Gafsa

Gafsa
34.428.79
Gafsa (Tunesien)
Gafsa
Gafsa

Gafsa (arabisch ‏قفصة‎, DMG Qafṣa) ist eine tunesische Stadt mit 84.677 Einwohnern (2004). Sie liegt nördlich des Salzsees Chott el Djerid auf durchschnittlich 297 m Höhe. Die Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernorats ist Verkehrsknotenpunkt zwischen dem Norden und Süden des Landes.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gafsa ist der Platz des prähistorischen Standortes Capsa, der der epipaläolithischen Kultur des Capsien seinen Namen gab, genau wie dem Titularbistum Capsa. In der Tat sind Gebeine und Spuren der menschlichen Aktivität, die mehr als 15.000 Jahre zurückgehen, in dieser Region entdeckt worden.

Während des Altertums gründeten die Römer Capsa im 2. Jahrhundert v. Chr. Die Stadt entwickelte sich dann zum Punkt municipe, dann zur Kolonie. Im Jahr 540 schützen die Byzantiner sie durch den Bau eines Walls und nennen sie Justiniana. Oqba Ibn Nafi erobert die Stadt im Jahr 688, trifft aber auf einen starken Widerstand, denn die Berber lehnen es lange Zeit ab, sich zum Islam zu konvertieren. Im 12. Jahrhundert spricht man in Gafsa noch lateinisch. 1551 wird die Stadt durch den Freibeuter Dragut im Auftrag von Barberousse Kheireddine belagert. Sie hält stand, aber muss 1556 kapitulieren.

Während des Zweiten Weltkrieges wird die Stadt im Jahre 1942 und 1943 mehrmals von Deutschen bombardiert und ein Teil der Kasbah wird zerstört.

Zentrum der Arbeiterbewegung

Gafsa gilt als ein Zentrum der Arbeiterbewegung. Immer wieder kam es hier im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert zu Streik- und Protestbewegungen.

Im März 1937 wurde ein Bergarbeiterstreik blutig niedergeschlagen, was 17 Bergleute das Leben kostete.[1]

Im Jahr 1978 gab es eine große Streikbewegung.[1]

1980 kam es zu einem lokalen bewaffneten Aufstand, der den Sturz des damaligen Staatspräsidenten zum Ziel hatte[1] – von offizieller Seite wurde eine Verwicklung des libyschen Staates vermutet, die dieser später jedoch zurückwies.

2008 entwickelte sich in der Region eine aufstandsartige Generalstreikbewegung, bei der es zu Besetzungen von Firmeneigentum und Gewerkschaftszentralen kam. Sie richtete sich gegen soziale Ungerechtigkeit, Perspektivlosigkeit und Umweltzerstörung.[2] Der Aufstand wurde gewaltsam niedergeschlagen.[3]

Die Ereignisse von 2008 gelten in der tunesischen Oppositionsbewegung als ein Keim der Revolution in Tunesien 2010/2011.[4]

Wirtschaft

Gafsa konnte sich dank des Abbaus von Phosphaten weiter entwickeln, deren 1886 entdecktes Vorkommen eines der wichtigsten in der Welt ist. Die Bergwerke fördern mehr als 6,5 Millionen Tonnen Phosphate jährlich und transportieren diese per Bahn in Richtung des Hafens von Sfax.

Außerdem hat man sich in Gafsa auf die Teppich- und Tapeten-Produktion spezialisiert. Allerdings ist die Arbeitslosigkeit dort sehr groß, und viele Jugendliche sehen dort wenig Perspektiven für ihr Leben. Deshalb ziehen viele in den Norden Tunesiens.

Einzelnachweise

  1. a b c taz.de vom 11. Juli 2008 Fußnote 1
  2. taz.de vom 11. Juli 2008
  3. Rote-Fahne-News (Online-Nachrichtenmagazin der MLPD) vom 16. April 2011
  4. Arbeit Zukunft online vom 23. Januar 2011

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