- Nationalliberale Partei
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Die Nationalliberale Partei war eine politische Partei im Deutschen Reich. Sie wurde 1867 gegründet und bestand bis 1918.
Die Nationalliberale Partei ging 1866 aus der aufgespaltenen Deutschen Fortschrittspartei hervor. Anlass der Spaltung war die Indemnitätsvorlage Otto von Bismarcks. Nach einem Aufruf von 15 Mitgliedern der Fortschrittspartei und 9 Mitgliedern des linken Zentrumsflügels (Centrum) vom September 1866 konstituierte sich die erste Fraktion der Nationalliberalen am 17. November 1866 im preußischen Abgeordnetenhaus mit 19 Mitgliedern, darunter Heinrich von Hennig, Karl Twesten, Eduard Lasker oder Friedrich Hammacher.
Inhaltsverzeichnis
Wesen
Kernpunkte des Parteiprogramms waren die nationale Einigung mit militärischen Mitteln im Sinne Bismarcks, ein parlamentarischer und konstitutioneller Rechtsstaat und Umwandlung des Deutschen Kaiserreiches in einen modernen Industriestaat.
Sie vertrat hauptsächlich die Interessen des national und/oder liberal gesinnten protestantischen Bildungs- und Besitzbürgertums sowie des industriellen Großbürgertums.
19. Jahrhundert
Nach der Reichsgründung wurde die Nationalliberale Partei bei der Reichstagswahl 1871 mit 30,2 Prozent der Stimmen auf Anhieb zur stärksten Fraktion im Reichstag.
Die Nationalliberalen galten als mitgliederschwache Honoratiorenpartei, die ihre strukturelle Schwäche durch enge Zusammenarbeit mit Interessenverbänden ausgleichen konnte. Diese Verbände übten ihrerseits einen starken Einfluss auf die Politik der Partei aus, vor allem der völkische und imperialistische Alldeutsche Verband und der Centralverband deutscher Industrieller.
Die Partei unterstützte anfangs Bismarck und war ein nützlicher Mehrheitsbeschaffer beim Kulturkampf (aus eigener Überzeugung), beim Sozialistengesetz (widerwillig) und bei der reaktionären Schutzzollpolitik. Nach dem Ausscheiden einer linken Gruppe 1880 (siehe Liberale Vereinigung) gingen die Nationalliberalen immer enger mit den Konservativen zusammen (siehe Deutschkonservative Partei); diese Politik fand in der Bildung des reaktionären Kartells 1887 (siehe Kartellreichstag, Kartellparteien) ihren Höhepunkt.
Im August 1887 traten 28 führende Politiker, im Wesentlichen vom linken Flügel, aus der Partei aus, da sie den Kurs nicht mehr mittragen wollten (Wiedereinführung des Schutzzolls).
Bei den vier folgenden Reichstagswahlen mussten die Nationalliberalen deutliche Stimmenverluste hinnehmen, blieben aber trotzdem bis zur Wahl 1878 stärkste Fraktion im Parlament.
Frühes 20. Jahrhundert
Ab 1901 begann eine vorsichtige Annäherung an die (links-)liberalen Parteien (Freisinnige Volkspartei/Freisinnige Vereinigung). Die von den Jungliberalen erhoffte Vereinigung zu einer großen liberalen Partei scheiterte jedoch am Widerstand der Parteiführung.
Nach der Jahrhundertwende führte die Partei eine Modernisierung der Organisationsstruktur durch, doch auch nach dem Aufbau eines dichten Vereinsnetzes waren Nationalliberalen immer noch von der Gunst der Verbände abhängig, zu denen sich auch der Deutsche Flottenverein gesellte. Dennoch verlor die ehemals dominierende Kraft im Reichstag immer mehr an Bedeutung und erreichte bei der letzten Reichstagswahl 1912 nur noch 13,6 Prozent der Stimmen.
Erster Weltkrieg
Die Nationalliberalen unterstützten im Krieg eine offensive Ausrichtung in der Militär-, Flotten-, und Kolonialpolitik und im Ersten Weltkrieg den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und weitreichende Annexionen durch das Reich.
Die Partei lehnte die Friedensresolution von SPD, Zentrum und Fortschrittlicher Volkspartei zunächst ab. Später schloss sich der linke Flügel der Resolution an, nachdem die innerparteilichen Gegensätze durch die negative Entwicklung des Krieges wieder stärker hervorgetreten waren.
Nach der Novemberrevolution 1918 zerfiel die Nationalliberale Partei: Ihr linker Flügel schloss sich der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an, einige Vertreter des rechten Flügels der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). Die Mehrheit der Mitglieder gründete unter Führung Gustav Stresemanns die Deutsche Volkspartei (DVP), die während der Weimarer Republik häufig die Reichsregierung mitbildete.
Vertreter
Führende Vertreter der Nationalliberalen waren Rudolf von Bennigsen, Johannes von Miquel, Ludwig Bamberger, Eduard Lasker, Friedrich Hammacher, Gustav Haarmann, Arthur Johnson Hobrecht, August Metz und Friedrich Oetker im Großherzogtum Hessen und in der preußischen Provinz Hessen-Nassau, Karl Twesten und Hans Victor von Unruh im 19. Jahrhundert, Ernst Bassermann, Robert Friedberg, Walter Lohmann und Gustav Stresemann bis zur Auflösung der Partei.
Siehe auch
Literatur
- Eisfeld, Gerhard: Die Entstehung der liberalen Parteien in Deutschland 1858-1870. Studie zu den Organisationen und Programmen der Liberalen und Demokraten. Hannover: Verlag für Literatur und Zeitgeschehen, 1969 (Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung. Reihe B: Historisch-politische Schriften)
Weblinks
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