- Geophysik im engeren Sinn
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Die Geophysik ist ein Teilgebiet der Geowissenschaften und gleichzeitig der Physik. Sie erforscht die physikalischen Eigenschaften und Vorgänge der Erdkruste und des Erdinnern (Physik der festen Erde, die Geophysik im engeren Sinn), umfasst aber genauso die Physik der Ozeane (Ozeanografie), der Atmosphäre (Meteorologie) und der Planeten unseres Sonnensystems.
Sie beschäftigt sich dabei vornehmlich mit natürlichen Erscheinungen und Vorgängen der Erde und ihrer Umgebung, sowie mit technischen Aspekten (s. Angewandte Geophysik) und geophysikalischen Karten.
Teilbereiche
Die Geophysik lässt sich nach unterschiedlichen Kriterien in weitere Teilgebiete untergliedern. Je nach gewähltem Kriterium ergeben sich unterschiedliche Untergliederungen, deren enthaltene Teilgebiete sich teils überlappen können. Ein solches Kriterium zur Untergliederung ist die räumliche Aufteilung der Erde in mehrere Sphären, auf deren Erforschung sich verschiedene Teilgebiete spezialisiert haben:
- Die Physik der festen Erde, oft auch als „Geophysik im engeren Sinne“ oder „Allgemeine Geophysik“ bezeichnet.
- Die Hydrologie, oder Physik der Hydrosphäre (einschließlich der Wissenschaft vom Wasserbau und der Wasserwirtschaft).
- Die Meteorologie, oder Physik der unteren Atmosphäre (insbesondere der Troposphäre).
- Die Aeronomie, oder Physik der hohen Atmosphäre oder Hochatmosphäre (einschließlich der Ionosphäre und Magnetosphäre).
- Die Planetologie als Verallgemeinerung der Geophysik auf andere Planeten (wobei man die Geophysik auch umgekehrt als Teilgebiet der Planetologie ansehen kann).
Alternativ lässt sich die Geophysik auch nach den verwendeten Forschungsmethoden und deren Anwendungsbezug untergliedern. Diese Untergliederung wird besonders häufig auf die Physik der festen Erde, oder „Allgemeine Geophysik“ angewandt, wobei sich die folgenden drei Teilbereiche ergeben:
- Die theoretische Geophysik befasst sich mit den mathematischen Grundlagen der Geophysik und deren Anwendung zur Simulation geophysikalischer Vorgänge. Einige typische Themen der theoretischen Geophysik sind die Strömungsmechanik, die Potentialtheorie, die Wellengleichungen oder die Geodynamik.
- Die experimentelle Geophysik befasst sich mit Laborversuchen. Häufig geht es dabei um die Untersuchung von Materialeigenschaften, unter Bedingungen, wie sie im Erdinnern herrschen. Handelt es sich bei den untersuchten Materialien um Gesteine, so nennt man diesen Forschungszweig auch Petrophysik. Ein typisches Beispiel wäre die Bestimmung der Schall-Leitfähigkeit verschiedener Gesteine unter hohem Druck in einer Materialpresse. Letztlich wird manchmal auch die Numerische Simulation der experimentellen und nicht der theoretischen Geophysik zugeordnet.
- Die Angewandte Geophysik befasst sich mit der Erkundung des Untergrundes mit geophysikalischen Messmethoden für praktische Anwendungen. Am bedeutendsten ist die Exploration zur Suche von Rohstoffen, wie zum Beispiel Erdöl, Wasser oder Erzen. Auch die Auffindung geeigneter Endlagerstätten, die Untersuchung von Deponien und anderen Altlasten, die Baugrunduntersuchung, und die Untersuchung des Untergrundes zu Zwecken der Landwirtschaft (Agrogeophysik) fallen in diesen Bereich. Letztlich werden Methoden der angewandten Geophysik auch für akademische Fragestellungen, insbesondere in der Archäologie (Archäometrie), eingesetzt. Werden geophysikalische Erkundungen nicht von der Erdoberfläche, sondern von einem Bohrloch aus durchgeführt, so spricht man von der Bohrlochgeophysik, einem weiteren Unterbereich der angewandten Geophysik.
Da sich die Geophysik vornehmlich mit jenen Gebieten der Erde befasst, die für direkte Messungen nicht zugänglich sind, werden oft Verfahren der Fernerkundung eingesetzt. Diese laufen meist darauf hinaus, dass ein physikalisches Feld nahe der Erdoberfläche ausgemessen wird, um es dann mit mathematischen Methoden in die interessierenden Tiefen- oder Höhenbereiche zu extrapolieren. Die Details der angewandten Mess- und Auswertungsverfahren variieren stark je nach der untersuchten Messgröße (Erdbeschleunigung, elektrische oder magnetische Feldstärke, etc.), dem beobachteten Frequenzbereich, und der dabei auftretenden grundlegenden Feldcharakteristik (Potenzialfeld, Diffusionsfeld oder Wellenfeld; abhängig von den zugrunde liegenden Differentialgleichungen). Insbesondere die Feldcharakteristik hat großen Einfluss auf die verwendbaren Auswertungsverfahren. Daher seien hier einige typische Erkundungsverfahren der Geophysik nach der zutreffenden Feldcharakteristik aufgeführt:
- Potenzialverfahren (Potenzialfelder, elliptische Differentialgleichungen)
- Diffusionsverfahren (Diffusionsfelder, parabolische Differentialgleichungen):
- Magnetotellurik (MT, auch Spezialformen wie AMT, LMT, RMT)
- Geoelektromagnetik (inklusive Transienter Elektromagnetik, kurz TEM)
- Very Low Frequency (kurz VLF-Verfahren)
- Wellenverfahren (Wellenfelder, hyperbolische Differentialgleichungen):
- Seismologie und Seismik
- Georadar (Ground Penetrating Radar, kurz GPR)
- Sonderfall (Strahlung):
Fachverbände
Die globalen Forschungsagenda der Geophysik werden im Rahmen der IUGG (Internationale Union für Geodäsie und Geophysik) und ihren 7 Assoziationen koordiniert. Für regionale und technische Aufgabenbereiche und die Rohstofferkundung gibt es weitere Organisationsformen. [1]
Organisation der Geophysik im deutschsprachigen Raum – Die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft e.V.: [2]
Die Weltweit größte Geophysikalische Gesellschaft, mit Schwerpunkt im akademischen Bereich: [3]
Die wahrscheinlich derzeit zweitgrößte Gesellschaft, mit Schwerpunkt im angewandten Bereich (insbesondere Rohstoffsuche): [4]
Weblinks
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