser und seiner Frau Anna geboren. Die Eltern starben bereits 1910 und Hüser wuchs bei seinem Großvater, dem Bergmann Heinrich Friedrich Hüser in Dorstfeld auf. Hüser besuchte die Volksschule, begann 1923 eine Former- und Kernmacherlehre, die er 1927 mit der Gesellenprüfung abschloss. Er arbeitete bei der Werkzeugmaschinenfabrik Wagner & Co. in Dortmund. Im Alter von 15 Jahren war er, wohl unter Einfluss des klassenbewussten Großvaters, der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) beigetreten. Der Großvater interessierte ihn auch für Literatur und nach einer Einführung in das bibliothekarische Arbeiten durch Erich Schulz, dem Direktor der Dortmunder Stadtbibliothek, betreute er bald darauf Büchereien in der Schule und der SAJ. Durch diese Tätigkeit lernte Hüser schon früh Arbeiterdichter wie Heinrich Lersch, Karl Bröger und Kurt Kläber kennen. 1931 erlitt er einen Arbeitsunfall und war zwei Jahre arbeitsunfähig, anschließend arbeitete er wieder als Kernmacher und seit 1937 als nebenamtlicher Leiter der Werkbücherei. Bald darauf erhielt er aber durch die Berufsgenossenschaft die Möglichkeit zur Umschulung zum Bibliothekar. Er leitete die Werkbücherei der Bergwerksgesellschaft Schaffgotsch in Gleiwitz und von 1941 bis 1945 eine technisch-wissenschaftliche Bibliothek. Nach intensivem Selbststudium und Besuch eines Sonderlehrgangs absolvierte er 1944 an der Büchereischule Leipzig die Prüfung für den Dienst an volkstümlichen Büchereien. Als Flüchtling kehrte er in seine Dortmunder Heimat zurück und leitete vom 1. Oktober 1945 bis zu seinem Ruhestand am 31. Oktober 1973 die Städtische Volksbücherei Dortmund (seit 1970 Stadtbücherei Dortmund, heute Teil der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund). Hüser war mit Elfriede Wilhelmine Grün verheiratet und hatte drei Söhne und eine Tochter.

Schon während seiner Lehre hatte Fritz Hüser damit begonnen Broschüren, Bücher und Zeitungsartikel zur Arbeiterliteratur zu sammeln – obwohl diese Texte zu seiner Zeit als soziale Trivialliteratur und damit als sammelunwürdig galten. Damit legte er den Grundstock einer einzigartigen Spezialsammlung zur Geschichte von Arbeiterliteratur und Arbeiterkultur. In dem 1958 eröffneten Haus der Bibliotheken machte er diese Sammlung als Archiv für Arbeiterdichtung und soziale Literatur der Öffentlichkeit zugänglich. Das Archiv entwickelte sich zu einem Treffpunkt von Autoren, die um eine zeitgemäße Arbeiterliteratur in Deutschland bemüht waren. Auf einem Schriftstellertreffen am 31. März 1961 wurde – auch auf Anregung von Hüser – die Gruppe 61 gegründet, der neben Kritikern und Verlagslektoren unter anderem die Autoren Paul Polte, Bruno Gluchowski, Max von der Grün, Wolfgang Körner, Josef Reding, Erwin Sylvanus, Günter Wallraff, Angelika Mechtel, Peter-Paul Zahl und Hans K. Wehren angehörten. Hüser wurde Geschäftsführer der Gruppe. Bei seiner Pensionierung als Büchereidirektor 1973 übergab Hüser seine Privatsammlung an die Stadt Dortmund, die sich verpflichtete die Sammlung als Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur weiterzuführen und auszubauen. Hüser selbst war bis zu seinem Tod am 4. März 1979 ehrenamtlicher Leiter des Instituts.

Anlässlich des 75. Geburtstags von Hüser wurde das Institut in Fritz-Hüser-Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur umbenannt, 1988 wurde der Fritz-Hüser-Verein zur Sammlung und Erforschung der Literatur der Industriellen Arbeitswelt (heute Fritz Hüser-Gesellschaft) gegründet. [1]

Werke

  • Fritz Hüser, Max von der Grün, Wolfgang Promies (Hrsg.): Aus der Welt der Arbeit. Almanach der Gruppe 61 und ihrer Gäste. Luchterhand, Neuwied 1966.
  • Fritz Hüser (Hrsg.): Texte, Texte. Prosa und Gedichte der Gruppe 61. Bitter, Recklinghausen 1969.

Literatur

  • Alois Klotzbücher: Hüser, Fritz. In: Hans Bohrmann (Hrsg.): Biographien bedeutender Dortmunder. Menschen in, aus und für Dortmund. Band 1, Ruhfus, Dortmund 1994, S. 51ff..
  • Hedwig Bieber, Hugo Ernst Käufer, Alois Klotzbücher (Hrsg.): Dienst an Büchern, Lesern und Autoren. Festschrift für Fritz Hüser. Deutscher Bibliotheksverbund, Berlin 1973, ISBN 3-87068-313-9.
  • Hanneliese Palm: Fritz Hüser (1908–1979). In: Günter Benser, Michael Schneider (Hrsg.): Bewahren – Verbreiten – Aufklären. Archivare, Bibliothekare und Sammler der Quellen der deutschsprachigen Arbeiterbewegung. Archiv der Sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 2009, ISBN 978-3-86872-105-8, S. 138–143 (http://library.fes.de/pdf-files/adsd/06730/06730-21.pdf, abgerufen am 27. Oktober 2011).
  • Hanneliese Palm: Fritz Hüser als Mentor der Dortmunder Gruppe 61. In: Gertrude Cepl-Kaufmann, Jasmin Grande (Hrsg.): Schreibwelten – Erschriebene Welten. Zum 50. Geburtstag der Dortmunder Gruppe 61. Klartext, Essen 2011, ISBN 978-3-8375-0487-3, S. 172–181.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alois Klotzbücher: Hüser, Fritz. In: Hans Bohrmann (Hrsg.): Biographien bedeutender Dortmunder. Menschen in, aus und für Dortmund. Band 1, Ruhfus, Dortmund 1994, S. 51ff..

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