Geistliche Gemeinschaft

Geistliche Gemeinschaft

Eine geistliche Gemeinschaft ist eine Gruppierung innerhalb der römisch-katholischen Kirche, welche in einer ihr originären Form den Glauben lebt. Das bedeutet, dass beispielsweise ein bestimmtes Charisma, wie Freiheit oder Gemeinschaft wichtig ist, ein besonderer Heiliger eine wichtige Stellung einnimmt oder es eine besondere Gebetskultur gibt, um die religiöse Orientierung zu intensivieren. Viele Gemeinschaften wurden von einer Gründerpersönlichkeit ins Leben gerufen. Die größeren Gemeinschaften, die eine höhere Relevanz in der Evangelisation erlangt haben, aber mitunter nur eine geringere Verbindlichkeit untereinander begründen, werden vorzugsweise als Neue Geistliche Bewegungen, italienisch Movimenti, bezeichnet; manche geistliche Gemeinschaften sind Laienbewegungen. Da das Phänomen der neuen geistlichen Gemeinschaften noch relativ jung ist, fällt die nähere Abgrenzung zwischen Bewegungen und Gemeinschaften schwer. Von der römisch-katholischen Kirche anerkannte geistliche Gemeinschaften können in der Liste der geistlichen Gemeinschaften der römisch-katholischen Kirche gefunden werden.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Geistliche Gemeinschaften sind oft international organisiert. Im Unterschied zu den traditionellen und kirchenrechtlich anerkannten Ordensgemeinschaften wird aber meist kein Leben nach den Evangelischen Räten verlangt. Zum Teil ist ein ordensähnliches Leben in den Gemeinschaften jedoch möglich.

Bedeutung

Bis vor wenigen Jahrzehnten beschränkten sich die Strukturen der christlichen Kirchen auf die Gemeinden, Diözesen, Landeskirchen und auf Orden, insbesondere Klöster.
Die geistlichen Gemeinschaften arbeiten ergänzend neben diesen Strukturen. Während tendenziell die aktiven Mitgliederzahlen der traditionellen Gemeinden/Gemeinschaften eher rückläufig sind, wachsen viele geistliche Gemeinschaften; besonders kann man diesen Effekt auf den Weltjugendtagen (seit 1984) feststellen, auf denen mittlerweile der größere Teil der Pilger zu diesen Bewegungen zählt.

Papst Benedikt XVI. sprach bei seiner Weltjugendtagspredigt 2005 die neuen geistlichen Gemeinschaften persönlich an:

„Natürlich reichen Bücher allein nicht aus. Bildet Gemeinschaften aus dem Glauben heraus. In den letzten Jahrzehnten sind Bewegungen und Gemeinschaften entstanden, in denen die Kraft des Evangeliums sich lebendig zu Worte meldet. Sucht Gemeinschaft im Glauben, Weggefährten, die gemeinsam die große Pilgerstraße weitergehen, die uns die Weisen aus dem Orient zuerst gezeigt haben. Das Spontane der neuen Gemeinschaften ist wichtig; aber wichtig ist auch, dabei die Gemeinschaft mit dem Papst und den Bischöfen zu halten, die uns garantieren, dass wir nicht Privatwege suchen, sondern wirklich in der großen Familie Gottes leben, die der Herr mit den zwölf Aposteln begründet hat.“

Papst Benedikt XVI.[1]

Zusammenarbeit der geistlichen Gemeinschaften

Ein Zeichen der stärkeren Verbindung zwischen den geistlichen Gemeinschaften war der von Papst Johannes Paul II. initiierte erste Weltkongress der geistlichen Gemeinschaften an Pfingsten 1998 in Rom. Am 8. Mai 2004 fand in Stuttgart ein internationales ökumenisches Treffen von über 150 geistlichen Gemeinschaften statt, welches ein bedeutsamer Schritt auf der Annäherung der Gruppen und den Belangen der Ökumene darstellt. Einen besonderen Einsatz bei der Vernetzung der Gruppierungen leistet die Fokolarbewegung. Diese ist auch Gastgeberin des zweiten Weltkongresses von über 100[2] römisch-katholischen geistlichen Gemeinschaften in Rocca di Papa an Pfingsten 2006, der vom Päpstlichen Rat für die Laien organisiert und von Papst Benedikt XVI. unterstützt wurde. Nach diesem Kongress feierte der Papst mit den geistlichen Gemeinschaften am 3. Juni 2006 eine Vigil auf dem Petersplatz, an der etwa 300.000 Gläubige teilnahmen.

Vom 10. bis zum 12. Mai 2007 fand in Stuttgart ein zweites internationales Treffen von mehr als 200 geistlichen Gemeinschaften und Bewegungen aus allen christlichen Konfessionen statt. Träger dieser Initiative, die vor allen Dingen den Beitrag der Christen für ein Europa der Zukunft darstellen möchte, aber auch globale Ziele hat, waren auf katholischer Seite die Fokolarbewegung und die Gemeinschaft Sant'Egidio, sowie auf evangelischer Seite der CVJM. Teilgenommen haben rund 12.000 Mitglieder der verschiedenen Bewegungen.

Literatur

Einzelnachweis

  1. Predigt von Papst Benedikt XVI. bei der Abschlussmesse des Weltjugendtags 2005
  2. Auf der Website des Päpstlichen Rates der Laien findet sich eine Liste aller teilnehmenden Gemeinschaften

Weblinks


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