- George Lachmann Mosse
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George Lachmann Mosse (* 20. September 1918 in Berlin; † 22. Januar 1999 in Madison, Wisconsin) war ein US-amerikanischer Historiker deutscher-jüdischer Herkunft.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Als Sohn der Verleger Hans und Felicia Lachmann-Mosse wuchs er behütet in Berlin auf. Er war ein Enkel des Berliner Zeitungsverlegers Rudolf Mosse und Großcousin des Historikers Werner E. Mosse.
Die Nationalsozialisten zwangen ihn aufgrund seiner jüdischen Herkunft zur Emigration, und Mosse floh zunächst nach Frankreich, dann nach England. Er studierte 1936–1939 in Cambridge, später am Haverford College in Haverford (Pennsylvania) in den USA, wo er 1941 seinen Bachelor ablegte. In dieser Zeit wurde Mosse US-amerikanischer Staatsbürger. In Harvard promovierte er 1946. Anschließend übernahm er Lehraufträge und eine Assistenzprofessur an der University of Iowa.
1955 wurde er Professor für Europäische Geschichte an der University of Wisconsin-Madison. Ab 1969 dozierte er jedes zweite Semester über Deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Seit 1993 war er zudem A. D. White Professor-at-Large der Cornell University.
Wirken
Als Historiker beschäftigte er sich besonders mit dem 20. Jahrhundert. Bekannt geworden ist er mit seinen Studien über die Geschichte des europäischen Judentums, des Rassismus und des Verhältnisses von Nationalismus und Sexualität.
Seit 2000 gibt es den George L. Mosse Prize[1] der American Historical Association.
George L. Mosse ist Namensgeber der Mosse-Lectures[2], einer seit 1997 stattfindenden Vortragsreihe an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Auszeichnungen und Ehrungen
- Goethe-Medaille des Goethe-Instituts (1988)
- Leo-Baeck-Medaille (1998) des Leo-Baeck-Instituts New York
- Ehrendoktorwürde der Universität Siegen (1998)
- An der University of Wisconsin ist das Gebäude für die Geisteswissenschaften nach Mosse benannt
Werke
(in deutscher Übersetzung bzw. in deutscher Sprache)
- Internationaler Faschismus, 1920-1945. Hrsg. v. Walter Laqueur und George L. Mosse. München, Nymphenburg, 1966.
- Linksintellektuelle zwischen den beiden Weltkriegen. Hrsg. v. Walter Laqueur und George L. Mosse. München, Nymphenburg, 1969.
- Kriegsausbruch 1914. Hrsg. v. Walter Laqueur und George L. Mosse. München, Nymphenburg, 1970.
- Ein Volk, ein Reich, ein Führer. Die völkischen Ursprünge des Nationalsozialismus. Königstein/Ts., Athenäum, 1979. ISBN 3-7610-8056-5
- Nationalismus und Sexualität. Hamburg, rowohlt, 1987. ISBN 3-499-55448-8
- Die Geschichte des Rassismus in Europa. Frankfurt am Main, Fischer, 1990. ISBN 3-596-10237-5
- "Ich bleibe Emigrant." Gespräche mit George L. Mosse. Irene Runge und Uwe Stelbrink. Berlin, Dietz, 1991. ISBN 3-320-01754-3
- Die völkische Revolution. Über die geistigen Wurzeln des Nationalsozialismus. Weinheim, Beltz Athenäum, 1991. ISBN 3-89547-903-9
- Die völkische Revolution. Über die geistigen Wurzeln des Nationalsozialismus. Frankfurt am Main, Anton Hain, 1991. ISBN 3-445-04765-0
- Jüdische Intellektuelle in Deutschland. Zwischen Religion und Nationalismus. Frankfurt am Main, Campus, 1992. ISBN 3-593-34627-3
- Gefallen für das Vaterland. Nationales Heldentum und namenloses Sterben. Stuttgart, Klett-Cotta, 1993. ISBN 3-608-91622-9
- Der nationalsozialistische Alltag. Weinheim, Beltz Athenäum, 1993. ISBN 3-89547-815-6
- Die Nationalisierung der Massen. Politische Symbolik und Massenbewegungen von den Befreiungskriegen bis zum Dritten Reich. Frankfurt am Main, Campus, 1993. ISBN 3-593-34939-6
- Das Bild des Mannes. Zur Konstruktion der modernen Männlichkeit. Frankfurt am Main, S. Fischer, 1997. ISBN 3-10-050605-7
- Der homosexuellen NS-Opfer gedenken. Mit einem Vorwort von Claudia Neusüß, einer Einleitung der Initiative HomoMonument und Beiträgen von George L. Mosse u.a. Berlin, Heinrich-Böll-Stiftung, 1999. ISBN 3-927-76036-6
- Aus großem Hause. Erinnerungen eines deutsch-jüdischen Historikers. München, Ullstein, 2003. ISBN 3-550-07583-9
Literatur
- Elisabeth Kraus: Die Familie Mosse. Deutsch-jüdisches Bürgertum im 19. und 20. Jahrhundert. München: Beck, 1999, ISBN 3-406-44694-9.
- Lothar Mertens: Er blieb ein Emigrant. Nachruf auf G. L. M. in: Sachor. Zeitschrift für Antisemitismusforschung, 9: Von der Emanzipation zur Entrechtung. Deutsch-jüdische Lebenswege Essen: Klartext, 1999 S. 87 - 89 ISSN 0948-2415 ISBN 3-88474-789-4
Einzelnachweise
- ↑ http://www.historians.org/prizes/index.cfm?PrizeAbbrev=Mosse George L. Mosse Prize der American Historical Association
- ↑ http://www.mosse-lectures.de Website der Mosse-Lectures an der Humboldt-Universität zu Berlin
Weblinks
- Literatur von und über George L. Mosse im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Umfassende Bibliografie (englisch)
- Offizielle Webseite der Mosse-Lectures an der Humboldt-Universität zu Berlin
- The George L. Mosse Program in History at the University of Wisconsin-Madison, mit Fotos, Tonaufzeichnungen von (englischsprachigen) Vorlesungen usw.
Träger und Trägerinnen der Leo-Baeck-MedailleAxel Springer | Fred W. Lessing | Fred Grubel | Ernst Cramer | Helmut Sonnenfeldt | George L. Mosse | W. Michael Blumenthal | Edgar Bronfman | Johannes Rau | Ruth Westheimer | Daniel Libeskind | Fritz Stern
Personendaten NAME Mosse, George L. KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Historiker deutscher Herkunft GEBURTSDATUM 20. September 1918 GEBURTSORT Berlin STERBEDATUM 22. Januar 1999 STERBEORT Madison (Wisconsin)
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