Garibald I.

Garibald I.

Garibald I. (* nach 500; † um 593) war der erste namentlich bekannte Herzog von Baiern.

Leben

Garibald war ein früher Vertreter der Agilolfinger, ohne dass geklärt werden könnte, woher die Dynastiebezeichnung stammt und wer seine Eltern waren. Zum Teil wird von einer engen Verwandtschaft mit den Merowingern ausgegangen - die Fredegar-Chronik berichtet, er sei fränkischer Herkunft -, andere nennen einen Theodo II. oder einen Agiwald von Meaux als Vater, letzterer ein Sohn des Agilolf von Meaux, aber auch eine Verbindung zu langobardischen Herrschern oder zum Suebenfürsten Agilulf wird für möglich gehalten. Angesichts dieser Unsicherheiten ist auch unklar, ob die Baiern vor Garibald einen Herzog besaßen. Die Landnahme bzw. Ethnogenese fällt jedenfalls in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts. Die gelegentlich genannten „Herzöge“ Theodon I., Theodon II. sowie Theodon III. dürften allerdings eher in den Bereich der Sagen gehören.

Um 548 erhielt Garibald den Herzogstitel für Baiern; um 555 heiratete er Walderada, die Tochter Wachos, des Königs der Langobarden (ca. 510–540). Sie war die Witwe König Theudebalds von Austrasien und danach die Frau des fränkischen Königs Chlothar I. gewesen, der sich wegen kirchlichen Widerspruchs jedoch von ihr trennen musste und sie nun „einem der Seinen“, eben dem Baiern-Herzog, zur Gemahlin gab. Diese Tatsache zeigt sowohl die Abhängigkeit Garibalds von Chlothar als auch seine Königsnähe.

Die innenpolitischen Schwierigkeiten des Merowingers boten Garibald bald Gelegenheit zu eigener, raffinierter Politik im Bunde mit den 568 in Italien eingerückten Langobarden, mit denen ihn ein Interesse an der Brenner-Verona-Route verband. Er vermählte eine Tochter mit den langobardischen Herzog Ewin (Eoin) von Trient, der etwa zur gleichen Zeit (575) von den Franken angegriffen wird. Das ist ein Hinweis darauf, dass der Langobarde sich durch ein Bündnis mit seinem nördlichen Nachbarn gegen ähnliche fränkische Angriffe abzusichern suchte.

Als die Franken 584 erneut die Langobarden bedrohten, schloss sich der neue Langobardenkönig Authari, nachdem ihm die Verständigung mit den Franken misslungen war, an die Baiern an. Offenbar führte Garibalds Annäherung an die Langobarden dazu, dass die Franken im Jahre 589 auch gegen ihn militärisch vorgingen, jedenfalls flohen in diesem Jahr die Kinder Theodelinde und Gundoald nach Italien zu den Langobarden: Garibalds Tochter Theodelinde heiratete, obwohl sie mit dem Merowinger Childebert verlobt war, den langobardischen König Authari; Garibalds Sohn Gundoald wird Herzog von Asti und als Vater König Ariperts I. Ahnherr und Stammvater der agilolfingischen Langobardenkönige.

591 erfolgte allerdings eine Verständigung der Franken mit den Langobarden, deren Folgen für Baiern schwerwiegend sind, was aus dem zur gleichen Zeit in Baiern erfolgten Herrscherwechsel ersichtlich ist, der das Land zum ersten Mal in Abhängigkeit von den Franken zu zeigen scheint: Garibald wird offenbar um diese Zeit samt seinem Sohn Grimoald vom Merowingerkönig abgesetzt, aber durch Verwandte im Dukat abgelöst, in deren Haus die gleichen Leitnamen auftreten. Um 593 folgte jedenfalls Tassilo I. im Herzogsamt, ohne dass die näheren Umstände bekannt wären, etwa, ob diese Nachfolge durch den Tod Garibalds oder durch dessen Absetzung durch die Franken veranlasst ist. Über das weitere Schicksal Garibalds ist nichts bekannt.

Nachkommen

Literatur


Vorgänger Amt Nachfolger
Herzog von Baiern
548–595
Tassilo I.

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