Gefährliche Geliebte

Gefährliche Geliebte

Gefährliche Geliebte (jap. 国境の南、太陽の西, kokkyō no minami, taiyō no nishi, dt. „Südlich der Grenze, westlich der Sonne“) ist ein Roman des japanischen Schriftstellers Haruki Murakami aus dem Jahr 1992. Eine deutsche Fassung basiert nicht auf dem Original, sondern der englischen Übersetzung.

Hajime lernt in der Kindheit Shimamoto kennen. Beide sind Einzelkinder. Sie verstehen sich prächtig und können über alles reden. Doch im Alter von zwölf Jahren ist Hajime noch nicht bereit für eine Beziehung und als er dann auch noch umzieht, kann aus der Kindheitsliebe nichts werden.

In späteren Jahren hat er zahlreiche Liebschaften, bis er Yukiko findet und heiratet. Durch einen Kredit ihres Vaters eröffnet er erst eine, dann zwei Jazz-Bars. Doch er kann Shimamoto auch als (zumindest nach außen) glücklicher Familienvater nicht vergessen und als sie ihm wieder begegnet, bringt sie sein Leben vollends durcheinander.

Inhaltsverzeichnis

Handlungsablauf

Der 1951 geborene Hajime wächst als Einzelkind in einem Tokioer Vorort auf. Als er zwölf Jahre alt ist, lernt er Shimamoto, ebenfalls Einzelkind, kennen. Sie besuchen gemeinsam die Schule. Da sie in seine Nachbarschaft, nur „einen Steinwurf voneinander entfernt“, gezogen ist, setzt man sie in der Schule zusammen, und da sie leicht gehbehindert ist, wird Hajime von seinem Lehrer angewiesen, sich um sie fortan zu kümmern. So freunden sich beide, eingedenk, dass sie Einzelkinder sind, an und gehen gemeinsam nach der Schule in die elterliche Wohnung Shimamotos, in der sie Rossinis neununddreißig Opern-Ouvertüren, Beethovens Pastoral-Symphonie, eine der beiden Peer-Gynt-Suiten Griegs, Liszts drei Klavierkonzerte, Händels sechs Orgelkonzerte und Mozarts dreiundzwanzig Streichquartette sich in dem Laufe der Zeit anhören. Beiden entsteht in vertrauten Gesprächen ein Gefühl gemeinsamer Geborgenheit und Zuneigung, Vorboten späterer Gefühle, die unentwirrbar zu werden drohen. Nach Beendigung ihrer Grundschulzeit, ziehen Hajimes Eltern zwei Häuserblocks weiter, so dass die gemeinsame Welt ihrer ersten Jugend ein Ende nimmt.

Hajime lernt nun Izumi kennen, die ihn bittet, sich ihrer erwachenden Geschlechtlichkeit noch nicht in vollem Maße zuzuwenden, sondern ihr Zeit, sich auf ihn einzustellen, zu gewähren. Hajime muss erkennen, dass er schwach ist, dass er die auf ihn innerlich eindringenden unabweisbaren Gefühle nach geschlechtlicher Vereinigung nicht von sich abzuweisen in der Lage ist, so dass er, da Izumi ihn nicht erhört und seine Gefühle unbeantwortet sein lässt, sich ihrer namenlosen Cousine zuzuwenden sich entschließt. Es entsteht kurzzeitig zwischen beiden ein rein triebhaft sexuell bestimmtes Verhältnis, das Hajime leerer denn je zurücklässt. Durch einen Zufall erfährt Izumi von dem Betrug ihres Freundes Hajime. Sie sieht sich durch dessen Lüge in ihrer menschlichen Integrität zutiefst verletzt und kündigt das Bündnis mit Hajime, das sie beide in eine Welt tragen sollte, die auf gegenseitigem Vertrauen gründet.

Hajime ist nun in einem Alter, in dem er das Kollege besucht. Affären durchziehen sein Leben. Nach Beendigung seiner Kollege-Studien tritt er eine unbedeutende Stelle in irgendeinem Buchverlag an, deren einseitige Arbeiten ihn weiter in sich, äußerlich unbefriedigt, zurückziehen lassen. Da begegnet er, scheinbar zufällig, einer Frau, die ihn an seine erste Jugendliebe Shimamoto erinnert. Wie gebannt verfolgt er diese Gestalt durch die regennassen Straßen Tokios. Als die fremde Frau erkennt, dass sie verfolgt wird, betritt sie eine Telephonzelle. Wenig später erfässt Hajime die entschiedene Hand eines gedrungenen Mannes, der ihn durch eindrückliche Worte auffordert, von einer weiteren Verfolgung der Frau abzulassen. Als Bekräftigung überreicht er Hajime einen Briefumschlag, dessen Inhalt sich auf 100.00 Yen beläuft.

Hajimes eintönig verlaufendes und versagt habendes Leben nimmt eine plötzliche Wende, indem er nach zwei Jahren nach dem Vorfall mit einem ihm äußerst mysterienhaft anmutenden Mann, der ihn den Geldbriefumschlag aufzwang, auf Yukiko trifft. Hajime ist nun dreißig Jahre alt. Aus vermeintlicher Zuneigung bittet er Yukiko, Tochter eines reichen Tokioer Bauunternehmers, seine Frau werden zu wollen. Yukiko willigt ein, da sie ihn aufrichtig zu lieben scheint. Hajime erhält von seinem Schwiegervater Geld, mit dessen Ausstattung er zwei Jazz-Bars gründet, die er nach seinem Geschmack einrichten lässt. Nach sechs Jahren stößt er auf einen alten Schulkameraden, der ihm von Izumi zu berichten weiß. Er sagt, diese habe sich vollkommen verhärtet, innerlich wie äußerlich. Ihr Gesicht zeige Spuren einer Entfremdung, die selbst Unbekannten Angst einflößen. Dieser Schulkamerad, der sich einst in Izumi verliebt hatte und ihn, Hajime, um dessen scheinbares Glück beneidete, zeigt sich nun selbst über die Verlorenheit, die Izumi ereilt hat, entsetzt, die ihn sprachlos macht.

In dieser Situation, in der Hajime mit der Schuld seiner ersten Untreue ausweglos sich konfrontiert sieht, betritt, vollkommen unerwartet, Shimamoto die Bühne des Geschehens. Hajime und Shimamoto erscheinen in dem weiteren Verlauf einer unerträgliche werdenden Spannung der Handlung als Marionetten, deren einzelne schicksalshafte Fäden von einer Macht dirigiert werden, die in den Tod weist.

Sonstiges

2000 ließ ein durch den Roman entfachter Streit zwischen Marcel Reich-Ranicki und Sigrid Löffler im Literarischen Quartett diese aus der Sendung aussteigen.

Der japanische Titel (国境の南、太陽の西; kokkyō no minami, taiyō no nishi) ist eine Metapher für das Reich der Toten. Daher liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei der Erscheinung von Shimamoto lediglich um einen Geist handelt. Leider geht dies in der Übersetzung jedoch völlig verloren.

Der Roman war im Jahr 2005 das Buch für die Stadt in Köln.

Literatur

Weblinks


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