Fritz van Calker

Fritz van Calker

Fritz van Calker (* 24. Oktober 1864 in Lindau; † 15. Mai 1957 in Moosach (Bayern)) war ein deutscher Politiker und Strafrechtsprofessor. Von 1912 bis 1918 saß er für die Nationalliberale Partei (NLP), die als Honoratiorenpartei galt, im Deutschen Reichstag.[1] Der Fachwelt war Calker vor allem durch seine Mitherausgeberschaft der sechzehnbändigen vergleichenden Darstellung des deutschen und ausländischen Strafrechts bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Fritz van Calker studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg, Berlin und München. 1888 wurde er an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert (Das Recht des Militärs zum administrativen Waffengebrauch). 1891 habilitierte er sich an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg für die Fächer Strafrecht, Strafprozess und Militärstrafrecht (Die Strafrechtliche Verantwortlichkeit für auf Befehl begangene Handlungen).

1896 wurde Calker auf ein Ordinariat an der Kaiser-Wilhelm-Universität in Straßburg berufen, wo er als Doktorvater u.a. berühmte Dissertationen betreute, etwa von Carl Schmitt oder dem neukantianischen Strafrechtsdenker Max Ernst Mayer. 1919 wurde van Calker in Straßburg seines Amtes enthoben und an der Technischen Universität München als ordentlicher Professor eingesetzt. Zugleich lehrte er als Honorarprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität. 1933, ein Jahr vor seiner Emeritierung, erhielt er dort ein etatsmäßiges Ordinariat.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war der Strafrechtler zur Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen bereit. So fungierte er etwa in der Akademie für Deutsches Recht als Vorsitzender des Ausschusses für Rechtsfragen der Bevölkerungspolitik.

Calker verband in seinen Schriften strafrechtliche und allgemeinpolitische bzw. staats- und rechtstheoretische Fragen, etwa die nach dem Zusammenhang von Strafe, Recht und Moral. Diese theoretische Zugang war es auch, der Calker für Carl Schmitt und Max Ernst Mayer interessant gemacht hatte. Carl Schmitts Arbeit etwa lautete Gesetz und Urteil. Eine Untersuchung zum Problem der Rechtspraxis und beschäftigte sich u.a. mit der rechtsphilosophischen Begründung der richterlichen Entscheidung (die Schmitt vor allem in der Intersubjektivität erblickte). Calker verfasste aber auch einige staatsrechtliche oder politikwissenschaftliche Arbeiten (Grundzüge des deutschen Staatsrechts, 1925 oder Das Problem der richtigen Politik, 1926). In seiner politischen Arbeiten zeigte sich Calker als wertorientierter Konservativer. Er war aber auch ein früher Parteiensoziologe, etwa wenn er in Wesen und Sinn der politischen Parteien, 1928 den Wandel des Parteienspektrums von der Interessens- zu Weltanschauungspartei diagnostizierte.

Als reformorientierter Strafrechtler, der sich für ethische Werte im Strafrecht einsetzte, verfasste Calker auch eine Reihe von Aufsätzen und Artikeln zur Frage der Gesetzgebungspolitik.

Werke (Auswahl)

  • Das Recht des Militärs zum administrativen Waffengebrauch (Dissertation), 1888
  • Die Strafrechtliche Verantwortlichkeit für auf Befehl begangene Handlungen (Habilitation), 1891
  • Strafrecht und Ethik. 1897
  • Vergeltungsidee und Zweckgedanke im System der Freiheitsstrafen. 1898
  • Ethische Werte im Strafrecht. 1904
  • Hochverrat, Landesverrat und Majestätsbeleidigung. 1906
  • Gesetzgebungspolitik und Rechtsvergleichung. 1909
  • Die Reform der Gesetzgebung in Strafrecht und Strafprozess. 1910
  • Vervollkommnungsidee und Entwicklungsgedanke im Strafrecht. 1910
  • Strafrecht (Kommentar), 1916
  • Recht und Weltanschauung. 1924
  • Grundzüge des deutschen Staatsrechts. 1925
  • Grundzüge des deutschen Verwaltungsrechts, 1925
  • Das Problem der richtigen Politik. 1926
  • Einführung in die Politik. 1927
  • Wesen und Sinn der politischen Parteien. 1928

Einzelnachweise

  1. Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1912. Heft 2. Berlin: Verlag von Puttkammer & Mühlbrecht, 1913, S. 96 (Statistik des Deutschen Reichs, Bd. 250)

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