- Führungs- und Informationssystem
-
Führungssystem (auch: Einsatzführungssystem, Führungs- und Waffeneinsatzsystem, Führungsinformationssystem) bezeichnet ein IT-System zur Unterstützung militärischer Führungsprozesse. Es umfasst im Allgemeinen Echtzeitanteile sowie Planungs- und Führungshilfen.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben
Ein Führungssystem deckt üblicherweise folgende Aufgaben ab:
- Zusammenführung der Messergebnisse der angeschlossenen Sensoren (z. B. Radar),
- Aufbereiten, interpretieren und präsentieren der so gewonnenen Lageinformationen,
- Auftragserteilung an untergebene Einheiten, z. B. mittels Tactical Data Link,
- gegebenenfalls automatisierter und koordinierter eigener Waffeneinsatz gegen erkannte Ziele,
- Erfolgskontrolle des Waffeneinsatzes
Funktionsumfang
Zur Erfüllung der oben aufgeführten Aufgaben beinhalten Führungssysteme folgende Komponenten:
- Datenbanken zum Aufbau, Halten und Pflege der Lageinformationen,
- Schnittstellen (zum Teil echtzeitfähig) zu Sensoren, Waffenanlagen und Kommunikationssystemen,
- Planungshilfen, die militärische Einsatzverfahren im System abbilden (z. B. Tools zur Berechnung der optimalen Positionierung eigener Einheiten gegenüber einer definierten Bedrohung),
- interaktive, echtzeitfähige Darstellungsanlagen für die bedienenden Soldaten
Geschichte
Mit dem Siegeszug der Computertechnik begann auch das Militär, sich hierfür zu interessieren. Angetrieben durch immer kürzere Reaktionszeiten aufgrund der immer schnelleren Bedrohung durch Flugzeuge und Flugkörper, begannen zunächst die Marine und die Luftwaffe mit einer schrittweisen Automatisierung ihrer bis dahin manuell gesteuerten Waffen. Elektromechanische Feuerleitanlagen waren zwar schon zuvor bekannt, doch waren sie nicht in den Prozess aus Lageerstellung, Entschlussfassung und Waffeneinsatz integriert.
In den 50er Jahren war es zunächst die US Navy, die ihre Schiffe mit rechnergestützten Führungssystemen auszurüstete, kurz darauf auch die Luftverteidigungsorganisation NADGE (NATO Air Defense Ground Environment). Die einzelnen Einheiten wurden mit Taktischen Datenlinks wie Link 11 oder Link 1 verbunden - eine frühe Form der Vernetzung.
1967 sorgte der Eilat-Zwischenfall, bei dem erstmals ein (nicht mit einem Führungssystem ausgerüsteter) Zerstörer von Flugkörpern versenkt wurde, für eine Beschleunigung der Entwicklung.
Ab Mitte der 70er Jahre wurden dann auch Kommandozentren mit Führungssystemen ausgestattet, wobei hier der Schwerpunkt meist nicht auf dem automatisierten Waffeneinsatz lag, sondern in einem umfassenden militärischen Informationsmanagement (Geheimdienstinformationen, Einsatzplanung, Logistik, Kommunikation). Diese Ausprägung eines Führungssystems wird heute im Allgemeinen als Führungsinformationssystem, auch C4I (Command, Control, Communication, Consultation, Intelligence) bezeichnet.
In jüngster Vergangenheit wird eine umfassende Vernetzung von Führungssystemen als network centric warfare (NCW) bezeichnet, in Deutschland auch als NetOpFü (Vernetzte Operationsführung).
Beispiele für Führungssysteme
- NADGE - NATO Air Defense Ground Environment
- Aegis-Kampfsystem - das Waffeneinsatzsystem der United States Navy-Kreuzer (Ticonderoga-Klasse) und Zerstörer (Arleigh-Burke-Klasse)
- SATIR - System zur Auswertung Taktischer Informationen auf Rechnerschiffen auf deutschen Fregatten
- MCCIS - Maritime Command Control Information System, das Führungsinformationssystem des Marinehauptquartiers in Glücksburg
- FüInfoSysLw - das Führungsinformationssystem der deutschen Luftwaffe
- HEROS - das Führungsinformationssystem des deutschen Heeres
- INTAFF - Integriertes Artillerie Feuerführungs- und Feuerleitsystem der Schweiz
Siehe auch
Wikimedia Foundation.