GKW Mannheim

GKW Mannheim
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GKM von der linken Rheinseite aus gesehen, Blöcke 6 bis 3
Blöcke 8 und 7

Das Grosskraftwerk Mannheim ist ein aus fünf aktiven Blöcken bestehendes Steinkohlekraftwerk in Mannheim-Neckarau.

Inhaltsverzeichnis

Kraftwerk

Die Blöcke 3, 4, 6 (nach Umrüstung 2006 von Öl/Gas), 7 und 8 werden mit Steinkohle befeuert und liefern eine elektrische Leistung von 1675 Megawatt, davon 190 Megawatt als Bahnstrom (Block 3 dient seit 2006 als Reserve). Die Blöcke 1, 2 und 5 mit 715 MW wurden stillgelegt. 2007 genehmigte der Aufsichtsrat des Großkraftwerks den Bau eines neuen Blocks 9. Die geplante Leistung soll rund 900 MW betragen. Der Neubau ist mit 1,2 Milliarden Euro geplant, die Inbetriebnahme für das Jahr 2013 vorgesehen. Der Reserveblock 3 (220 MW) und der noch in Betrieb befindliche Block 4 (220 MW) sollen dann abgeschaltet werden. Von Umweltschützern wird das Vorhaben trotz der Wirkungsgradsteigerung gegenüber den stillzulegenden Blöcken wegen der zu erwartenden zusätzlichen Emissionen von Kohlendioxid stark kritisiert [1]. Der Versuch durch ein Bürgerbegehren den Bau zu stoppen misslang, da bis zum Ablauf der Frist (6. August 2008, 24:00h) nur ca. 16500 von 20000 benötigten Unterschriften zustande kamen.

Ein Teil der Abwärme des Grosskraftwerk Mannheim dient zur Versorgung von Mannheim und den umliegenden Gemeinden (bis nach Heidelberg) mit Fernwärme, wobei zum Teil oberirdisch verlegte Rohre zum Einsatz kommen. Zusätzlich beliefert das GKM auch Industriebetriebe mit Ferndampf. Auf diese Weise wird mit dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung der eingesetzte Brennstoff insgesamt zu 47 Prozent (Jahresdurchschnitt 2002) ausgenutzt.

Geschichte

Oberirdische Fernwärme-Leitung über B 36 in Mannheim-Rheinau.

Das Grosskraftwerk Mannheim wurde 1921 von den Pfalzwerken, der Stadt Mannheim, der Badischen Landeselektrizitätsversorgung (später Badenwerk, heute EnBW) und der Neckar AG gegründet. 1923 gingen die ersten Kessel in Betrieb. Gründungsdirektor und bis 1952 Vorsitzender war Fritz Marguerre. Er baute mit den Kesseln 1 und 2 im Werk 1 (später Marguerre-Werk genannt) erstmals ein Hochdruckheißdampfkraftwerk, das mit Frischdampf von ca. 100 bar und 400 °C arbeitete.

Der Frischdampf wurde zuerst auf eine Vorschaltturbine geleitet, danach (mit ca. 20 bar) wieder zwischenüberhitzt und auf eine der schon bestehenden Niederdruckturbinen aus dem alten 20-bar-Werk geleitet. Mit dieser Maßnahme konnte Marguerre den Wirkungsgrad des Kraftwerks deutlich erhöhen. Weitere Wirkungsgradverbesserungen wollte er durch die Einführung der doppelten Zwischenüberhitzung und einer weitgehenden Nutzung der verschiedenen Dampfdrücke und -temperaturen durch vielfache Anzapfungen an den Turbinen (z. B. zum Antrieb von Pumpen, Verdampfern etc.) erreichen. Viele dieser Maßnahmen konnte er bereits im Werk 1 umsetzen. Die doppelte Zwischenüberhitzung konnte erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit Block 1 (Kessel 11 und 12) von ihm realisiert werden.

Im dritten Reich wurde ein Kessel, das bombengeschützte Bunkerkraftwerk „Werk Fritz“, unter den Rhein gebaut, um ihn vor Luftangriffen zu schützen. Dieser wurde aber nach dem Krieg von den französischen Besatzungsmächten demontiert. Die Wiedermontage scheiterte, so daß das Werk Fritz nie mehr in Betrieb ging.

1953 wurde zum ersten mal mehr als eine Milliarde Kilowattstunden Strom abgegeben. Ab 1955 wurde auch Bahnstrom erzeugt. Dazu wurde jeweils an den 3-Phasengenerator der beiden 20-bar-Kondensationsmaschinen M11 bzw. M12 (3000 U/min) eine Voith-Marguerre-Kupplung mit Getriebe angebaut. Darüber wurde dann ein Einphasenbahngenerator mit 1000 U/min angetrieben. Über die Kupplung konnte der Leistungsanteil der Turbine, der als Einphasenstrom abgegeben werden sollte, verstellt werden. 1959 begann die Versorgung Mannheims mit Fernwärme aus Nutzung der Abwärme.

Nach einer stetigen Vergrößerung des Werkes, wurden in den 1980ern erstmals Rauchgasentschwefelungsanlagen eingesetzt. Dazu wurde wieder eine Pionierleistung im GKM erbracht: Es wurde zur Entschwefelung das sogenannte Walther-Verfahren erstmals großtechnisch eingesetzt. Hierbei wird mittels Ammoniak anstelle Kalkmilch entschwefelt. Es bildet sich statt Gips das als Düngemittel verwendbare Ammoniumsulfat. Aufgrund verschiedener verfahrenstechnischen Schwierigkeiten des Verfahrens wurde letztendlich eine konventionelle Kalkmilch-Entschwefelung eingesetzt.

Die Liberalisierung des Strommarktes in Deutschland erzwang in den 1990ern drastische Kosteneinsparungen und einen erheblichen Abbau der einst 1600 Arbeitsplätze.

Kennzahlen

Die Aktien der Grosskraftwerk Mannheim AG verteilen sich mittelbar auf drei Eigner: RWE (40 %), EnBW (32 %) und MVV Energie (28 %).

Geschäftsjahr 2006
Umsatz in Mio. Euro [2] 385,3
– davon Strom 350,4
– davon Fernwärme 27,6
– davon Dienstleistungen 7,3
Überschuss 6,6
Mitarbeiter 579

2006 wurden 7,7 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Damit war das Grosskraftwerk auf Platz 10 der deutschen Emittenten. Mit 840 Gramm pro Kilowattstunde war dies der drittbeste Wirkungsgrad der 30 größten öffentlichen Kohlekraftwerke in Deutschland.[3]

Einzelnachweise

  1. Mannheimer Morgen vom 15. Dezember 2007
  2. Geschäftsbericht 2007
  3. Vergleich des WWF

Weblinks

49.4456944444448.49044444444447Koordinaten: 49° 26′ 44″ N, 8° 29′ 26″ O


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