Georg Liebscher

Georg Liebscher

Georg Liebscher (* 8. Februar 1853 in Magdeburg; † 8. Mai 1896 in Göttingen) war ein deutscher Pflanzenbauwissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Studienzeit

Georg Liebscher, Sohn des Magdeburger Pastors Johann Liebscher, war nach der Absolvierung eines Gymnasiums in Magdeburg und einer landwirtschaftlichen Lehre zunächst als Verwalter in landwirtschaftlichen Betrieben tätig. Von 1874 bis 1875 studierte er an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. 1875 setzte er sein Landwirtschaftsstudium an der Universität Halle fort, wo er 1879 bei Julius Kühn mit einer Arbeit über die Ursachen der Rübenmüdigkeit promovierte.

1880 ging er für ein Jahr als Leiter der agronomisch-geologischen Landesaufnahme nach Japan. Eine Buchveröffentlichung über die Erkenntnisse und Erfahrungen dieses Forschungsaufenthaltes fand bei seinen Fachkollegen hohe Anerkennung. Mit dieser Arbeit habilitierte er sich 1883 an der Universität Jena.

Dozent an der Universität Jena

Bereits 1882 hatte Liebscher die Verwaltung des Landwirtschaftlichen Instituts an der Universität Jena übernommen. Hier wirkte er - zunächst als Privatdozent, später als a. o. Professor - bis zum Jahre 1889. Der Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit galt den Fragen der Düngung. Aufgrund von Ergebnissen aus Gefäß- und Feldversuchen erweiterte er die damalige Düngungstheorie. Er forderte, die individuellen Nährstoffbedürfnisse und die Ausbildung der Wurzelsysteme der einzelnen Pflanzenarten bei der Bemessung der Düngergaben zu berücksichtigen.

Professor an der Universität Göttingen

1889 ging Liebscher für ein knappes Jahr an die Landwirtschaftliche Hochschule Bonn-Poppelsdorf. 1890 wurde er als Nachfolger von Gustav Drechsler o. Professor und Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Göttingen.

In Göttingen setzte Liebscher die in Jena begonnenen Experimente über das Düngerbedürfnis der Kulturpflanzen fort. 1895 fand er ein allgemeingültiges pflanzenphysiologisches Gesetz, wonach die Pflanzen den im Minimum vorhandenen Produktionsfaktor zu umso größerer Substanzproduktion ausnutzen, je mehr die anderen Produktionsfaktoren in optimalen Verhältnissen vorliegen. Als Ergänzung zu dem von Carl Philipp Sprengel und Justus von Liebig formulierten Gesetz vom Minimum bedeutete Liebschers Gesetz vom Optimum einen wichtigen Erkenntnisfortschritt auf dem Gebiet der Entwicklungsphysiologie der Kulturpflanzen.

Von 1888 bis zu seinem Tode leitete Liebscher die wissenschaftliche Auswertung der von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft organisierten Getreide-Anbauversuche. Mit diesen Versuchen wurde erstmals der Anbauwert der wichtigsten deutschen Getreidesorten an verschiedenen Standorten nach einem einheitlichen Versuchsplan geprüft. Die von Liebscher in den "Jahrbüchern der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft" veröffentlichten Sortenberichte zeigen eindrucksvoll seine Fähigkeit, die dabei erzielten Ergebnisse sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis nutzbar zu machen.

Liebscher, der während seiner Amtszeit in Göttingen auch das Journal für Landwirtschaft redigierte, verstarb nach längerer Krankheit bereits im Alter von 43 Jahren. Er war einer der ideenreichsten Vertreter auf dem Gebiet der Düngerlehre. Mit seiner Forderung, die unterschiedlichen Nährstoffbedürfnisse der Kulturpflanzen in der Düngungspraxis stärker zu berücksichtigen, gehört er zu den Wegbereitern einer auf physiologischen Grundlagen basierenden Pflanzenbauwissenschaft.

