- Gay agenda
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Der Begriff gay agenda (dt. homosexueller Plan bzw. homosexuelle Taktik, im Sinne von homosexuelles Kampfprogramm) ist eine politische Phrase, die von Gegnern der Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen benutzt wird, zumeist von Konservativen (insbesondere von evangelikalen Fundamentalisten in den USA). Sie beschreiben damit ihre Wahrnehmung der Lesben- und Schwulenbewegung und ihrer Ziele.
Hinter dem Begriff steht die Ansicht, homosexuelle Menschen würden versuchen, immer mehr Menschen zur Homosexualität zu bekehren, und ein Ende der Ehe und der traditionellen Familie herbeiführen zu wollen. Differenziertere Darstellungen, in denen eine vielfältigere Sicht der internen Debatten innerhalb der Lesben- und Schwulenbewegung erscheint, werden durch die Verwendung des Begriffs zugunsten eines potentiell bedrohlichen, einheitlichen Bildes verwischt. So werden die Ziele der Befürworter von Lebensformenpolitik mit denen von Menschen, die die Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften öffnen wollen, ebenso wie die Ziele von „Tunten“ und Transgender mit denen der Befürworter von Heteroverhalten zu einer nicht existierenden Einheit vermischt.
Laut den Benutzern des Ausdrucks wollen Homosexuelle einen „master plan“ durchsetzen, zu dem u. a. die „völlige Zerrüttung der Familie“, eine „geschwächte und machtlose Kirche“, „die Zensur des Klerus und christlicher Medien“, und die Erteilung von „Sonderrechten“ für Minderheiten gehören. Auch sollen die Legalisierung pädosexueller Kontakte, die „Indoktrination von Kindern durch das öffentliche Schulsystem“ und die Polygamie (Mehrehe) zu diesem Plan gehören, so James Dobson, Direktor von Focus on the Family.
Supreme Court Justice Antonin Scalia verwendete den Begriff „homosexual agenda“ in seiner Minderheitsmeinung im Fall Lawrence v. Texas, als er schrieb: „Die Juristenkultur gehört im großen und ganzen zu den Befürwortern der sogenannten homosexuellen Agenda.“
Eine parodistische Übersteigerung von Positionen der religiösen Rechten zur "Gay Agende" findet sich unter anderem bei der von Paul A. Bradley erfundenen fiktiven Baptistin Betty Bowers.
Literatur
- Ariane Manske: Conservative Correctness. Eine protonormalistische Antwort auf Flexibilisierungstendenzen in den 90er Jahren. In: Ariane Manske: Political Correctness und Normalität. Die amerikanische PC-Kontroverse im kulturgeschichtlichen Kontext. Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren, Heidelberg 2002, ISBN 3-935025-33-5, (Diskursivitäten 2), S. 231–250.
- Jack Nichols: The Gay Agenda. Talking Back to the Fundamentalists. Prometheus, Amherst NY 1996, ISBN 1-57392-103-3.
Weblinks
- Overhauling of Straight America (en) (1987)
- Focus on the Family zum „Master Plan“ (en)
- „homosexual agenda“ und der Fall Lawrence v. Texas (en)
- Michael Swift: Schwul-revolutionär, 15. Februar 1987, Gay Community News, mit Kommentaren (de). Ein teilweise polemisch überzogener, alter, Revolutionstext und wie ernst „das Schwulenmanifest“ von einigen Konservativen über 10 Jahre später genommen wird.
- Rainbow online: Marketingforscher: Homo-Bewegung ist mit „Kriegsführung“ so populär geworden, 14. Juli 2006
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