Gebäude der Reichsschuldenverwaltung

Gebäude der Reichsschuldenverwaltung
Gebäude der ehemaligen Reichsschuldenverwaltung, Ecke Oranienstraße (rechts) und Alte Jakobstraße.

Das Gebäude der Reichsschuldenverwaltung ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk in Berlin-Kreuzberg. Es trägt die Hausnummern Oranienstraße 106-109, Alte Jakobstraße 117-120 und Feilnerstraße 5-6 und nimmt mehr als ein Drittel des Häuserblocks zwischen diesen drei Straßen und der Lindenstraße ein. Die Reichsschuldenverwaltung wurde 1919 bis 1924 als erster großer Behördenbau der Weimarer Republik nach einem Entwurf des Architekten German Bestelmeyer errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Funktion des Gebäudes

Die 1820 gegründete, preußische „Hauptverwaltung der Staatschulden“ übernahm ab 1871 als „Reichsschuldenverwaltung“ die gleichen Aufgaben für das Deutsche Reich, blieb aber eine selbstständige Behörde des Landes Preußen. Mit der Einweihung am 1. April 1924[1] wurde sie, zeitgleich mit dem Einzug in den Bestelmeyer-Bau, als Teil der Reichsfinanzverwaltung eine untergeordnete Behörde des Deutschen Reichs. Ihre Aufgaben wurden in der Bundesrepublik Deutschland ab 1949 von der Bundesschuldenverwaltung übernommen, die seit 2002 Bundeswertpapierverwaltung hieß. 2006 wurde diese mit der Deutschen Finanzagentur zusammengelegt.

1995 bis 1999 abermals restauriert, beherbergt das Gebäude heute die Berliner Senatsverwaltungen für Integration, Arbeit und Soziales sowie für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz und die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM).

Von 2002 bis 2004 saßen Teile des Landesinstituts für gerichtliche und soziale Medizin Berlin in diesem Gebäude.

Architektur

Das Gebäude der Reichsschuldenverwaltung ist sechsstöckig und an der Ecke von Oranienstraße und Alter Jakobsstraße abgerundet. Zu den Straßenseiten hin verblenden Klinkersteine das Bauwerk; in den vier Innenhöfen sind die Wände verputzt. Die Gliederung der auffälligen Fassaden erfolgt durch fünf Reihen gleichgroßer Fenster, breite Lisenen und den von Hugo Lederer und Albert Kraemer stammenden Bauschmuck aus Terrakotta. Dieser besteht aus Zweiergruppen von Skulpturen, die Maria und Caritas darstellen, und allegorischen Plastiken, die für Handel (Hermeskopf), Ackerbau (Ährenbündel), Schifffahrt (Segelschiff) und Wissenschaft (Eule) stehen und an Koren erinnern sollen. Farblich setzen sich vor allem die Sockelelemente aus Muschelkalk ab. Die Architektur des Gebäudes, die „schier endlose Fassade des Komplexes“[1] führte dazu, dass das Gebäude in der Bevölkerung mit einem „liegenden Wolkenkratzer[1] verglichen wurde.

Runde Ecklösung an der Fassade des Gebäudes.

Die Reichsschuldenverwaltung benutzte das Gebäude bis fast zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Bombenabwürfe und Artilleriebeschuss beschädigten das Bauwerk schwer; ein Teil der Rundbogenfassade an der Ecke Alte Jakobstraße/Oranienstraße und die dahinter liegenden Decken stürzten ein. Das Bauwerk wurde bis 1958 wiederhergestellt und diente in der Folgezeit als Lagerhaus. Dabei wurden die Skulpturen von Hugo Lederer durch Repliken ersetzt.[1]

Im Zuge der Internationalen Bauausstellung 1984 wurde die Umgebung der Reichsschuldenverwaltung in den Jahren 1982 bis 1983 bzw. 1986 bis 1988 neu bebaut. Ziel war dabei, im Westen der im Krieg weitgehend zerstörten Luisenstadt eine Annäherung an die traditionelle Blockbebauung zu erreichen, nachdem mit den modernen Gebäuden der 1950er und 1960er Jahre die Blockstrukturen im Stadtviertel noch überwunden werden sollten. Die Reichsschuldenverwaltung integrierten die verantwortlichen Architekten unter städtebaulicher Leitung von Rob Krier dabei in die neue Wohnanlage Ritterstraße Nord im Doppelblock zwischen Ritterstraße, Alter Jakobstraße, Lindenstraße und Oranienstraße. Ein Teil der Neubauten wurde durch Verwendung von Klinkerfassaden optisch an den Bestelmeyer-Bau angepasst. Das Gebäude wurde am 24. September 1984 durch den Landeskonservator Berlin unter Denkmalschutz gestellt.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Aushang zur Geschichte des Gebäudes im Foyer der BIM. Eingesehen am 13. Februar 2011.

Literatur

  • Kathrin Chod, Herbert Schwenk und Hainer Weißpflug: Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain-Kreuzberg. Haude & Spener, Berlin 2003, ISBN 3-7759-0474-3, S. 312 („Reichsschuldenverwaltung“) und S. 401 („Wohnanlage Ritterstraße Nord“).

Weblinks

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