Gerd-Günter Voß

Gerd-Günter Voß
G. Günter Voß

Gerd-Günter Voß (* 24. Juni 1950 in Setterich, Nordrhein-Westfalen) ist ein deutscher Soziologe.

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Lebensweg

Nach dem Abitur 1968 war Voß bis 1974 Berufssoldat und studierte anschließend bis 1979 Soziologie, Politologie und Psychologie an der Universität München. Er war Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung und wurde bei Karl Martin Bolte in München 1984 promoviert und 1990 mit einer Schrift zur Begründung einer Soziologie alltäglicher Lebensführung habilitiert.

Bis 1994 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent an der Universität München und war zeitgleich Mitarbeiter an den Sonderforschungsbereichen 101 ("Sozialwissenschaftliche Berufs- und Arbeitskräfteforschung") und 333 ("Entwicklungsperspektiven von Arbeit"). Seit 1994 ist er Professor für Industrie- und Techniksoziologie an der TU Chemnitz.

Wissenschaftliche Ausrichtung

G. Günter Voß gilt als Vertreter einer in den 1980er Jahren aus empirischen Forschungsprojekten zur Arbeits- und Berufssoziologie konzeptionell von Karl Martin Bolte und anderen entwickelten, auf soziales Handeln bezogenen Subjektorientierten Soziologie. Voß entwickelte vor diesem Hintergrund 1998 in Verbindung mit Überlegungen zur Entgrenzung der Arbeit gemeinsam mit Hans J. Pongratz die richtungsweisende arbeitssoziologische Leitvorstellung einer sich verstärkt selbst vermarktenden Arbeitskraft („Arbeitskraftunternehmer“). 2005 veröffentlichte er gemeinsam mit Kerstin Rieder die These vom „arbeitenden Kunden“, derzufolge Verbraucher als warenkaufenden Konsumenten zunehmend als unbezahlte informelle Arbeitskräfte in betriebliche Funktionsprozesse eingebunden werden. Beide Prozesse rückbeziehen sich auf in den 1980er Jahren entwickelte Überlegungen zur mikro-empirischen Untersuchung des Alltagslebens über das soziologische Konzept der „Alltäglichen Lebensführung“, greifen einen Begriff von Max Weber auf und setzen sich zugleich vom ähnlich gelagerten Konzept des Lebensstils ab. Diese in der deutschen Gegenwartssoziologie vor allem von Voß entwickelten und publizierten Ansätze können als Beiträge zu einer reflexiv-handlungsorientierten Subjektsoziologie angesehen werden, deren weitergehende theoretische und methodologische Ausarbeitung und Begründung bisher noch aussteht.

Werke (Auswahl)

als Autor
  • Der Arbeitende Kunde. Wenn Konsumenten zu unbezahlten Mitarbeitern werden. Campus-Verlag, Frankfurt/M. 2005, ISBN 3-593-37890-6 (zusammen mit Kerstin Rieder).
  • Der Arbeitskraftunternehmer. Eine neue Grundform der Ware Arbeitskraft?. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Bd. 50 (1998), Heft 1, S. 131-158 (zusammen mit Hans J. Pongratz).
  • Lebensführung als Arbeit. Über die Autonomie der Person im Alltag der Gesellschaft. Enke, Stuttgart, 1991, ISBN 3-432-99421-4.
  • Subjektivierung von Arbeit. 2. Aufl. R. Hampp Verlag, Mering 2003, ISBN 978-3-87988-745-3 (zusammen mit Manfred Moldaschl).
als Herausgeber
  • Arbeitskraftunternehmer. Erwerbsorientierungen in entgrenzten Arbeitsformen. edition sigma, Berlin 2003, ISBN 3-89404-978-2 (zusammen mit Hans, J. Pongratz).
  • Dienstleistung als Interaktion. R. Hampp Verlag, Mering 2004, ISBN 3-87988-831-0 (zusammen mit Wolfgang Dunkel).
  • Entgrenzung von Arbeit und Leben. Zum Wandel der Beziehung von Erwerbstätigkeit und Privatsphäre im Alltag. R. Hampp Verlag, Mering 2003, ISBN 3-87988-798-5 (zusammen mit Karin Gottschall).
  • Handbuch Arbeitssoziologie. VS-Verlag, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-15432-9 (zusammen mit Fritz Böhle, Günther Wachtler).

Weblinks


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