- Fritz Mende
-
Fritz Mende (* 26. Oktober 1843 in Liebemühl; † 5. Juli 1879 in Heddernheim) war ein früher sozialdemokratischer Politiker (Präsident des LADAV und Mitglied des Norddeutschen Reichstages)
Leben und Wirken
Der Vater von Mende war Arzt oder nach anderen Berichten Dorfschullehrer. Mende trat nach der Schule möglicherweise zunächst in ein Lehrerseminar ein, bevor er als Gehilfe im Handel arbeitete. (Die Unsicherheiten in der frühen Biographie hingen mit dem Versuch eigener Legendbildung und Widersprüchen in Mendes Polizeiakte zusammen.) Seit 1861 lebte er in Berlin und hielt sich mit Gelegenheitsarbeiten und als Lokalreporter über Wasser. Eine Reihe von Zeitungen haben Mende nach kurzer Zeit wegen Unzuverlässigkeit entlassen. Im Jahr 1861 wurde er wegen inzwischen aufgelaufener Schulden verhaftet und aus Berlin ausgewiesen. Militärdienst brauchte Mende wegen Untauglichkeit nicht zu leisten. Im Jahr 1866 trat Mende in Dresden in den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) ein, ohne sich dabei zunächst hervorzutun.
Im Rahmen des Vereins kam er in Kontakt mit der Gräfin Hatzfeldt. Seither lebte er von deren Geld und hat sich in ihrem Sinn in der Arbeiterbewegung betätigt. Bei seinen Auftritten versuchte er Ferdinand Lassalles Habitus als Intellektueller nachzuahmen und hat sich sogar zeitweise einen Doktortitel angemaßt. Da Anspruch und Wirklichkeit nicht übereinstimmten, trug ihm dies von der Presse vielfachen Spott ein.
Als Gefolgsmann und zeitweise Lebensgefährte der Gräfin Hatzfeldt gehörte er zu den Gründern des vom ADAV abgespaltenen Lassalleschen Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (LDAV). Im Juli 1867 übernahm Mende von Friedrich Wilhelm Emil Försterling zunächst die faktische Leitung des Vereins. Im Jahr 1868 hat er dann auch nominell die Präsidentschaft übernommen. Durch eine Nachwahl wurde Mende 1869 für den Wahlkreis Freiberg Mitglied des Norddeutschen Reichstages. Im Verlauf seiner Agitation für den LDAV wurde er 1868 wegen eines Vorfalls in Düsseldorf erstmals verurteilt. Größeres Aufsehen erregte die Verhaftung Mendes wegen eines Krawalls in Gladbach im Jahr 1869, da die Polizei ihn trotz seiner Immunität als Abgeordneter inhaftiert hatte. Erst auf Intervention des Reichstages wurde er wieder freigelassen. Im Jahr 1872 führten diese Vorgänge zu einer Verurteilung zu sechs Monaten Gefängnis, die Mende aus Krankheitsgründen nicht abzusitzen brauchte.
Tatsächlich waren die letzten Jahre Mendes von zahlreichen Krankheiten überschattet, die ihn zur Unterbrechung seiner politischen Tätigkeit zwangen. Verschlechtert hat sich sein Gesundheitszustand noch durch die Nebenwirkungen des verabreichten Morphiums. Der Versuch 1871 in den Reichstag des neuen Deutschen Reiches einzuziehen scheiterte. In der Folge verschlimmerte sich sein gesundheitlicher Zustand immer mehr. Im Jahr 1873 gab Mende seine Position im faktisch schon nicht mehr existenten LDAV auf. Etwa ein Jahr später zog die Gräfin Hatzfeldt zusammen mit Mende in ein Haus in Heddernheim, um den inzwischen hochgradig morphiumsüchtigen Mende zu pflegen.
1879 nahm sich Mende mit einer Schusswaffe das Leben.
Literatur
- Toni Offermann: Die erste deutsche Arbeiterpartei. Organisation, Verbreitung und Sozialstruktur von ADAV und LADAV 1863-1871. ISBN 3-8012-4122-X (Buchausgabe + CD-ROM) S.170-176
Kategorien:- ADAV-Mitglied
- Reichstagsabgeordneter (Norddeutscher Bund)
- Mitglied des Zollparlaments
- Geboren 1843
- Gestorben 1879
- Mann
Wikimedia Foundation.