Schriften

  • Über die Beziehungen von Heterodera schachtii zur Rübenmüdigkeit. Diss. phil. Halle-Wittenberg 1879.
  • Japan´s landwirthschaftliche und allgemeinwirthschaftliche Verhältnisse. Nach eignen Beobachtungen dargestellt. Verlag von Gustav Fischer Jena 1882.
  • Der Verlauf der Nährstoffaufnahme und seine Bedeutung für die Düngerlehre. Verlag von Paul Parey, Berlin 1888. Separatdruck aus: Journal für Landwirthschaft Bd. 35, 1887, S. 335-518.
  • Das landwirtschaftliche Studium an der Universität Göttingen. Verlag von Paul Parey, Berlin 1893.
  • Untersuchungen über die Bestimmung des Düngerbedürfnisses der Ackerböden und Kulturpflanzen. In: Journal für Landwirtschaft Bd. 43, 1895, S. 49-216 (mit den wichtigsten Ergebnissen seiner Düngungsforschung).
  • Anbau-Versuche mit verschiedenen Sommer- und Winterweizen-Sorten. Begonnen von weil. Prof. Dr. Liebscher-Göttingen, weitergeführt und bearbeitet von Prof. Dr. Edler-Jena. In: Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 32, 1898. 130 S.

Literatur

  • B. Tollens: Nachruf auf den verstorbenen Haupt-Herausgeber des Journal für Landwirtschaft Prof. Dr. Georg Liebscher. In: Journal für Landwirtschaft Bd. 44, 1896, S. 201-210 (mit Bild vor S. 105).
  • Wolfgang Böhm: Göttinger Pflanzenbauwissenschaftler. Eine Bibliographie. Regensburg 1988 (mit vollständigem Verzeichnis aller Schriften von und über Georg Liebscher, S. 21-31).
  • Hermann Grünzel: Prof. Dr. phil. Georg Liebscher. In Magdeburger Biographisches Lexikon, Scriptum Verlag Magdeburg 2002, S. 419-420. ISBN 3-933046-49-1

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Georg Liebscher — (* 8 février 1853 à Magdebourg ; † 8 mai 1896 à Göttingen) était un agronome allemand. Publications Über die Beziehungen von Heterodera schachtii zur Rübenmüdigkeit. Diss. phil. Halle Wittenberg 1879. Japan´s… …   Wikipédia en Français

  • Liebscher — ist der Name von Dierck Ekkehard Liebscher (* 1940), deutscher Physiker Georg Liebscher (1853 1896), deutscher Pflanzenbauwissenschaftler Hans Jürgen Liebscher (* 1936), deutscher Hydrologe Heinz Liebscher, deutsche Philosoph Joachim Liebscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Klaus — (* 28. Dezember 1912 in Nürnberg; † 29. Juli 1974 in Berlin) war ein deutscher Philosoph, Schachspieler und Schachfunktionär. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Der Philosoph 3 Schac …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Carl Adolph Hasenpflug — (* 23. September 1802 in Berlin; † 13. April 1858 in Halberstadt) war ein deutscher Maler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Galerie 4 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Lie — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Либшер — (чеш. Liebscher)  чешская и немецкая фамилия. Карел Либшер (1851 1906)  чешский художник. Брат художника Адольфа Либшера. Либшер, Адольф (1857 1919)  чешский художник. Брат художника Карела Либшера. Либшер, Георг (р. 1853… …   Википедия

  • Liebig'sches Minimumgesetz — Veranschaulichung: eine Tonne, in der eine Daube nicht ganz so lang ist wie die restlichen, lässt sich nur bis zur Höhe dieser Latte füllen, genauso kann ein Organismus sich nur dementsprechend entwickeln, wie es der am geringsten vorhandene… …   Deutsch Wikipedia

  • Liebigsches Minimumgesetz — Veranschaulichung: eine Tonne, in der eine Daube nicht ganz so lang ist wie die restlichen, lässt sich nur bis zur Höhe dieser Latte füllen, genauso kann ein Organismus sich nur dementsprechend entwickeln, wie es der am geringsten vorhandene… …   Deutsch Wikipedia

  • Minimum-Tonne — Veranschaulichung: eine Tonne, in der eine Daube nicht ganz so lang ist wie die restlichen, lässt sich nur bis zur Höhe dieser Latte füllen, genauso kann ein Organismus sich nur dementsprechend entwickeln, wie es der am geringsten vorhandene… …   Deutsch Wikipedia

  • Minimumtonne — Veranschaulichung: eine Tonne, in der eine Daube nicht ganz so lang ist wie die restlichen, lässt sich nur bis zur Höhe dieser Latte füllen, genauso kann ein Organismus sich nur dementsprechend entwickeln, wie es der am geringsten vorhandene… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”